Varianten- und Impfstoffentwicklung. Jährliche Impfstoffkampagnen hinken der Variantenentwicklung zwangsläufig hinterher, Stand 19. Oktober 2024

Aktuelle Empfehlungen

(Stand 07.01.25)

Impfplan Österreich (01.10.2024)

Australien (09.08.24)

Wesentlicher Unterschied zwischen Australian/CDC und ECDC/NIG/STIKO war bis zur Ernennung des Impfgegners RFK Jr. unter dem Trump-Regime , dass der Gesamtbevölkerung ab sechs Monaten aufwärts ein Booster empfohlen wurde, bei Influenza ähnlich – in Europa nur Risikogruppen und ältere Menschen, Kinder teilweise gänzlich ausgenommen. Hauptgrund dafür ist wahrscheinlich die unverändert falsche Zielgröße, schwere Akutverläufe zu verhindern, während LongCOVID weiterhin ignoriert wird (EMA/ECDC, 2023).

Von Ende Oktober 2024 bis etwa Februar 2025 empfahl das CDC Risikogruppen eine Impfung im Abstand von 6 Monaten.

In Europa zugelassen sind derzeit die monovalenten Impfstoffe von Pfizer (mRNA) und Novavax (Proteinimpfstoff) gegen die Omicron/Pi-Variante JN.1, sowie von Pfizer gegen die JN.1-Untervariante KP.2.

Hintergrund für Impfstoff-Anpassung

Wenn Veränderungen (Mutationen, Deletionen) an der Oberfläche des Spike-Proteins zu groß werden, könnten neutralisierende Antikörper nicht mehr auf die Zacken (Epitope) des Schlüssels (Spike-Protein) passen und das Virus nicht mehr so gut neutralisieren. Neben Spike-Mutationen gibt es auch Mutationen in anderen Bereichen des Virus, die insbesondere seit den JN.1-Varianten entscheidende Veränderungen hervorrufen können.

Im Gegensatz zu allen anderen saisonalen Viren schreitet SARS-CoV2 ausschließlich mit neuen Varianten fort. Alte Varianten oder Virusstränge werden nicht neuerlich dominant, oder zirkulieren in wiederkehrenden Epidemien, wie das etwa bei Influenza, RSV, saisonale Coronaviren oder auch dem Norovirus der Fall ist. Bei SARS-CoV2 wird eine Variante dominant, löst eine kleinere oder größere Welle aus, bis sich eine neue Variante durchsetzt.

Daher müssen Impfstoffe kontinuierlich an neue Varianten mit neuen Mutationen angepasst werden.

Bisher gab es ab Ende 2020 einen monovalenten Impfstoff gegen den Wildtyp, der mit zwei Impfdosen noch gut gegen Alpha und drei Impfdosen gut gegen Delta gewirkt hat. Von September 2022 bis August 2023 gab es bivalente Impfstoffe gegen Omicron/Wildtyp (mäßig wirksam gegen BA.1, BA.2, BA.5, XBB.1.5). Im September 2023 wurde der monovalente Impfstoff gegen XBB.1.5 zugelassen, ab Juli 2024 die monovalenten Impfstoffe gegen JN.1 sowie gegen die JN.1-Untervariante KP.2.

Das Influenza-Modell

Dänemark impft zwischen 1. Oktober und 20. Dezember gegen Grippe und Covid und erzielt damit Impfraten über 70%, am höchsten bei Bewohnern von Pflegeheimen. Bei Schwangeren und Immunsupprimierten gibt es deutlich niedrigere Impfraten.

Seit 1942 wird gegen die saisonale Influenzagrippe geimpft. Auf Basis der Influenzawelle auf der Südhalbkugel und der darin enthaltenen Virusstränge wird für die Nordhalbkugel der jährliche Impfstoff angepasst. Diese passen dann mehr oder weniger gut auf die tatsächlich vorhandenen Virusstränge. Eine Driftvariante kann die Impfwirksamkeit deutlich herabsetzen und eine schwere Grippesaison (wie 2019/2020) verursachen.

Ab etwa Mitte Oktober ist der Impfstoff meist verfügbar. Immunsupprimierten Personen wird empfohlen, möglichst kurzfristig zu impfen, um den größtmöglichen Zeitraum der von November bis April dauernden Influenzasaison abzudecken. Mitunter wird auch zwei Mal geimpft, etwa bei hochexponiertem Gesundheitspersonal. Die Impfwirksamkeit ist gegen Influenza A (H1N1) höher als gegen H3N2 und Influenza B, wahrscheinlich wegen der geringeren Mutationsrate von H1N1 (Kissling et al 2016). Der Schutz ist insgesamt moderat (Impfwirksamkeit rund 44%), junge Erwachsene und ältere Menschen sind schlechter geschützt als Kinder (Guo et al. 2024). Die Impfraten sind in Österreich katastrophal:

Ende KW47 InfluenzaSARS-CoV2
202315,018,1
202417,615,6

Impfrate (in %) bei der Altersgruppe 60 Jahre und höher in Österreich, mehr über das Impfdilemma in Österreich und den Sinn von Kinderimpfungen in der Seuchenkolumne von Robert Zangerle (03.01.25)

Krammer und Ellebedy (2023) haben sich gegen das Influenza-Modell für SARS-CoV2 ausgesprochen, weil der Schutz neutralisierender Antikörper rasch nachlässt und stetig neue Varianten nachfolgen. An Pan-Influenza-Impfstoffen würde bereits gearbeitet, die mehrere Stränge abdecken, und ähnliche Impfstoffe, die über die Schleimhaut verabreicht werden können seien dringend gegen SARS-CoV2 notwendig. Zudem zirkuliert SARS-CoV2 ganzjährig, die Influenza nur saisonal.

Helen Branswell: Covid’s scientific silver lining: A chance to watch the human immune system respond in real time (28.03.24 – enormer Wissenszuwachs in der Immunologie durch die Pandemie. Vom Wettrüsten zwischen Virus und Immunsystem, Affinitätsreifung, Imprinting, etc…)