Impfstoffe – aktueller Stand der Forschung
Bei der Entwicklung neuer Impfstoffe gab es zunächst Impfstoffe gegen den Wildtyp (ab Ende 2020), dann bivalente Impfstoffe gegen OMICRON und Wildtyp (zugelassen ab September 2022) und schließlich monovalent gegen OMICRON (zugelassen im September 2023). Nebenbei arbeitet man weiter an Impfstoffen, die eine effektive Schleimhaut-Immunität erzeugen und gegen Ansteckung schützen. Andere Impfstoff-Arten sind ebenfalls in Entwicklung, darunter passive Impfung und Nasensprays, die Ansteckung verhindern sollen. Die Therapie immungeschwächter Patienten mit monoklonalen Antikörpern als Prophylaxe könnte man aus Laiensicht ebenfalls als Impfung bezeichnen – ich nehm es daher hier mit dazu, ihre Wirkung ist aber nur vorübergehend. Auch manche Nasensprays arbeiten mit monoklonalen Antikörpern.
Grund für notwendige Impfstoff-Anpassung an Varianten:
Wenn Veränderungen (Mutationen, Deletionen) an der Oberfläche des Spike-Proteins zu groß werden, könnten neutralisierende Antikörper nicht mehr auf die Zacken (Epitope) des Schlüssels (Spike-Protein) passen und das Virus nicht mehr so gut neutralisieren.
Krammer and Ellebedy (10/2023) argumentieren gegen das jährliche „Influenzamodell“, ebenso sind Schleimhautimpfstoffe dringend gegen Covid19 benötigt, aufgrund weiterer Entwicklung von Virusmutationen.
Helen Branswell: Covid’s scientific silver lining: A chance to watch the human immune system respond in real time (28.03.24 – enormer Wissenszuwachs in der Immunologie durch die Pandemie. Vom Wettrüsten zwischen Virus und Immunsystem, Affinitätsreifung, Imprinting, etc…)
Braun et al., Mapping the immunopeptidome of seven SARS-CoV-2 antigens across common HLA haplotypes (30.08.24 – derzeitige Impfstoffe fokussieren nur auf das Spike-Protein, das am häufigsten mutiert, künftige Impfstoffe sollten auf Nicht-Spike konzentrieren, um die Immunflucht durch Varianten zu verringern)
Monovalenter JN.1-Impfstoff ab Herbst 2024 (in Europa)
„Die derzeit neu zirkulierende Variante KP.2 ist aus immunologischer Sicht der JN.1-Variante sehr ähnlich und es ist daher davon auszugehen, dass der angepasste Impfstoff eine schützende Antwort für beide Varianten hervorruft.“
Neue Impfempfehlungen für Österreich (Ausgabe vom 18.07.24)
Bei den Impfabständen gilt:
Grundsätzlich empfohlen ist 12 Monate Abstand zur letzten Impfung/Infektion. Hochrisikopatienten sollten eher alle 6 Monate impfen gehen, während bei niedrigem Risiko eher alle 12 Monate reichen.
Novavax wurde bisher weder von der EMA zugelassen, noch von Österreich bestellt.
Von Pfizer wurden hingegen 1,2 Millionen Dosen bestellt (Stand 21.07.24)
VE gegen KP.3.1.1 und XEC
- Arora et al., Impact of JN.1 booster vaccination on neutralisation of SARS-CoV-2 variants KP.3.1.1 and XEC (04.10.24 preprint – Einbußen bei XEC, aber sollte weiterhin schützend sein)
Ein KP.2-Impfstoff erzeugt höhere Neutralisationstiter als ein JN.1-Impfstoff.
Am 05. Juni 2024 findet das VRBPAC-Meeting statt, bei dem entschieden wird, wie der Impfstoff im Herbst zusammengesetzt werden soll. Die Sublinie JN.1 dürfte feststehen, ggf. wird anhand aktueller Daten aber noch entschieden, ob KP.2 als Antigen mit einfließt. Unklar ist, ob Novavax (wieder) deutlich später kommt.
- 27.06.24: Pfizer hat auf eigenes Risiko bereits JN.1-Impfstoff hergestellt, dieser wird wahrscheinlich früher in Europa zugelassen, KP.2 wird es nur in den USA geben. Das ist wahrscheinlich ein Fehler, weil nur KP.2-Impfstoff die entscheidende F456L-Mutation enthält.
- Die Entscheidung steht, JN.1 bildet Grundlage, obwohl ein KP.2-Impfstoff eine 3fach höhere Neutralisierung hätte als JN.1 (in Mäusen), mRNA wäre soweit, KP.2-Impfstoffe herzustellen, aber Novavax kann nur JN.1 herstellen, zahlreiche Experten halten das für einen Fehler.
- Vorbehalte schon vor der Entscheidung: JN.1 wird im Herbst wahrscheinlich nicht mehr dominieren, sondern KP*-Varianten mit zusätzlichen Mutationen (v.a. F456L, R346T, Q493E), oder ein weiterer Sprung auf eine ganz andere Variante
VE des XBB-Impfstoffs gegen JN.1
Zusammenfassung (danke, Florian Krammer!)
(note to myself: virologische Infos im Varianten-Steckbrief einpflegen)
- Chemaitelly et al., Protection of natural infection against reinfection with SARS-CoV-2 JN.1 variant (2024 preprint – JN.1 ist antigenisch entfernt von XBB.1.5)
- Coombes et al., Evaluation of the cross reactivity of neutralising antibody response in vaccinated human and convalescent hamster sera against SARS-CoV-2 variants up to and including JN.1 using an authentic virus neutralisation assay (2024 preprint – JN.1 weit entfernt antigenisch von XBB bzw. den Standardimpfungen bis 4. Dosis)
- Planas et al., Distinct evolution of SARS-CoV-2 Omicron XBB and BA.2.86/JN.1 lineages combining increased fitness and antibody evasion (2024 preprint – geringere ACE2-Affinität von JN.1 und höherer Immun Escape verglichen mit BA.2.86.1)
- Kaku et al., Virological characteristics of the SARS-CoV-2 JN.1 variant (2023 preprint)
- Huiberts et al., Effectiveness of Omicron XBB.1.5 vaccine against SARS-CoV-2 Omicron XBB and JN.1 infection in a prospective cohort study in the Netherlands, October 2023 to January 2024 (2024 preprint – monovalenter Impfstoff wirkt gegen JN.1)
- Liang et al., Prototype mRNA vaccines imprint broadly neutralizing human serum antibodies after Omicron variant-matched boosting (2024 preprint – XBB.1.5-spezifische Antworten sind selten, meistens kreuzreaktiv)
- Tortorici et al., Persistent immune imprinting after XBB.1.5 COVID vaccination in humans (2023 preprint – weniger XBB.1.5-spezifische Antikörper zu einem sehr frühen Zeitpunkt nach der XBB-Impfung)
- Wang et al., Robust SARS-CoV-2 Neutralizing Antibodies Sustained through Three Months Post XBB.1.5 mRNA Vaccine Booster (2024 preprint – durch den XBB-Impfstoff induzierte Immunität verschwindet nicht so schnell wie nach den bivalenten Impfstoffen)
- Bekliz et al., Immune escape of Omicron lineages BA.1, BA.2, BA.5.1, BQ.1, XBB.1.5, EG.5.1 and JN.1.1 after vaccination, infection and hybrid immunity (2024 preprint – starke Immunflucht durch JN.1, aber EG.5.1 hatte mehr Immunflucht)
- Patel et al., XBB.1.5 spike protein COVID-19 vaccine induces broadly neutralizing and cellular immune responses against EG.5.1 and emerging XBB variants (2023 – Novavax erzeugt höhere neutralisierende Titer als bivalenter Impfstoff gegen späte XBB-Varianten)
- Modjarrad et al., Preclinical Characterization of the Omicron XBB.1.5-Adapted BNT162b2 COVID-19 Vaccine (2023 preprint – beträchtlich höhere neutralisierende Titer durch XBB-Impfstoff als mit bivalentem Impfstoff gegen neue Varianten)
- Jain et al., XBB.1.5 monovalent booster improves antibody binding and neutralization against emerging SARS-CoV-2 Omicron variants (2024 preprint – Impfstoff erzeugt kreuzreaktive AK auch gegen JN.1)
- Stankov et al., Humoral and cellular immune responses following BNT162b2 XBB.1.5 vaccination (2023 – Impfung wirkt)
- Hansen et al., Short-term effectiveness of the XBB.1.5 updated COVID-19 vaccine against hospitalisation in Denmark: a national cohort study (2024 – Impfung wirkt)
- Jeworowski et al., Humoral immune escape by current SARS-CoV-2 variants BA.2.86 and JN.1, December 2023 (Impfung wirkt)
Monovalente Impfstoffe gegen XBB*-Varianten
- Pfizer XBB.1.5 bereits zugelassen, Moderna von EU nicht bestellt, Novavax-Zulassung empfohlen (31.10.23)
Grund für die nächste Generation Impfstoffe ohne Wildtyp war die verringerte Wirksamkeit aufgrund Imprinting-Effekte (Couzin-Frankel 05/2023).
- Laut Presseaussendung erzeugt der angepasste Novavax-Booster breit neutralisierende Antikörper gegen XBB-Subvarianten, darunter EG.5.1 und XBB.1.16.6 (22.08.23), gleiches gilt für Moderna (Chalkias et a. 2023, preprint), auch Pfizer wirkt gut gegen EG.5.1 und BA.2.86 (Stankov et al. 2023, peer reviewed).
Monovalente mRNA-Impfstoffe zeigen hohe Wirksamkeit gegen BA.2.86 und Nachfolgervarianten inklusive JN.1 (Wang et al. 27.11.2023 preprint) und weniger ausgeprägte Imprinting-Effekte als der bivalente BA.5-Impfstoff.
- Kuriyama et al., One-year follow-up of the immunogenicity and safety of a primary series of the NVX-CoV2373 (TAK-019) vaccine in healthy Japanese adults: Final report of a phase I/II randomized controlled trial (02/2024 – „A primary series of NVX-CoV2373 induced persistent immune responses up to 1 year after the second dose.“)
- Wang et al., Robust SARS-CoV-2 Neutralizing Antibodies Sustained through Three Months Post XBB.1.5 mRNA Vaccine Booster (19.02.24 preprint – nur geringe Abnahme neutralisierender AK 3 Monate nach der Impfung, stärker nach Wildtyp/bivalenter Impfung)
- Real-Life Daten aus den USA zeigen eine 54% höhere Impfwirksamkeit gegen symptomatische Infektionen verglichen mit jenen ohne Booster, inklusive JN.1 (Link-Gelles et al. 2024) – Größenordnung von Grippeimpfung in besseren Jahren (= Impfstoff passt auf zirkulierende Variante)
- Real-life-Daten aus den Niederlanden zeigen 70,7% zusätzliche Risikoreduktion bei 60+ Jährigen gegenüber Ungeboosterten bzgl. Hospitalisierung und 73,3% bezgl. ICU-Einweisung (van Werkhoven et al. 2023 preprint).
Personen ohne XBB-Booster haben bei den neuen Varianten kaum zusätzlichen Schutz gegen Hospitalisierung, verglichen mit Ungeimpften, und zwar egal, wie viele von den älteren Impfstoffen sie bisher erhalten haben (Tartof et al. 2023 preprint) – zur Aussagekraft der Studien ein wichtiger Hinweis:
Subgruppen können nicht entsprechend aufgelöst werden. Die Vergleichsgruppe ist divers vorimmunisiert und nicht naiv (ohne Kontakt durch Impfung/Infektion). Die Funktion der Gedächtnis-B- und T-Zellen bleibt erhalten. Es bleibt also eine no-na Aussage: Neuere Impfstoffe schützen noch besser als alte Impfstoffe. Alte Impfstoffe schützen besser als keine Impfstoffe.
Aber – es gibt zumindest anekdotische Bestätigung für diese Aussage:
„Im Spital beobachten wir genau das. Die meisten der derzeitigen Patient:innen sind drei- oder viermal geimpft, haben den XBB-Impfstoff aber nicht mehr bekommen.“
Wolfgang Hagen im Rückblick und zur gegenwart, 01.01.24
Für all jene, die bisher noch nie infiziert waren, zeigt eine Studie, dass eine einzelne Boosterdosis der monovalenten XBB.1.5-Impfung nicht ausreichen könnte, und es eine zweite Impfung braucht, um die humorale Immunität zu verbessern (Kosugi et al. 2024).
Bivalente Impfstoffe gegen BA.1/BA.5
Zunächst klangen die Meldungen zu den angepassten Impfstoffen vielversprechend. Sie führten zu erhöhten neutralisierenden Antikörpertitern gegen OMICRON (Lee et al. 2022, Chalkias et al. 2022). Die BA.5-Booster waren etwas besser als BA.1, aber nicht viel besser als die Wildtyp-Impfstoffe (Khoury et al. 2022, Wang et al. 2022, Collier et al. 2022). Die erste Studie mit Lebendvirusdaten statt Pseudovirusassay zeigte eine bessere Neutralisierung gegen neue Varianten wie BA.2.75.2 und BQ.1.1 als davor (Davis-Gardner et al. 2022). Weitere Studien bestätigten, dass der BA.5-Booster etwas besser als der BA.1-Booster war (Kawasuji et al. 2022, Andersson et al. 2023). Der BA.1-Booster erzeugte zwar mehr Antikörper gegen BA.1 als die Wildtyp-Impfung, verbreiterte aber die Immunreaktion gegenüber anderen Varianten nicht (Sahly et al. 2023). Die ersten unabhängigen Daten zu Novavax zeigen keine bessere Wirksamkeit gegen OMICRON-Varianten als andere Impfstoffe (Liu et al. 2022).
Grundsätzlich waren die bivalenten Impfstoffe weiterhin wirksam gegen schwere Verläufe, allerdings ist LongCOVID nicht berücksichtigt (Kirsebom et al. 2023). Die Impfwirksamkeit gegen OMICRON wurde allerdings durch eine spezielle OMICRON-Mutation abgeschwächt (Vu et al. 2023). Eine einmalige Auffrischimpfung mit einem OMICRON-Booster erwies sich als zu wenig (Carreno et al. 2023, Wang et al. 2023 preprint), auch zuvor bereits mit Omicron-Varianten infizierte Personen profitierten von einer Auffrischimpfung mit bivalentem Booster, indem die Neutralisationsbreite gegen Omicron-Varianten verbreitert wurde (Springer et al. 2023).
Mit dem Aufkommen der Rekombinante XBB.1.5 wurde klar, dass die bisherigen bivalenten Impfstoffe nicht mehr ausreichen, die neuen Varianten effektiv zu neutralisieren (Springer et al. 2023), dennoch zeigt ein Rückblick, dass sowohl BA.1 als auch BA.5-Impfstoffe gegen die Varianten zwischen September 2022 (BA.5) und November 2023 (XBB und EG.5.1) in allen Altersgruppen eine Verbesserung des Impfschutzes erzielt haben (Song et al. 2024).
Impfstoffe gegen frühere Varianten (Wildtyp, BETA, etc…)
Mit ALPHA und DELTA gab es dann erste Berichte von Abschwächung der Impfwirksamkeit (Wilfredo et al. 2021) bzw. vermehrten Durchbruchsinfektionen (Kustin et al. 2021). Insbesondere Astra Zeneca verringerte bei ALPHA die Weitergabe nur um 29%, schwere Verläufe wurden um 70% verhindert (Emary et al. 2021).
Die VE gegen schwere Verläufe und Tod bleib weiterhin gut, die zweite Dosis war jedoch entscheidend. (Vahidy et al. 2021, Shinde et al. 2021)
- EMA recommends approval of Bimervax as a COVID-19 booster vaccine (30.03.23 – Protein-Impfstoff von HIPRA)
- Deutsches Ärzteblatt: Proteinbasierter Booster bei COVID-19 zugelassen (14.11.22 – VidPrevtyn, auf BETA zugeschnitten, höhere AK-Bildung als WT-Booster)
- Erste klinische Studien in Oxford vor der Umsetzung – bestenfalls in 6 statt 18 Monaten verfügbar (27.03.20)
Schleimhaut-Impfstoffe
Zahlreiche Kandidaten sind bereits in unterschiedlichen Phasen klinischer Studien in Erprobung, in China wurde der erste Impfstoff im September 2022 zugelassen.
Zu den Herausforderungen bei der Herstellung dieser Impfstoff-Generation:
- Sun et al., An intranasally administered adenovirus-vectored SARS-CoV-2 vaccine induces robust mucosal secretory IgA (24.09.24 – 50fache Zunahme an IgA, Infektionen bei Gesundheitspersonal verhindert)
- Adler et al., An intranasal live-attenuated SARS-CoV-2 vaccine limits virus transmission (02.02.24)
- McMahan et al., Mucosal boosting enhances vaccine protection against SARS-CoV-2 in macaques (14.12.23 – Affen sind bereits glücklich damit)
- Ye et al., Inhaled SARS-CoV-2 vaccine for single-dose dry powder aerosol immunization (13.12.23 – Mäuse und Hamster sind bereits glücklich damit)
- Rathore and John, Promises and challenges of mucosal COVID-19 vaccines (19.06.23)
- Morens et al., Rethinking next-generation vaccines for coronaviruses, influenzaviruses, and other respiratory viruses (11.01.23)
- Topol and Iwasaki, Operation Nasal Vaccine—Lightning speed to counter COVID-19 (21.07.22)
Phase I
- Shepherd et al., SARS-CoV-2 recombinant spike ferritin nanoparticle vaccine adjuvanted with Army Liposome Formulation containing monophosphoryl lipid A and QS-21: a phase 1, randomised, double-blind, placebo-controlled, first-in-human clinical trial (15.05.24 – erster Pan-Coronavirus-Impfstoff mit vielversprechenden Ergebnissen)
- USA: Johnson et al. (2022)
- Schweiz: Swiss vaccine candidates enter clinical trial phase (16.03.22 – Nasenimpfstoffe!)
- China: SARS-CoV-2: Inhalativer Impfstoff erzielt in Phase-1-Studie gute Antikörperantwort (28.07.21)
Phase II
Phase III
- Singh et al., Phase III Pivotal comparative clinical trial of intranasal (iNCOVACC) and intramuscular COVID 19 vaccine (Covaxin®) – 18.08.23
- China: intranasaler Impfstoff 5fach effektiver und anhaltender als in Muskel injizierter Impfstoff, gegen BA.5 getestet, mit Wildtyp-Impfstoff (Liu et al. 2023)
- Codagenix Initiates Dosing in Phase 3 Efficacy Trial of Intranasal COVID-19 Vaccine as Part of WHO-Sponsored Solidarity Trial Vaccines (26.10.22)
- Indien: Intranasal Covid-19 vaccine: Bharat Biotech to complete phase 3 trials in April (15.03.22)
Forschung:
- Ying et al. 2023: Mäuse und Hamster gegen BQ.1.1 und XBB.1.5 geschützt
- Wang et al. 2023: In Mäusen funktioniert es.
- Nouailles et al. 2023: Schleimhautimpfstoff funktioniert bei Hamstern, auch gegen OMICRON
Andere Impfstoffe/Nasen-Sprays mit Antikörpern
- Neuer Vektorimpfstoff gegen COVID-19 schützt auf Dauer (20.08.24)
- University of Houston researchers make nasal vaccine that prevents COVID from spreading (10.08.24 – innerhalb des Jahres soll mit Phase I beim Menschen begonnen werden)
- Wayne and Blakney, Self-amplifying RNA COVID-19 vaccine (11.04.24 – viel geringere mRNA-Dosen, weniger Nebenwirkungen, längere Wirksamkeit, in Japan zugelassen)
- Modernas Covid-19-Impfstoffkandidat der nächsten Generation, mRNA-1283, hat in einer Phase-III-Studie den zugelassenen Impfstoff Spikevax® an Immunogenität übertroffen. Dabei ist er länger haltbar und soll in Fertigspritzen angeboten werden. (26.03.24)
- Wang et al., Robust Neutralization of SARS-CoV-2 Variants Including JN.1 and BA.2.87.1 by Trivalent XBB Vaccine-Induced Antibodies (2024 preprint – trivalenter Impfstoff in China in Entwicklung)
- Lee et al., A broadly generalizable stabilization strategy for sarbecovirus fusion machinery vaccines (13.12.23, preprint)
- Benjakul et al., A pan-SARS-CoV-2-specific soluble angiotensin-converting enzyme 2-albumin fusion engineered for enhanced plasma half-life and needle-free mucosal delivery (28.11.23)
- Saxena et al., Metformin an anti-diabetic drug, possess ACE-2 receptor-SARS-Cov-2 RBD binding antagonist activity, anti-inflammatory and cytokine inhibitory properties suitable for treatment of COVID-19 (15.05.23, preprint – Metformin als Nasenspray, könnte Infektion verhindern und Verlaufsschwere abmildern)
- Loo et al., Fibroblast-expressed LRRC15 is a receptor for SARS-CoV-2 spike and controls antiviral and antifibrotic transcriptional programs (09.02.23 – in vitro results vielversprechend, 27.11.23)
- Abdala – Kubas neure Wunder-Impfstoff (24.06.21, Protein-Impfstoff)
- Jop De Vrieze: Can a century-old TB vaccine steel the immune system against the new coronavirus? (23.03.2020 – Update, Kühtreiber et al. 2024! 100 Jahre alter Impfstoff, ursprünglich gegen Tuberkulose entwickelt, für Typ-1-Diabetiker wirksamer gegen schwere Verläufe und andere Infektionskrankheiten als herkömmlicher mRNA-Impfstoff, 18 Monate Phase-III Trial mit Omicron)
Monoklonale Antikörper
- Today, the FDA issued an emergency use authorization for Pemgarda (pemivibart) for the pre-exposure prophylaxis (prevention) of COVID-19 in certain adults and adolescents (12 years of age and older weighing at least 40 kilograms (22.03.24 – neuer monoklonaler Antikörper für Immungeschwächte! Ersatz für Evusheld, prophylaktisch gegeben)
- Focosi et al., Sotrovimab: A Review of Its Efficacy against SARS-CoV-2 Variants (31.01.24 – von BA.2.86 schließlich unwirksam gemacht)
- Stadler et al., Monoclonal antibody levels and protection from COVID-19 (28.07.23 – Monoklonale Antikörper erzeugen ähnlich guten Schutz wie eine Impfung)
- ECCMID data reinforces AstraZeneca’s commitment to transform protection for the most vulnerable by advancing science in vaccines and immune therapies (14.04.23 – AZD3152 ist ein neuer Antikörper von Astra Zeneca, der alle bekannten Virusvarianten neutralisieren könnte, sollte als Evusheld-Nachfolger gesehen werden)
- In Affen schützen 25F9 und 20A7 gegen Sarbecoviren (Feng et al. 2023)
Imprinting und Original Antigenic Sin (OAS)
„Original sin of infection is much more important to avoid than original antigenic sin.“
Ryan Hisner, 11.01.24 (Twitter)
Das Immunsystem bildet gegen Antigene (z.B. Virenbestandteile), mit denen es erstmals in Kontakt kommt, Gedächtniszellen aus und wird auf diese geprägt.
Das ist evolutionär sinnvoll, weil die Gedächtniszellen bei erneutem Kontakt (Infektion) schnell spezifische Antikörper produzieren können. Die Gedächtniszellen reifen zudem im Verlauf der Zeit in den Keimzentren, z.B. Lymphknoten durch die Affinitätsreifung. Durch die somatische Hypermutation werden ständig neue Gedächtniszellen prduziert und jeweils diejenigen, deren Antikörper das feindliche Antigen am besten neutralisieren, selektiert (Jan Hartmann 09/2022)
Gefahr: Bei der nächsten Virusinfektion bekämpft das Immunsystem die bekannten Virusbestandteile besser und effektiver, das geht aber zulasten einer effektiven Reaktion gegen neue Mutanten/Virusbestandteile ( = OAS). Für SARS-CoV2 bisher noch nicht nachgewiesen (Chemaitelly et al. 12.10.22).
Bei der „Spanischen Grippe“ 1918 gab es die höchste Sterblichkeitsrate bei den jungen Erwachsenen, die vor allem von der „Russischen Grippe“ (1889-1890) betroffen waren. Das wird als antigenisches Imprinting durch frühere Virusexposition interpretiert (G. Woo 2019) – keine guten Aussichten für unsere jüngste Generation für die nächste Pandemie.
Bei den bivalenten Impfstoffen gegen die OMICRON-Varianten hat man nun erstmals Imprinting-Effekte wegen dem Wildtyp-Anteil nachgewiesen (Addetia et al. 2023, Yisimayi et al. 2023, Wang et al. 2023).
Aus diesem Grund sind die Impfstoffe ab Herbst 2023 wieder monovalent ohne Wildtyp-Anteil und sollten dann effektiver wirken.
- Imprinting scheint eine deutlich geringere Rolle für die Anpassung der Antikörperantwort an Varianten zu spielen als bisher befürchtet (Quirk et al. 09/2023).
- Allerdings existiert das Problem auch beim monovalenten XBB-Impfstoff noch, das heißt, es werden kreuzreaktive, aber nicht XBB.1.5-spezifische Antikörper gebildet. (Tortorici et al. 11/2023 preprint), was sich mit früheren Studienergebnissen deckt (Stankov et al. 2023, Wang et al. 11/2023 preprint). Das heißt mit anderen Worten, es ist noch Luft nach oben bei der Impfstoffentwicklung, dass die erzeugte Immunantwort gegen neue Varianten noch besser ausfällt, aber es geht in die richtige Richtung.
- Zur Behauptung, dass mRNA-Impfstoffe ungewöhnlich viele IgG4-Antikörper gegen das Spike-Protein produzieren und daher Toleranz gegen eine SARS-CoV2-Infektion entwickelt werden kann, hier eine Gegendarstellung von Edward Nirenberg, Science Communicator.
- Ein neues Preprint zeigt allerdings, dass Proteinimpfstoffe weniger IgG4-Antikörper erzeugen als mRNA (Kalkeri et al. 18.01.24)
- BA.5-Durchbruchsinfektion erzeugt B-Zellen gegen BA.5 und Wildtyp, auch nach zwei Infektionen, aber nicht gegen XBB.1.5. XBB.1.5-Infektionen erzeugen ebenfalls kreuzreaktive Immunantwort, aber auch variantenspezifisch gegen XBB. Imprinting kann positiv oder negativ sein (Johnston et al. 2024 preprint)