
“All the efforts that have been made in preventative medicine over the last 30 to 40 years have been negated by COVID-19,”
Professor Jeremy Nicholson – Covid-Experte, LongCOVID-Betroffener, 28.04.23
‚Endemic‘ SARS-CoV2 and the death of public health (John Snow Project Editorial, 06.11.23)

Lebenserwartung
- Tedros: The data is clear: long Covid is devastating people’s lives and livelihoods (12.10.22)
- Carolyn Barber: Strokes, heart attacks, sudden deaths: Does America understand the long-term risks of catching COVID? (06.10.22)
Leopoldina-Präsident Haug konstatierte, dass LongCOVID „ein stark unterschätztes Problem“ sei (10/2022), Philip Finkelstein zieht einen Vergleich mit der „Spanischen Grippe“ (1918), die rund ein Drittel der Weltbevölkerung infizierte und 10% davon tötete (50 Millionen) und ebenfalls Spätfolgen nach sich zog. Er sieht die LongCOVID als „tickende Zeitbombe“ für die Öffentliche Gesundheit (04/2023).
In Österreich schmetterte der Oberste Gerichtshof eine Amtshaftungsklage gegen die Republik Österreich in Sachen Multiorganversagen der Behörden in Ischgl im Jahr 2020 ab, weil …
„das Epidemiegesetz nur die Allgemeinheit, nicht aber auch Individuen schütze. Daher können einzelne Geschädigte von Behördenfehlern im Zuge einer Epidemie keine Ersatzansprüche an den Staat stellen“ (Quelle: VSV/Holzinger, 2023)
Eine Covid-Infektion führt über längeren Zeitraum zu einer exzessiven Belastung des Gesundheitssystems durch notwendige Arztbesuche und Behandlungen (Chambers et al. 2023, Lin et al. 2023 preprint).
Eine Herzversagen-Pandemie droht uns in den kommenden Jahren (Murata et al. 2023).
Schutz der Patienten im Gesundheitswesen („nosokomiale Infektionen“)
Airborne transmission: A hidden threat that must be addressed (12.09.24)
Die Vorstellung, dass wir durch die Pandemie keine dauerhaften Schutzmaßnahmen durch Maske tragen und/oder Belüftungsstandards als allgemeine Vorsichtsmaßnahme beschlossen haben, ist ähnlich absurd als hätten wir 1996 aufgehört, Handschuhe zu tragen, als es HIV-Medikamente gab.
In Österreich herrscht leider kaum Bewusstsein, dass Patienten vor Infektionen geschützt werden muss – nicht nur SARS-CoV2.
Eine Bürgerin beschwerte sich beim Allgemeinen Krankenhaus Wien darüber, dass es keine Schutzmaßnahmen, z.B. Maskenpflicht für Hochrisikopatienten auf der Onkologie gibt. Auszug aus einer dreiseitigen Antwort: Man wolle während der größten, jemals verzeichneten COVID-Welle Alltag leben: Grob fahrlässig.

Im Landeskrankenhaus Salzburg stellt sich Infektiologe Greil, der die letzten Jahre immer wieder davor gewarnt hatte, Intensivkapazitäten als Ziel- und Steuerungsgröße für Maßnahmen zu instrumentalisieren, gegen den Trend der Fahrlässigkeit und führte auf seiner Abteilung eine generelle Maskenpflicht ein.

Auswirkungen auf Patienten und Personal

Spitalsmitarbeiter haben ein höheres Risiko für LongCOVID als die Normalbevölkerung (Gruber et al. 2023, Kromydas et al. 2023), Reinfektionen erhöhen das Risiko (Marra et al. 2023)
- Zalaquett et al., Findings Associated with Prolonged COVID-19 Recovery among Boston Healthcare Workers (29.08.24)
- Dempsey et al., Long COVID among healthcare workers: a narrative review of definitions, prevalence, symptoms, risk factors and impacts (25.08.24)
- Tests bei Patientenaufnahme und FFP2-Masken bei Personal sind kosteneffizient, wenn es um die Reduktion von nosokomialen Infektionen geht (McAndrew et al. 2024)
- Coy-Arechavaleta et al.., Relationship between the Viral Load in Patients with Different COVID-19 Severities and SARS-CoV-2 Variants (20.02.24 – ambulante Patienten mit höchster Viruslast, bei hospitalisierten Patienten viel niedriger, kein Einfluss der Impfung bei schweren Verläufen)
- Aguilera et al., Prevalence of SARS-CoV-2 infections among Swedish healthcare workers on duty in December 2023 (07.02.24 – Hälfte der infizierten Mitarbeiter asymptomatisch, nur 4 geboostered mit monovalent XBB-Impfstoff)
- The NHS sold out its staff‘: Doctors whose lives were devastated by long COVID to sue health service (25.01.24 – unzureichendes Schutzmaterial mit OP-Masken statt FFP2-Masken)
- Kinderklinik Dortmund beobachtet Krankheitswelle (25.01.24)
- Im größten finnischen Bezirk Pirha werden nicht dringende OPs verschoben, da es derzeit eine erhebliche Zahl an #COVID-Patient:innen gibt. Zudem fällt Personal krankheitsbedingt aus (Quelle: Yle, 08.11.23)
- Steiermark: Kinderklinik: Herausfordernder Winter (08.11.23)
- Kanada: Up to 10 per cent of Quebec health-care workers affected with long COVID (21.09.23 – die Mehrheit hatte milde Akutverläufe nach Impfung und hat sich mit OMICRON infiziert)
- Long COVID in Berlin: Experten schlagen Alarm (06.06.23)
- UK: Long Covid cited by more than 2,600 NHS staff as reason for absence (04.06.23)
- Deutlich mehr kranke Pflegekräfte (11.05.23)
- Kinderärzte schreiben Brandbrief an Lauterbach (29.04.23)
- Kärnten: Personalmangel: Lage in Kärntner Spitälern ist angespannt (21.04.23 – “Die großen Infektionswellen sind noch nicht vorbei. Wir haben immer noch sehr hohe Krankenstandzahlen unter unseren Mitarbeitern, die über eine geraume Zeit enormen Belastungen ausgesetzt sind.”)
- Österreichische Gesundheits- und Krankenpflegeverband (ÖGKV): Notfallversorgung nicht mehr gesichert (20.04.23)
- Österreich: Spitäler in ganz Österreich am Limit (19.04.23 – Caveat: Pandemie nicht vorbei, anders als im Teaser behauptet)
- Steiermark: LKH Graz: Jedes sechste Bett bereits gesperrt (19.04.23)
- Wien: Wiener Neurochirurgie-Abteilung muss schließen, Betrieb wandert in die Notaufnahme (18.04.23)
- Wien: Ärzte warnen vor temporärem Ausfall der Notaufnahme in der Klinik Ottakring (17.04.23)
- In den Krankenhäusern herrscht Alarmstimmung. Wie dramatisch ist die Lage wirklich? (06.04.23)
- Spitäler am Limit: “Das Personal wird an allen Ecken verheizt.” (08.01.23 – DEUTLICHER KANN MAN NICHT WERDEN)
- Andhavarapu et al., Post-traumatic stress in healthcare workers during the COVID-19 pandemic: A systematic review and meta-analysis (08.10.22)
- COVID-19 ‘empathy Fatigue’ Threatens to Unravel the Healthcare Workforce (28.10.21)
England

Abschätzung des Ausmaß der Pandemie
Seit Pandemiebeginn waren die Fallzahlen nie vertrauenswürdig. Dafür gibt es mehrere Gründe:
- hohe Anzahl an asymptomatischen Fällen, Menschen, die nicht wissen, dass sie infiziert sind
- unzureichende Zahl an Tests
- mangelnde Testkapazitäten in bestimmten Ländern
- Weigerung der Behörden, die Realität der Pandemie zu kommunizieren
- Weigerung von Individuen, sich testen zu lassen
Die Fallzahlen waren immer ein unzuverlässiger Indikator, maximal ein Trend. Mehrere Studien, besonders über die Häufigkeit (Park et al. 2023), haben gezeigt, dass die kommunizierten Zahlen allenfalls 10-20% der Realität wiederspiegeln. Schlussfolgerungen aus dem Verlauf der Pandemie anhand von diesen Zahlen zu ziehen, ist sehr riskant. Eine kleine Welle, die auf der offiziellen Zahl der berichteten Fälle basiert, bedeutet nicht, dass es nicht eine viel größere Welle gab (Österreich: siehe BA.5-Sommerwelle und alle weitere Wellen mit deutlich zurückgehenden Testraten, aber hohen Abwasserwerten).
Um den Verlauf der Pandemie zu messen, verbleiben vier Indikatoren:
- Abwassermonitoring: verlässlicher Indikator, aber auf sehr wenige Länder und Regionen beschränkt
- Spitalspatienten: Abnehmende Zuverlässigkeit, weil immer mehr Spitäler nicht mehr testen und manche Spitäler andere Operationen verschieben/absagen, um die Betten frei zu halten. Zudem berücksichtigten Spitalspatienten nicht all jene, die krank sind und nie ins Krankenhaus müssen, dadurch unterschätzt man die Zahl der von LongCOVID betroffenen.
- Sterblichkeitsrate: Annahme ist, dass die Todesursache korrekt festgestellt wurde, was selten der Fall ist.
- Übersterblichkeit: vermeidet das Problem anderer Ursachen, kann aber andere Probleme aufweisen (Goldstein 2022)
Die Schwierigkeit eines zuverlässlichen Indikators ist nicht auf Covid beschränkt. Es ist derzeit auch unmöglich, die Zahl der kranken oder toten Vögel und das Ausmaß der Vogelgrippe abzuschätzen (Klaassen and Wille 2023).