Daten, Fakten, Aufklärung

Monat: Februar 2024

Ohne weitere Welle ins Frühjahr?

Laut den heute aktualisierten Sentinaldaten in Österreich gibt es keine Überraschungen. Bei einer Gesamtprobenzahl von n = 206 (deutlich gesunken) sind 26% von Influenza, wobei Influenza A weiter zurückgeht und Influenza B leicht zunimmt. Influenza B hat im Vorjahr die Saison mit einem deutlich flacheren Gipfel bis Anfang April gestreckt. RSV ist mit 11% stabil und SARS-CoV2 mit 1,4% stabil niedrig. Der Rest sind Rhinoviren und humane Coronaviren, die beide grippale Infekte verursachen – aber in der Regel kaum mit Spätfolgen verbunden sind.

Die Masern sind leider auch weiter am Vormarsch und daher sollte man seinen eigenen Impfpass einmal überprüfen. Wer nach 1970 geimpft wurde, hat den Lebendimpfstoff zumindest einmal erhalten (Masern-Mumps-Röteln-Kombinationsimpfung). Wer davon noch einen messbaren Impftiter vorzuweisen hat oder als Kind die Masern durchgemacht hat, ist lebenslang geschützt. Empfohlen wird aber schon länger eine zweite MMR-Impfung, um Impfversager vom ersten Mal mitzunehmen. Die 2. Impfung gilt daher nicht als Booster. Ich hab das vor kurzem unkompliziert in einer Ordination für Reiseimpfungen nachgeholt, ohne vorherige Titerbestimmung, denn Überimpfen geht nicht.

Viruslast im Abwasser, nach Bundesländern und Gesamt (schwarz), bis 20./21. Februar 2024

Die aktuelle Abwasserkurve zeigt eine Stabilisierung der SARS-CoV2-Werte auf niedrigem Niveau – geringer als im Winter 2022/2023, aber noch höher als im Juli 2023. Die dominante Variante ist JN.1 und Sublinien. In Vorarlberg gibt es einen leichten Wiederanstieg, der vor allem auf die Gebiete Hofsteig und Bregenz (unteres Rheintal) zurückzuführen ist, sich aber schon wieder abgeschwächt hat – wahrscheinlich ein lokaler Cluster. In Wien zeigt die Tendenz weiter nach unten – hier dürften die Werte nahe dem absoluten Minimum seit Beginn der Abwasseraufzeichnungen liegen.

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Drei Rekordwellen und keine Prävention

Abwassermonitoring Wien: Influenza, RSV und SARS-CoV2-Viruslast (Sonntagswerte), jeweils aktuelle Saison (rot) und Vorjahr (blau)

Die Krankheitswellen von SARS-CoV2, Influenza und RSV erreichten in diesem Winter neue Höchststände. Möglich gemacht hat dies das Ende von Public Health, das Ende jeglicher Primärprävention, die darauf abziehlt, Infektionen zu vermeiden, und Sekundärprävention wie die Impfung, die einen kleinen Teil an Infektionen vermeidet, aber vor allem schwere Verläufe verhindern kann.

Zumindest die Influenzakurve von diesem Jahr (rot) ist von den Werten zu hinterfragen, der scharfe Knick schaut unplausibel aus und im Vergleich zur Vorwoche sind die Höchstwerte im selben Zeitraum deutlich niedriger, da könnte also noch ein Hund drin sein. #GrainOfSalt

So oder so bleibt aber die Erkenntnis, dass wir mit signifikanten Krankheitswellen zu tun haben, die wir durch PRÄVENTION deutlich verringern könnten – wenn wir es denn nur wollen würden. Laufende Krankenstände sind das eine, die Spätfolgen das andere – und wer beides nicht für relevant hält, muss nur auf die Absagenflut im Skizirkus schauen – sowohl Ausfälle durch akute Krankheitsfälle oder schwere Stürze für alle schlechten Vorbilder, die trotz Krankheit Höchstleistungen vollbringen wollen, als auch vorzeitiges Karrierende von sehr jungen Sportlern, die gesundheitsbedingt aufhören müssen. Das C-Wort wird naturgemäß in den seltensten Fällen erwähnt – man möchte die Zuschauer schließlich nicht verunsichern, ihre eigene Verleugnung zu hinterfragen.

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Mangelnde journalistische Sorgfalt beim ORF: eine bittere Erkenntnis

Corona-Zitate von Infektiologe Wenisch (Klinik Favoriten) und Public-Health-Mediziner Sprenger (Uni Graz) sowie vom Sendungsverantwortlichen Settele (Dok1, ORF)

Am 20. September 2023 sendete der ORF die Dokumentation „Dok1 – Die verschwundene Seuche“ von Hanno Settele über SARS-CoV2. Ich schrieb am Folgetag einen ausführlichen Faktencheck zum Beitrag. In meinem Blogtext bin ich zudem darauf eingegangen, wie Settele auf Kritik an der Sendung reagiert hat – mit ad hominem-Angriffen und völlig uneinsichtig, als man auf die WHO-Statements zur Pandemie verwiesen hat.

Aufgrund dieser Uneinsichtigkeit schrieb ich an den ORF-Publikumsrat eine Beschwerde und begründete diese ausführlich. Ich unterlegte alle kritischen Kommentare mit mehreren Quellen/Fachliteratur, um meinen Standpunkt zu untermauern – schließlich bin ich kein Mediziner oder Biologe, und man glaubt mir nicht einfach so alles, nur weil ich es studiert habe (/end sarcasm). Lange geschah überhaupt nichts und ich hatte schon den Eindruck, man würde meine Anfrage ignorieren – am 31. Jänner 2024 kam schließlich die Stellungnahme vom Vorsitzenden des Beschwerdeausschusses, welche die Beschwerde als unbegründet abwies.

Sowohl die formale als auch inhaltliche Beantwortung meiner Beschwerde ist in meinen Augen skandalös , weswegen ich diese öffentlich mache: Schließlich finanziert der Steuerzahler in Österreich den ORF- seit 2024 mit einer allgemeinen Haushaltsabgabe. Es ist also auch im Interesse des Bürgers und der Bürgerin, dass die journalistische Qualität und die Standards im ORF eingehaltet werden. Denn wie mit Beschwerden und Anregungen umgegangen wird, hat auch Einfluss darauf, wie künftig überhaupt noch Kritik geübt werden kann und Verbesserungen möglich sind. Derzeit kann man das an den ORF-Kundendienst oder beim Pubikumsrat tun (Kontaktadressen).

Erst hinterher hab ich mich damit auseinandergesetzt, wie der Publikumsrat besetzt wird und wer für die Beantwortung von Beschwerden zuständig ist. Derzeit weisen 14 von 30 Mitgliedern im Publikumsrat ÖVP-Nähe auf. Das einzige Mitglied mit einem medizinisch-naturwissenschaftlichen Hintergrund ist der Internist Dr. Siegfried Meryn. Im Beschwerdeausschuss sitzt gar kein Naturwissenschaftler, dafür gilt der Vorsitzende Bernhard Wiesinger als Leiter der ÖAMTC-Interessensvertretung als ÖVP-nah und die stellvertretende Vorsitzende Barbara Nepp wurde von der FPÖ entsandt.

Das ist – diplomatisch formuliert – nicht übermäßig demokratisch, den staatlichen Rundfunks durch Regierungsfunktionäre oder parteinahe Personen kontrollieren zu lassen, wenn es um Sendungen geht, die die Regierungs- und Oppositionsarbeit etreffen. Es hat jedenfalls wenig mit Gewaltenteilung und Unabhängigkeit der Medien zu tun – und zwar egal, von welcher Partei die Personen kommen.

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