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Die Sommerwelle ist da: 10 Fakten zu SARS-CoV2

Die Virusevolution seit Pandemiebeginn verläuft nicht linear, sondern mit Sprüngen, die Impfstoff-Anpassungen erforderlich machen. Sie ist in Wahrheit auch komplizierter als hier (von mir) skizziert: Etwas Immun Escape hatte bereits Delta, während die Omicron-Varianten zeitweise auch etwas ansteckender geworden sind. Mit fortschreitender Immunisierung der Bevölkerung und Verbreiterung der Immunantwort ist der dominante Mechanismus aber die Immunflucht, um der bestehenden Immunität auszuweichen.

Die aktuelle Infektionswelle scheint viele Fragen aufzuwerfen bei jenen, die sich weiterhin schützen wollen oder bereits infiziert sind. Wissenschaft verändert sich stetig und neue wissenschaftliche Erkenntnisse erfordern geistige Mobilität und Anpassungen. Wir leben nicht mehr im Jahr 2020, wo die Übertragungswege und Präventionsmaßnahmen unzureichend erforscht waren. Es dominieren heute ganz andere Virusvarianten als in der ersten Welle und das erfordert wiederholte Anpassungen des Impfstoffs. Wir sollten auch schon viel weiter sein, was den Umgang mit Infektionskrankheiten an sich betrifft. Stattdessen erleben wir ein öffentliches Verkehrsdesaster in Wien durch mehrere Großbaustellen und zahlreiche Menschen, von Pendlern bis Touristen, die trotz Symptomen in überfüllten Verkehrsmitteln keine Maske tragen. Getestet wird nicht mehr und die bisherige Berichterstattung trägt zur weiteren Verharmlosung bei, während die Krankenstände mitten im Hochsommer in die Höhe schnellen. Muss das noch sein, nach allem, was die Wissenschaft uns die letzten Jahre geliefert hat?

Zu sagen, dass 2024 auch bedeutet, dass wir weniger Todesfälle und schwere Akutverläufe als zu Beginn der Pandemie durch SARS-CoV2 erleben, ist nur ein Teil der Wahrheit. Denn die Aussage übersieht die wachsende Zahl aller anderen Infektionskrankheiten, die das „weniger“ an Krankheit durch SARS-CoV2 mühelos kompensieren. SARS-CoV2 ist zusätzlich da, zur ohnehin schon schweren Infektionskrankheit Influenza, und den zunehmenden Fällen an Keuchhusten, Masern und Streptokokken (u.v.a.). Warum keine Lösung, die Infektionskrankheiten generell reduziert. Warum versuchen wir nicht einmal das und versauen uns schon wieder den ruhigen Sommer, früher auch die ruhigere Zeit in den Arztpraxen und Spitälern, die Zeit der Urlaube statt mit Fieber im Bett zu liegen?

Warum steigen die Fallzahlen im Sommer an?

Fakt 1: Im ersten und zweiten Pandemiejahr haben Kontaktbeschränkungen und andere nichtpharmazeutische Maßnahmen sowie der Beginn der Impfkampagne für niedrige Infektionszahlen in der warmen Jahreszeit gesorgt. Im Sommer 2022 waren viele effektive Schutzmaßnahmen bereits abgeschafft und eine hohe Sommerwelle (BA.5) die Folge. Im Sommer 2023 stiegen die Infektionszahlen langsam, aber kontinuierlich an, im Sommer 2024 zeigt sich ein ähnliches Bild. Was verursacht diese Anstiege? Seit dem Wechsel des Serotyps vom Wildtyp auf Omicron-Varianten, befällt die akute Infektion vor allem die oberen Atemwege und weniger die Lunge. Dadurch ist die Immunität gegen Ansteckung („Schleimhaut-Immunität“) kurzlebiger als zu Wildtyp-Zeiten und man kann sich etwa alle vier bis sechs Monate nach der letzten Infektion erneut anstecken. Der Infektionsschutz durch die angepasste Impfung hält etwa wenige Wochen bis wenige Monate. Rein vom Immunitätsstatus her steckt sich der Großteil der Bevölkerung alle 4-6 Monate erneut an, je nach Höhe der ablaufenden Welle sind es tatsächlich aber nur rund alle 12-18 Monate. Die Booster-Impfrate betrug letzten Winter in Österreich nur magere 7%. Bei Symptomen wird kaum noch getestet, es gibt nirgendwo mehr Schutzmaßnahmen. Infektionen geschehen verstärkt im Reiseverkehr, v.a. im Flugzeug und in vollen Zügen, sowie bei Menschenansammlungen wie Großveranstaltungen (Public Viewing, Konzerte) und begleitende Lokalbesuche. Gleichzeitig steht aber auch die Virusevolution von SARS-CoV2 nicht still. Die neuen Varianten unterscheiden sich zwar nur durch wenige Mutationen von der Muttervariante JN.1 – das reicht aber aus, um den vorhandenen Immunschutz gegen SARS-CoV2 besser zu entkommen. Die Jahreszeit spielt nur insofern eine Rolle, dass sich die Menschen häufiger im Freien aufhalten und die großen Schulferien den Anstieg bremsen. Dieser Effekt wird durch den Sommertourismus und längere Hitzeperioden, wo sich Menschen wieder vermehrt drinnen aufhalten, aber teilweise überkompensiert.

Wie gut wirkt die Impfung gegen die aktuellen Varianten?

Fakt 2: Es hängt davon ab, welchen Endpunkt man für welche Personengruppe betrachtet. Wer brav zumindest die jährliche, empfohlene Auffrischimpfung mitgemacht hat, wird sich vermutlich zwischen September 2023 und Jänner 2024 mit dem monovalenten XBB.1.5-Impfstoff aufgefrischt haben. Die neuen Varianten (FLiRT, FLuQe) entkommen den neutralisierenden Antikörpern dieses Impfstoffs besser, weshalb die Impfung – vom langen Zeitraum abgesehen – kaum noch gegen eine Erst- oder Reinfektion schützt. Anekdotisch trifft das auch auf wenige Wochen nach Auffrischung mit dem XBB.1.5-Impfstoff zu. Es gibt keine Daten dazu, ob Novavax oder Pfizer hier einen Unterschied machen. Ebenfalls nur anekdotisch sind Social-Media-Berichte (denn im Alltag testet sich kaum noch jemand und man erfährt SARS-CoV2-Infektionen höchstens beiläufig), wonach die akute Infektion durchaus 2-3 Wochen dauern kann, bis man wieder negativ testet. Übereinstimmend sind einzelne Fallberichte, wonach „man sich noch nie so krank gefühlt hat“, unabhängig davon, ob es sich um die Erst- oder eine Reinfektion gehandelt hat. Das sagt mangels objektiver Datenerfassung wenig darüber aus, ob die Varianten insgesamt für schwerere akute Verläufe sorgen, da viele ohne Symptome oder nur mit sehr leichten Symptomen nicht erfasst sind, und darüber in der Regel weder auf Social Media noch im Alltag berichten werden (statistische Verzerrung, Bias). Gegen schwere Verläufe mit Hospitalisierung scheint insgesamt noch ein guter Schutz zu bestehen, mit Ausnahme immungeschwächter Personen, da die Hospitalisierungszahlen weit von den ersten Pandemiejahren entfernt sind.

Wie hoch ist mein individuelles Long COVID-Risiko?

Fakt 3: Wenn laufend über Long COVID-Studien berichtet wird, handelt es sich meist um ein durchschnittliches Risiko, was aber nicht für jeden Menschen gleich ist. Jeder kann Long COVID bekommen, ist so sinnvoll wie die Aussage, dass jeder Krebs bekommen kann. Die einen haben ein höheres Risiko, die anderen ein niedrigeres.

Man unterscheidet im wesentlichen drei Formen von Long COVID:

  • nach schwerem akuten Verlauf mit Schädigung der Organe
  • neue Erkrankungen oder Verschlechterung von Grunderkrankungen wie Autoimmunerkrankungen, Lungen-, Herz- und Stoffwechselerkrankungen, Dysfunktionen im Immunsystem, neurokognitive Erkrankungen
  • Belastungsintoleranz (PEM), die in einen MECFS-Verlauf übergeht (länger als 6 Monate anhaltend)

Das individuelle Long COVID-Risiko setzt sich aus folgenden Faktoren zusammen:

  • Virusvariante
  • Immunstatus
  • körperliche Verfasstheit (Vorerkrankungen, Genetik, etc.)
  • Maßnahmen zur Viruslastreduktion bei Exposition (Prävention)
  • Maßnahmen zur Viruslastreduktion bei Infektion (antivirale Medikamente)

Derzeit schätzt man das LongCOVID-Risiko auch für Geimpfte immer noch auf rund 5%, für den MECFS-Typ auf 0,5-1%. Das Risiko für Organschäden sinkt durch die sinkende Anzahl schwerer Verläufe und/oder durch die Impfung.

Wie lang ist die Inkubationszeit?

Fakt 4: Die Inkubationszeit, also der Zeitraum zwischen Ansteckung und ersten Symptomen, ist mit fortschreitender Virusevolution kürzer geworden. Bei den Omicron-Varianten betrug sie bis BA.5 im Schnitt 2 bis 4 Tage (Xu et al. 2023), wobei die Extremwerte von 2 bis 12 Tagen reichen. Würden Menschen mit Symptomen zuhause bleiben, könnte man die Verbreitung der Infektion viel stärker drücken als in den ersten Pandemiejahren. Denn bei kürzerer Inkubationszeit sinkt die Wahrscheinlichkeit, auf eine präsymptomatische Person mit hoher Viruslast zu stoßen.

Wie zuverlässig sind die Schnelltests?

Fakt 5: Viele versichern einem derzeit, dass ihre respiratorischen Symptome (Schnupfen, Husten, Fieber, Halsweh) kein Covid seien, sie hätten einmal (sic!) getestet und der Test war negativ. Schnelltests waren nie für die „Freitestung“ gedacht, dafür sind sie zu ungenau.

Die Abstrichgenauigkeit erhöhen lässt sich, wenn man …

  • einen tiefen Rachenabstrich macht (mindestens eine Stunde davor nichts mehr essen/trinken)
  • erst Rachen, dann Nase testet
  • vor dem Nasenabstrich Nase putzen
  • Naseninnenwände gut abstreicht, an mehreren Stellen Sekret entnehmen
  • in der Testflüssigkeit mindestens zwei Minuten belassen, gut ausquetschen
  • einen fetten Kontrollstrich hat (sonst ist der Test nicht mehr gültig)
  • auch dünne Striche/Schatten gelten als positiv

Gut zu wissen:

Das Virus trifft vier Jahre nach Ausbruch der Pandemie nicht mehr auf eine immun-naive Bevölkerung (mit Ausnahme von Fötus, Säuglingen und Kleinkindern), sondern unser Immunsystem erkennt das Virus frühzeitiger und fährt die Immunabwehr hinauf. Der Höhepunkt der Viruslast hat sich auf Tag 3 bis 4 nach Symptombeginn verschoben und nicht mehr um den Symptombeginn herum (Frediani et al. 2023). Das bedeutet aber auch, dass Antigentests bei den ersten Symptomen noch negativ ausfallen können und erst im späteren Verlauf der Infektion anschlagen.

  • Schnelltests schlagen zu 92% nicht bei den ersten Symptomen an. Nach zwei Tagen sinkt die Rate falschnegativer Testergebnisse auf 70%, nach drei Tagen bereits auf 33% (Middleton and Larremore 2024).
  • Im Abstand von 48 Stunden getestet erkennen drei Tests 94% der symptomatischen und 57% der asymptomatischen Fälle (Son et al. 2023).

Eine, wenn auch kostenaufwändige Alternative, bieten Pluslife-Testgeräte (Testgerät und Testkits), die eine hohe Genauigkeit aufweisen (Herrmann et al. 2024). Die Anwendung erscheint z.B. in Haushalten mit Kindern sinnvoll, die in den Kindergarten oder in die Schule gehen (hohe Exposition und Viruslast), aber auch für hochvulnerable Personen, die häufig exponiert sind (z.B. Kinder, pflegende Angehörige, berufliche Exposition).

Die hochsensitiven PCR-Tests erwähne ich hier der Vollständigkeit halber. Einzelne Labore oder Apotheken bieten diese kostenpflichtig noch an.

Wie sinnvoll ist Paxlovid für Geimpfte ohne Risikofaktoren?

Fakt 6: Eine der häufigsten Hypothesen für Long COVID steckt in der Namensgebung der Erkrankung: Das Virus oder Reste des Virus dauern im Körper an und randalieren noch über Monate oder Jahre hinweg mit zunehmender Schädigung der körperlichen und geistigen Funktionen. Dazu sind eine ganze Reihe von Studien erschienen (Chertow et al. 2021, de Melo et al. 2021, Swank et al. 2022, Peluso et al. 2023, Proal et al. 2023, Peluso et al. 2024, Zuo et al. 2024, Yu et al. 2024). Herbert et al. 2024 bestätigen eine Vermutung, wonach eine raschere Beseitigung des Virus aus dem Körper das Risiko für Long COVID senkt.

Antivirale Medikamente wie Paxlovid tun genau das: Sie bekämpfen das Virus und sorgen für eine rasche Entfernung aus dem Körper. Das funktioniert umso besser, je früher das Medikament genommen wird, bestenfalls um Symptombeginn. Meine Schlussfolgerungen waren, dass Paxlovid unabhängig vom Risiko das LongCOVID-Risiko senken. Nun wird Paxlovid in der Regel aber nicht an Personen völlig ohne Risikofaktoren abgegeben, sondern nurmehr an ältere und mit besonders hohem Risiko (aktualisierte S3-Leitlinie, 31.01.24).

Die bisherige Studienlage ist relativ eindeutig, was den Nutzen bei mehreren Risikofaktoren betrifft (Ganatra et al. 2023, Jiang et al. 2024, Wang et al. 2024). Bei maximal einem Risikofaktor scheint es keine Verbesserung hinsichtlich schwerer Verläufe gegenüber einem Placebo zu geben (Hammond et al. 2024), jedoch ein geringeres Risiko für LongCOVID (Xie et al. 2023, Liu et al. 2023).

Eine Studie bei geimpften Personen ohne Risikofaktoren (keine Indikation für Paxlovid!) habe ich noch nicht gesehen. Es wird aber vermutet, dass ein intaktes Immunsystem eine rasche Immunantwort entwickelt, die das Virus aus dem Körper entfernt. Damit wäre ein funktionierendes Immunsystem ähnlich wirksam wie Paxlovid. Von LongCovid wissen wir aber, dass auch zuvor gesunde, aktive, sportliche Menschen erkranken können, ohne bekannte Risikofaktoren.

In Summe bleibt daher keine klare Empfehlung: Paxlovid verursacht Nebenwirkungen, die aber im Verhältnis zu den Spätfolgen einer Infektion überschaubar und vor allem temporär begrenzt sind. Der Nutzen bei Personen ohne Risikofaktoren ist nicht belegt. Anekdotisch kommt es zur Verkürzung der Krankheitsdauer und zu einer deutlichen Linderung akuter Symptome. Rückfälle sind aber möglich, insbesondere bei 5 Tagen Paxlovid (Standardtherapie) statt 10.

In Österreich erhält man Paxlovid ohne Risikofaktoren nurmehr auf Privatrezept (900 Euro), sonst braucht man selbst als Hochrisikopatient einen (kostenpflichtigen) Schnelltest beim Arzt als Voraussetzung für das Kassenrezept.

Kann man sich mit Maske tragen sein Immunsystem zerhauen?

Fakt 7: Nein. Man ist einfach weniger krank. Es schadet dem Immunsystem nicht, Infektionsrunden auszulassen. Impfbare Infektionskrankheiten sollte man sowieso über die Impfung updaten, nicht über eine Infektion. Aber auch gewöhnliche respiratorische Erreger können Lungenentzündungen hervorrufen oder langfristig Asthma oder Allergien begünstigen, auch bei Kindern. Ausführlicher zur Immunschuld-Lüge hier.

Wenn Ärzte nun „Maskenvorträge“ halten und den Nutzen anzweifeln oder sie gar als schädlich halten, so ist viel wahrscheinlicher ein Normalcy Bias anzunehmen. Sie wissen in ihrem Herzen, dass sie bzw. ihre Patienten die Masken dauerhaft, für immer, tragen müssten, haben aber zu wenig Resilienz, diese Konsequenz umzusetzen. Um die kognitive Dissonanz auszuhalten, spielen sie entweder den Nutzen der Maske oder das Risiko von Infektionskrankheiten herunter.

Welche wirtschaftlichen Folgen hat Long COVID jetzt noch?

Fakt 8: Menschen mit LongCOVID und MECFS wird nicht nur eine adäquate gesundheitliche Versorgung verwehrt, sondern durch die Abschaffung der Meldepflicht, der Tests, jeglicher Prävention und der Falschinformation über das „Ende der Pandemie/nach Corona“ auch die Chance genommen, überhaupt zu erkennen, dass sie darunter leiden.

Vielen Menschen geht es derzeit nicht gut (Herzprobleme, Schlaganfall, Schwindel, Erschöpfung, kognitive Probleme…), sie können die Verbindung zu ihrer „Verkühlung“ vor ein paar Wochen oder Monaten nicht erkennen, weil sie denken/dachten, SARS-CoV2 gibt es gar nicht mehr. Das ist nicht nur schlimm für die Betroffenen selbst, sondern auch für die Forschung, weil so alles zur Blackbox wird.

40% der Longcovid-Betroffenen können nicht erfolgreich zu ihrem Arbeitsleben wie vor der Infektion zurückkehren (Studienzeitraum: 2021-2023). Bei jenen, die zurückkehren, braucht eine beträchtliche Anzahl Anpassungen am Arbeitsplatz, um die verbleibenden Beeinträchtigungen zu bewältigen (Ottiger et al. 2024).

Die Zahl der Arbeitskräfte mit einer Behinderung ist in den USA um 38% gestiegen, in UK ist mehr als jeder zehnte junge arbeitende Mensch (16-34 Jahre) von einer Krankheit betroffen, welche die Arbeitsfähigkeit einschränkt, mit Stand Ende 2023 sind über 500 000 Briten unter 35 Jahre arbeitsunfähig.

In Deutschland wurden die anhaltend hohen Krankenstände als Ursache für die Rezession 2023 ausgemacht, sie bleiben auch 2024 auf hohem Niveau. In der aktuellen Sommerwelle kommt es erneut zu signfikanten Personausfällen in der Infrastruktur (z.B. Zugverbindungen), in Österreich gibt es dazu keine offiziellen Meldungen.

Dabei könnte man gegen die Krankenstände in den Unternehmen, aber auch von staatlicher Seite viel tun.

Spricht etwas gegen die Anschaffung und generell flächigem Einsatz von Luftreinigern?

„Bad air (…) promotes the spread of contagious disease, and not infrequently makes closing as a prevention necessary. Schools which have suffered such almost yearly loss of weeks have, after the introduction of good ventilation, been for years free from such interruption.“

S.H. Woodbridge, Heating and Ventilation, Technology Quarterly (1888 – inklusive CO2-Messungen)

Fakt 9: Nein. Ich lese bisweilen kritische Stimmen selbst aus der Wissenschaft, die behaupten, dass man damit Infektionswellen nur in die Länge ziehen würde, weil sich weniger Menschen anstecken und demzufolge mehr empfängliche Personen zurückbleiben. Doch übersieht diese Denkweise wieder den Nutzen für eben gerade jene Personengruppe, die durch wiederholte Infektionen besonders gefährdet ist: Kinder und immungeschwächte Personen sowie deren Angehörige. Sie profitieren nicht nur von weniger Covid, sondern von weniger Infektionen generell. Nebenbei reduzieren Luftreiniger Hausstaub, Feinstaub, Pollen, Pilze und Bakterien in der Luft.

Persönliche Anekdote: Seit ich einen Luftreiniger im Schlafzimmer verwende, habe ich meine starke Hausstaubmilbenallergie im Griff und benötige fast keine Antihistaminika mehr.

Warum können Vulnerable nicht durch die Welle „durchtauchen“?

Fakt 10: SARS-CoV2 zirkuliert ganzjährlich mit kleinen und größeren Höhepunkten. Diesen kann man sich nicht, wie bei Influenza, entziehen, indem man sich für wenige Monate aus dem gesellschaftlichen Leben zurückzieht. Hochvulnerable Personen, dazu zählen auch LongCOVID-Betroffene, sind seit Jahren aus der Gesellschaft ausgeschlossen, außer sie entscheiden bewusst, erhöhte Risiken einzugehen und die Konsequenzen zu tragen. Ärzte und Wissenschaftler, die gelegentlich vorschlagen, „vulnerable Gruppen“ sollten die Infektionswelle einfach durchtauchen, während die „gesunde“ Mehrheit sich für sie infiziert und dadurch temporäre Herdenimmunität schafft, beziehen „vulnerabel“ auf Menschen, die in Alten- und Pflegeheimen leben, nicht jedoch auf eine breite Mehrheit, die mitten im Leben steht, die Kinder haben, die in Kindergarten und Schulen gehen. Nimmt man sie aus der Schule oder lässt sie Maske tragen, sei das wieder schädlich für ihre Entwicklung, doch was sollen sie machen? Zudem leben viele alte Menschen gar nicht im Altenheim, sondern zuhause, sowieso vereinsamt, oder werden gepflegt von Angehörigen, die ihrerseits Kinder haben oder noch Teilzeit arbeiten. Die Gesellschaft ist nun mal miteinander verzahnt, da kann man nicht einfach einen Teil herausnehmen und aufs Abstellgleis stellen, im Trugschluss, damit wäre das Problem dann fürs restliche Jahr erledigt. SARS-CoV2 ist NICHT Influenza, sondern allenfalls – bitte nur epidemiologisch verstehen – mit dem Rhinovirus vergleichbar, das ebenfalls ganzjährig zirkuliert. Zum Anderen übersieht dieser „die Gesunden sollen sich infizieren“-Ansatz wieder das Longcovid-Risiko. Die allerwenigsten der „Gesunden“ gehen noch impfen und Reinfektionen sind nicht förderlich, um das LongCOVID-Risiko auf Dauer zu senken.

8 Kommentare

  1. Manfred Fef

    Besten Dank für diese Menge an hilfreichen Informationen und Überlegungen!
    Ich wüsste sonst nicht, woher ich sie kriegen könnte.

  2. Katrin

    Ich schließ mich dem Kommentar an! Vielen Dank für die ausführlichen Infos und Überlegungen.

  3. Andreas

    Vielen, vielen Dank für deine unermüdliche Arbeit, Dein Blog ist die wichtigste Infoquelle zum Thema!

  4. Ralf

    Danke für die umfassende Darstellung.
    Der Bezug zu Immunschwäche und mehr Infektionen durch C19 scheint mir deutlicher.
    Der Luftreiniger und Vorteil weniger Antihistaminika, kann bei Prävention von SARS-CoV-2 auch nach hinten losgehen, wie neuere Forschungsergebnisse andeuten. Also Antihistaminika nicht weglegen.

  5. Ekki Plicht

    Danke für die gut fundierten Information.

    Kann es sein, das es hier, bei „Fakt 5“ einen Tippfehler gibt?
    ‚Schnelltests waren nie für die „Freitestung“ gedacht, dafür sind sie zu genau. ‚
    Zu genau? Zu ungenau, oder?

    Gruß,
    Ekki

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