(in Überarbeitung, Anpassung an den aktuellen Kenntnisstand, 04.07.24)

Inkubationszeit

Inkubationszeit, Generationszeit und Serienintervall bei Omicron

Der Zeitraum zwischen Infektionszeitpunkt und ersten Symptomen hat sich gegenüber den anderen Varianten deutlich reduziert (Galmiche et al. 2023) ud beträgt bei Omicron-Varianten derzeit rund 2-4 Tage (Park et al. 2022, Xu et al. 2023).

BA.1 hatte die kürzeste Inkubationszeit (3,49 Tage), BA.5 das kürzeste Serienintervall, das Serienintervall war bisher kürzer als die Inkubationszeit, das heißt, ein Schlüsselaspekt von SARS-CoV2 bleibt die präsymptomatische Übertragung (Xu et al. 09/2023, systematic review).

Geimpfte schützen ihre Mitmenschen, weil sie häufiger Symptome entwickeln, bevor sie ansteckend werden und sich somit rechtzeitig isolieren oder Maske tragen können – in der Praxis macht das leider keiner (Skizze aus der aus der Seuchenkolumne von Epidemiologe Zangerle)

Dauer der Infektiösität

Zu Beginn der Pandemie betrug die Isolationszeit 10 Tage. Diese hätte auch mit Omicron bleiben sollen. David Adams fasste den Wissensstand in einem Nature-Artikel (26.07.22) zusammen: „Es gibt keine Daten, die fünf Tage oder weniger als zehn Tage Isolation unterstützen.“

Die meisten Erwachsenen haben anzüchtbares Virus für 10-14 Tage nach Symptombeginn, können also noch ansteckend sein (Drain et al. 2022).

Unabhängig von Impfstatus, Variante und Symptomschwere weist ein beträchtlicher Teil der Infizierten länger als 5 Tage eine infektiöse Viruslast auf. (Landon et al., 2022, Hay et al., 2022, Bericht aus Japan, 2022, Keske et al. 2022, Boucau et al. 2022, Townsley et al. 2022, Garcia-Knight et al. 2022; Hakki et al. 2022 – 25% nach 7 Tagen).

In einer Haushaltsstudie wurde die Hälfte der Infektionen vor Symptombeginn erzeugt (Manica et al. 2022).

5 Tage nach Symptombeginn sind immer noch 30% der Infizierten infektiös, nach 2 Tagen rund die Hälfte.
Impfung sorgt für niedrigere Viruslast und raschere Clearence aus dem Körper im Vergleich zu Ungeimpften (8 vs. 11 Tage), gültig für DELTA (Puhach et al. 2022)

PCR-Tests

Die PCR (Polymerase Chain reaction)-Tests sind weiterhin der Goldstandard, um eine akute Infektion mit SARS-CoV2 über die Virus-RNA nachzuweisen. Über den Ct-Wert (Cycle threshold) lässt sich abschätzen, wie hoch die Viruslast ist (je weniger Zyklen benötigt werden, desto niedriger der Ct-Wert, desto höher aber die Viruslast).

Der Sinn regelmäßiger PCR-Tests in Schulen oder Firmen bestand darin, zu erkennen, ob es sich um eine abklingende Infektion (Ct-Wert steigt) oder eine beginnende Infektion (Ct-Wert sinkt) handelt. In letzterem Fall steigt die Infektiösität, die infizierte Person kann Beginn einer Infektionskette sein. Ein einmaliger positiver PCR-Test mit einem Ct-Wert um 40 sagt also nichts darüber aus, ob die Infektion schon ausgestanden ist. Seit Delta kann man schon am Tag nach einem negativen PCR-Test ansteckend sein (Li et al. 2021).

Für Abstrichproben kann man einen Rachenabstrich, einen Gurgeltest oder einen Spültest durchführen. Speichel eignet sich als Goldstandard (Tan et al. 2021).

„For people who have had symptoms for several days, nasal swabs might be a good choice, while saliva might be best suited for the large-scale surveillance screening of asymptomatic people.“ (Emily Anthes, 20.01.22)

Zur Aussagekraft der PCR-Tests in Österreich in den ersten drei Pandemiejahren (Buchta et al. 11/2023):

Die Rate falschnegativer (!) Tests lag wenig überraschend bei 5,2% – es gab also Labore, die durchgehend schlechtere Qualität geliefert haben, unternommen wurde nichts dagegen.

Wo kommt man in Österreich noch an einen PCR-Test?

Einzelne Apotheken bieten weiterhin kostenpflichtig PCR-Tests an. Die Firma Trinicum bietet Selbsttests ähnlich von LeadHorizon als Spültests an, die man per Post (2-3 Tage Auswertezeit) bzw. am Laborstandort abgeben kann (Auswertung am gleichen Tag), allerdings nur Montag bis Freitag. Schnellere Diagnostik mit Nasen-Rachen-Abstrich ist vor Ort möglich.

Die Laborkette labors.at macht Abstrich und Auswertung für 40 Euro, bei Überweisung vom Hausarzt übernimmt die Krankenkasse die Rechnung. Nach jedem fünften Antigentest muss zusätzlich PCR gemacht werden, unabhängig davon kann JEDER positive Antigentest bzw. negativer Antigentest bei Symptomen mit PCR auf Kassenleistung nachgetestet werden.

Antigen-Tests

Schnelltests weisen Fragmente des Virus nach, unterscheiden aber nicht zwischen intakten, vermehrungsfähigen Viren oder bereits vom Immunsystem zerstörten Viren. In der frühen Phase der Infektion ist die Sensitivität von Antigentests geringer als in der Spätphase (Meiners et al. 2022). Die meisten Antigentests schlagen erst ab einem Ct-Wert von 25 und weniger an, zwischen 25 und 30 gibt es große Qualitätsunterschiede.

Eine Kombination aus Nasen- und Rachentest erhöht die Sensivität (Goodall et al. 2022, Zwart et al. 2022). Die Aussagekraft von Antigentest-Ergebnissen ist in diesem Flyer von Schnelltest-Hersteller Roche schön zusammengefasst.

Liste von Antigentests, auf die man sich in der EU geeinigt hat . Nach Hakki et al. (2022) sind Antigentests bei OMICRON schlechter in der Früherkennung, aber besser für Isolationsende geeignet. Epidemiologe Zangerle ist in seiner Seuchenkolumne (18.09.23) optimistischer, er sieht keine Verschlechterung der Antigentests durch die Varianten, da die meisten Mutationen im Hüllprotein auftreten und nicht im Nukleokapsid, das die Mehrzahl der Schnelltests nachweist. Lediglich Tests, die man im Sommer an zu heißen Plätzen gelagert habe, müsse man entsorgen.

Die für Kleinkinder eingesetzten Lollitests waren (und sind?) von der Genauigkeit noch deutlich unter jenen der Nasenbohrtests (Agulló et al. 2020), die damaligen LEPU-Nasenbohrtests hatten laut AGES-Daten eine Sensitivität von lediglich 56,3%, bei asymptomatischen Personen 40,7% (02.02.21), der in österreichischen Schulen eingesetzte Flowflex landete Anfang 2022 am letzten Platz.

  • Antigentests schlagen meist erst mit Symptombeginn (Tag 1 bis 5) und selten davor an (Savela et al. 2021). Mehrfachgeimpfte entwickeln häufig Symptome, bevor der Antigentest positiv ist, weil das Immunsystem den Erreger erkennt, bevor er sich vermehren kann und Gegenmaßnahmen (Abwehrreaktion, Symptome) einleitet. In diesem Fall sollte man unbedingt täglich weitertesten, am besten mit verschiedenen Herstellern (anekdotisch laut niedergelassenen Ärzten funktionieren Hotgen, LongSee, Greenspring noch am besten).
  • Im Abstand von 48 Std. getestet erkennen 3 Tests 94% der symptomatischen und 57% der asymptomatischen Fälle (Son et al. 2023).
  • Ein Test unmittelbar nach Symptombeginn ist zu 92% falschnegativ, nach 2 Tagen zu 70% und nach 3 Tagen zu 33%. Wer sicher gehen will, testet sich also weiter bis mindestens Tag 4 oder 5, aber ein „es ist kein Corona, ich hab mich einmal getestet“, ist Null aussagekräftig. Anders bei Influenza und RSV, wo die Viruslast mit Symptombeginn am höchsten ist und der Test sofort anschlägt. (Middleton and Larremore 2024)

Die Kombination aus niedrigem CT-Wert und fettpositivem Antigentest (kräftige Linie) sind gute Anzeichen dafür, dass man viele Viren im Körper hat, und vermutlich ansteckend ist.

Zwischen November 2022 (konvergente Varianten) und Mai 2023 (XBB-Varianten) betrug die Sensitivität 47% (Smith-Jeffcoat et al. 2024)

Abstrichgenauigkeit erhöhen

Mit den neueren Subvarianten von OMICRON (ab BA.2 aufwärts) hat sich das Maximum der Viruslast verzögert, meist erst am Tag 4 nach Symptombeginn. Das heißt, wer zu Beginn testet und negativ ist, könnte dennoch Covid haben. Daher sollte man unbedingt weitertesten. Bei Influenza hingegen tritt die höchste Viruslast unmittelbar nach Symptombeginn auf (Frediani et al. 09/2023).

  • mindestens eine Stunde vor dem Rachenabstrich oder Spül/Gurgeltest nichts mehr essen oder trinken
  • tiefer Rachenabstrich bei PCR/Antigentest (wenn man würgen muss, macht man es richtig), bei Antigentest am besten erst Rachen, dann Nase abstreichen mit dem gleichen Wattestäpfchen
  • vor dem Nasenabstrich Nase gut putzen
  • Nase nicht nur kitzeln, sondern Naseninnenwände gut abstreichen, an mehreren Stellen Sekret abstreichen
  • in die Testflüssigkeit geben und mindestens 2 Minuten dort belassen, Stäbchen dabei leicht drehen und Ampulle seitlich zusammendrücken, um das Sekret auszuquetschen
  • je nach Hersteller 2-4 Tropfen verwenden, die angegebene Zeit (15-18min) warten, bei gutem Licht ablesen
  • auch dünne Striche oder Schatten gelten als positiv und sollten ärztlich abgeklärt werden

Grundsätzlich gilt weiterhin:

Negative Antigentests haben keine Aussagekraft (man kann bereits infiziert sein), positive Antigentests schon, speziell mit Symptomen, ggf. nachtesten mit anderem Hersteller bzw. PCR. Eine kritische Auseinandersetzung mit der vermeintlichen Sicherheit durch Schnelltests siehe z.B. bei Holzner et al. (2021).

In den Spitälern waren die Schnelltests bei symptomatischen Patienten hilfreich und konnten das großskalige PCR-Testen ersetzen (Reitzinger et al. 2023).

Weitere Detektionsarten

Eine, wenn auch kostenaufwändige Alternative, bieten Pluslife-Testgeräte (Testgerät und Testkits), die eine hohe Genauigkeit aufweisen (Herrmann et al. 2024). Die Anwendung erscheint z.B. in Haushalten mit Kindern sinnvoll, die in den Kindergarten oder in die Schule gehen (hohe Exposition und Viruslast), aber auch für hochvulnerable Personen, die häufig exponiert sind (z.B. Kinder, pflegende Angehörige, berufliche Exposition).

im Einsatz, wenn auch nicht zwingend in Österreich

  • LAMP (Loop-mediated isothermal amplification) – in Österreich entwickelt (14.12.20)
  • Abwassertests als Frühwarnsystem (22.04.20): Für ein zuverlässiges Monitoring würde man 200 Anlagen in ganz Österreich brauchen, mit Schulmonitoring waren es von 09/2021-08/2022 120 Anlagen, dann kam das „Nationale Monitoring“ mit 24 Anlagen, seit Februar 2023 stehen wir bei 48 Anlagen.
  • Hunde können eine Covid-Infektion zuverlässig erschnüffeln (Berichte dazu vom 19. Mai 2020, 05. Juni 2020, 24. September 2020 und 16. November 2022) – umgesetzt wurde das bei uns leider nie, sonst hätte man Flughäfen, Konzerte, Schulen und Spitäler damit ausstatten können

Innovationen

Antikörper-Tests

Der erste Antikörpertest auf SARS-CoV2 wurde von Amanat et al. (2020) entwickelt.

Bei Test auf Nucleocapsid-Antikörper wird eine zurückliegende Infektion nachgewiesen, bei Test auf Spike-Antikörper kann es eine Infektion oder Impfung sein. Bei Männern mittleren Alters sind die Antikörpertests am genauesten, Frauen und Kinder sind hier benachteiligt (McNamara 2021).

Vorsicht beim Vergleich von Antikörper-Konzentrationen nach Infektion/Impfung, die Assays sind nicht normiert. Ergebnisse können verglichen werden, wenn im Analysenergebnis steht, dass der Test auf den WHO-Standard normalisiert worden ist. (Ainsworth et al., 2020)

Immungeschwächte Personen sollten den Impferfolg durch Antikörpermessungen regelmäßig überprüfen (Willicombe et al. 2022).

Für gesunde Personen gilt: Es gibt keinen festen Grenzwert für Titerbestimmungen, ab dem man von einem Schutz vor Infektion oder LongCOVID ausgehen kann. Es ergeben sich weder aus hohen noch niedrigen Titern unmittelbare Konsequenzen. Anfängliche Studienversuche, ein Schutzkorrelat zu finden (z.B. Feng et al. 2021, Dimeglio et al. 2022, Seekircher et al. 2022, Khoury et al. 2022), sind immer wieder an den neuen Varianten gescheitert, die die „Titerlatte“ nach oben gesetzt haben. Gilbert et al. (2022) will ein Schutzkorrelat für neutralisierende Antikörper gefunden haben – dafür braucht es aber einen speziellen Test und daher ist das zur Massenanwendung nicht geeignet.

Bei Kindern:

Nur ein Fünftel der Kinder entwickeln nach einer Infektion mit OMICRON Antikörper (Heinzel et al. 2023) – durch die große Dunkelziffer können insbesondere LongCOVID-Studien verfälscht sein. Inzwischen muss man leider davon ausgehen, dass bis auf Neugeborene oder Kleinkinder, die noch nicht in den Kindergarten gehen, nahezu alle Kinder schon mindestens eine Infektion hinter sich haben.