Bei der Sterblichkeit wird zwischen Fallsterblichkeit (CFR) und Infektionssterblichkeit (IFR) unterschieden.

Die CFR liegt in der Regel höher als die IFR, weil nur diagnostizierte (erkrankte) Personen betrachtet werden, während epidemiologische Modellrechnungen auch die nicht diagnostizierten Fälle mit einschließen (Dunkelziffer).

Sterblichkeit in Zusammenhang mit SARS-CoV2 bis Ende der Meldepflicht.

In Österreich wurde die Meldepflicht für SARS-CoV2 Ende Juni 2023 aufgehoben – bis dahin gab es 22 542 Tote durch SARS-CoV2 – durch den Wildtyp starben 2020 rund 8000 Menschen, durch Alpha rund 4500, durch Delta knapp 4000 und durch Omicron-Varainten bis März 2023 rund 6000 Menschen.

Todesfälle in Österreich: Jeder Punkt ist ein Todesfall auf der Zeitachse. Grafik: Erich Neuwirth (12.07.23)

Die tödlichste Welle war die zweite Welle im Herbst 2020 vor der Impfung, die zweittödlichste die vierte Welle im Herbst 2021, als aufgrund innenpolitischer Turbulenzen zu spät ein Lockdown für die Gesamtbevölkerung verhängt wurde.

Dank der fortschreitenden Immunisierung der Bevölkerung durch wiederholte Impfungen und mehrfache Infektionen ist die Sterblichkeitsrate deutlich zurückgegangen. In Österreich ist seit Ende der Meldepflicht jedoch nicht mehr direkt feststellbar, wie viele Tote es pro Variantenwelle gibt. Die Übersterblichkeit war in der JN.1-Welle (2023/2024) noch deutlich erhöht.

Führende Todesursachen von 2019 bis 2023 in den USA (Ahmad et al. 2024)

Auffällig ist die Zunahme von Schlaganfällen, Alzheimer, Diabetes, Nieren- und Lebererkrankungen mit der gleichzeitigen Abnahme direkter Covid-Todesfälle. Die Dunkelziffer ist auch in den USA beträchtlich aufgrund allgemein zurückgehender Surveillance und Testmöglichkeiten für Covid. Alle anderen Erkrankungen, die derzeit im Steigen sind, zählen zu den inzwischen gut belegten Spätfolgen einer SARS-CoV2-Infektion.

In Estland war die Sterblichkeit bei infizierten Personen im Folgejahr drei Mal höher als bei Nichtinfizierten, vor allem ab 60 Jahre aufwärts waren die Ursachen Herzkreislauferkrankungen, Krebs, Atemwegsinfekte (Uusküla et al. 2022).

In Entwicklungsländern war die Infektionssterblichkeitsrate 2-3 mal höher als in Industrieländern, wegen mehr Übertragungen und schlechterer Gesundheitssystemen (Levin et al. 2022)

In Australien sank die Sterblichkeitsrate von 2022 bis 2023, aber nicht mehr 2024.

„An“ oder „mit“ SARS-CoV2 gestorben?

“Ich habe Diabetes Typ 1. Ich bin gesund genug, um Ultramarathons zu laufen. Wenn ich von einem Bär angegriffen werde und die Intensivstation Probleme bekommt, meinen Blutzucker auszubalancieren, während sie sich um die Bärenwunden kümmern… und ich sterbe, dann ist der Bär die Ursache für meinen Tod.” (Carrie Diulus, Orthopädin)

Die Zahlen sind eindeutig: Die Mehrheit der Todesfälle sind auf die direkte Ursache SARS-CoV2 zurückzuführen. Im ersten Bericht des deutschen Autopsie-Registers waren es 86% und nur 14% listeten SARS-CoV2 als Begleiterkrankung auf. Die häufigste Ursache war eine Schädigung der Lungenbläschen gefolgt von Multiorganversagen (Stillfried et al. 2022).

Auch nach Analysen der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) kam die Mehrheit der Patienten in Österreich aufgrund von Corona ins Spital (Trauner et al. 2023), bis Ende 2021 war das bei 82% der Spitalspatienten der Fall, das ergaben Antworten des Gesundheitsministeriums an den VfGH.

Wo sterben die Corona-Patienten?

Die Mehrheit der Todesfälle geschieht außerhalb eines Krankenhauses (Ferro and Riganti 2024). Für die ersten beiden Pandemiejahre lag die Sterblichkeit der Spitalspatienten in Österreich bei 17% (Zajic et al. 2023). In Kanada sind während der ersten Welle 39% der Patienten, die sich im Spital angesteckt haben, später verstorben (Melancon et al. 2022). Nierenschäden und Ungeimpft-Status förderten die erhöhte Sterblichkeit bei Ansteckungen im Spital in den ersten Jahren (Kim et al. 2023). In Victoria, Australien starben mehr als 600 Menschen, nachdem sie sich im Krankenhaus angesteckt hatten (The Age, 26.06.23). Die Unterlassung von „anlasslosen“ Tests bei der Patientenaufnahme fördert Todesfälle (Pak et al. 2023).

In Indien starben 6-7% der hospitalisierten Patienten in den ersten 12 Monaten nach der Entlassung, am häufigsten Männer ab 40 Jahre und Diabetiker. Geimpfte starben um 60% seltener als Ungeimpfte. Die häufigste Todesursachen waren Lungenembolien, Herzerkrankungen und bei Kindern Nierenschäden (Kumar et al. 2023).

Mehrere Medienartikel befassten sich mit dem Risiko von Infektionen im Spital selbst:

Positives Beispiel:

RWJ Barnabas Health (New Jersey) hat weiterhin Schutzmaßnahmen.

Worüber man reden sollte: Infektionen im Gesundheitswesen

Hospitalisierte Corona-Patienten stecken sich häufiger als Nichtcorona-Patienten mit Harnwegsinfekten und Staphylokokken an (Sands et al. 2023), dabei könnten Schutzmaßnahmen dies verhindern (Wilson et al. 2023), auch bezogen auf andere respiratorische Viren könnten Masken schützen (Klompas et al. 2023).

In Laab im Walde, Niederösterreich, musste während der JN.1-Welle die Rehaanstalt wegen eines Corona-Ausbruchs am 23. Dezember 2023 geschlossen werden.

Das ECDC warnte im Februar 2024 vor der weiteren Verbreitung der hochinfektiösen Bakteriums Klebsiella pneumoniae (hvKp) sequence type (ST) 23 in Gesundheitseinrichtungen.

Sterblichkeit nach Altersgruppen

USA – (bis Juli 2023)

Pandemiephase grün unterlegt.

Shiels et al., Leading Causes of Death in the US During the COVID-19 Pandemic, March 2020 to October 2021 (05.07.22 – Covid vierthäufigste Todesursache bei jungen Erwachsenen 25-34)

… Europa ….

30-39jährige mit struktureller Änderung: Sie sterben heute mit höheren Raten als vor einem Jahrzehnt, Covid-Wellen beeinflussten diese Altersstufe, was in den Daten aber nicht abgebildet wird.
Drei Mal so viele Tote in Schweden wie in Dänemark in allen Altersgruppen zwischen 2020 und 2023, jeweils 11. Kalenderwoche, Daten: Statens Serum Institut und Socialstyrelsen

Im erwerbsfähigen Alter war die Sterblichkeit im dritten Pandemiejahr noch nie so hoch, bis zu 40% laut Versicherungsunternehmern.

abhängig von Behinderung

abhängig von Varianten

Lebenserwartung

Die Lebenserwartung sinkt nur dann, wenn jüngere Menschen sterben.

Wetzler et al. (2020 preprint) stellte sich bereits im ersten Pandemiesommer die Frage, wie viele Lebensjahre durch SARS-CoV2 verloren gingen und berechnete, dass jeder Covidtote mehr als ein Jahrzehnt verlorenen Lebens in den USA verursachte. Damals noch nicht auf Long COVID bezogen war ihre Schlussfolgerung beinahe prophetisch:

We suggest that while dying is bad, losing life is even worse.“

Später wurde geschätzt, dass die akute Krankheitsphase nur einen geringen Teil an Toten ausmachen würde, eine hohe Sterblichkeit herrschte hingegen bei den Überlebenden (Smith 2021).

Durch die Pandemie sank die Lebenserwartung um fast vier Jahre, am schlechtesten schnitten osteuropäische Länder und die USA ab (Schöley et al. 2022).

Der Einbruch in der Lebenserwartung weckte auch die einflussreichen Wirtschaftsmagazine auf. So berichtete Forbes 2023 über den deutlichen Rückgang, der Economist 2023 über den Rückgang bei den Briten und der BIV 2023 bei den Kanadiern. Der Internist und Spitalsmediziner Wolfgang Hagen berichtete in seinem Blog über den größten Einbruch der Lebenserwartung seit dem Zweiten Weltkrieg, betroffen vor allem Südafrika und die Andenstaaten von Südamerika.