Daten, Fakten, Aufklärung

Monat: November 2023

Ausgeträumt: Schwere Covid-Welle ist nicht mehr zu leugnen.

Verlauf der Pandemie in Österreich seit der Übernahme der Omicron-Untervarianten: Steiler Anstieg zuletzt, was sich mit den Daten aus den Sentinelpraxen und den anekdotischen Berichten von HausärztInnen deckt, die das höchste Infektionsgeschehen seit mindestens 1,5 Jahren registrieren.

Gebetsmühlenartig wurde über etliche Monate hinweg gepredigt, dass dem Gesundheitssystem nun keine Überlastung mehr drohen würde und die Meldepflicht daher guten Gewissens abgeschafft werden könnte. Die Pandemie sei vorbei, die „Coronakrise“ überstanden, das spatzen die Pfeifen bis heute von den Dächern. Ein Flughafen als internationale Drehkreuzscheibe ist eine ideale Infektionsdrehscheibe für hochansteckende und zudem mutationsfreudige Viren wie SARS-CoV2. Passagiere in vollen Zügen und Bussen, beim Boarding mit schlechter Innenraumluft, spätestens dann im Hotel, mit Frühstücksbuffet und gemeinsamen Essen – so passieren Ansteckungen. Umso anachronistischer ist es, während bereits redensartlich das Gebäude im Vollbrand steht, statt mit den Löschungsarbeiten zu beginnen, nebenan noch eine Löschübung abzuhalten.

„Die letzte große Übung war 2016. Es war wichtig, wieder einmal ein Szenario durchzuüben, weil wir auch wissen, dass ansteckende Krankheiten immer wieder von Passagieren in Flugzeugen mittransportiert werden“

NÖ-Gesundheitslandesrätin ulrike königsberger-ludwig, 16.11.23

Es ist so absurd. Es werden täglich ansteckende Krankheiten von Passagieren in Flugzeugen mittransportiert. Das ist Fakt, da gibt es keine „andere Meinung“. Wir sehen auch die Auswirkungen: Unterrichtsausfall, Personalausfall in vielen Betrieben, Lieferausfälle, ausgedünnte Fahrpläne der Verkehrsbetriebe, gesperrte Stationen in den Spitälern, heillos überlastete niedergelassene Ärzte, die wiederholt auf ihre Assistenten verzichten müssen. Die neue Normalität? Ich kann mich damit nicht anfreunden. Kranksein ist scheiße – und nein, Lungenfacharzt Lamprecht aus Oberösterreich liegt falsch: „viel Händewaschen“ schützt Zero gegen Infektionskrankheiten, die über die Luft übertragen werden. Es sind auch bei einfachen Erkältungen, Grippe und anderen Atemwegserkrankungen (z.B. Tuberkulose) die kleinsten Aerosole, die inhaliert werden (Chen et al. 2020).

Ein Überblick über die aktuelle Lage:

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Faktencheck: Pandemierevisionismus-Alarm beim FALTER

Entwicklung der Viruslast in Österreich seit der BA.1-Welle Anfang 2022: Seit Ende der Meldepflicht steigt die Viruslast im Abwasser wieder und spiegelt damit das zunehmende Infektionsgeschehen wieder, das mit neuen Virusvarianten (v.a. EG.5.1 und BA.2.86) einhergeht. Mit Anfang November 2023 wurde trotz des rekordwarmen Herbstbeginns bereits das Niveau der beiden BA.5-Wellen 2022 bzw. der ersten Winterwelle 2022/2023 erreicht. Die eigentliche „kalte“ Jahreszeit beginnt erst.

Zur aktuellen Infektionslage von SARS-CoV2 würde mir viel einfallen. Von gesperrten Stationsbetten in den Spitälern der Bundesländer über gravierende Engpässe durch Krankenstände im öffentlichen Verkehr bis hin zu Unterrichtsausfällen in den Schulen durch erkrankte Lehrer. Wegen einem „Schnupfen“ bleibt niemand zuhause. Die Sentineldaten zeigen, dass die Influenzagrippewelle noch nicht angelaufen ist. Hingegen ist laut Virologieprofessorin Judith Aberle in Kalenderwoche 44 fast jeder zweite derzeit gemeldete Infekt eine SARS-CoV2-Infektion, was sich mit den Schilderungen zahlreicher Hausärzte deckt, die in ihren Praxen weiterhin testen.

Die WHO hat am 5. Mai 2023 das Ende des Internationalen Gesundheitsnotstands ausgerufen, nicht aber das Ende der Pandemie. Das kann sie auch gar nicht. Das Ende der Pandemie definiert sich aus der Entwicklung der weltweiten Infektionszahlen (Übersicht), die bisher aber noch kein Pandemieende erkennen lassen, denn neue Varianten breiten sich weiterhin weltweit innerhalb weniger Wochen und Monate aus und treiben neue Infektionswellen an. Sollten wir dennoch von einem „endemischen Zustand“ sprechen, so tun wir das mit einer inakzeptabel hohen Grundinfektionsrate, die wiederholt zu messbaren Einschränkungen der Öffentlichen Gesundheit und am Arbeitsmarkt führt. LongCOVID/MECFS werden zwar hin und wieder in den Medien erwähnt, nie aber in Zusammenhang mit der dringend notwendigen Prävention, nämlich weitere Fälle zu verhindern, um die ohnehin völlig überlasteten wenigen Anlaufstellen nicht weiter zu belasten.

Wer zum jetzigen Zeitpunkt die Pandemie aufarbeiten will, kann das nicht tun, ohne auf die Gegenwart einzugehen. Die Realität ist: Ob wir das nun Pandemie oder Endemie nennen – die Gefahren von SARS-CoV2 sind weiterhin real, denn die Impfquoten in Österreich sind so miserabel, dass selbst auf Bevölkerungsebene kein signifikanter Schutz vor großen Infektionswellen gegeben ist, geschweige denn ein „Herdenschutz“ für den vulnerablen Personenkreis. Masken sind politisch so desavouiert worden, dass Spitäler zu Seuchenhäusern geworden sind. Saubere Luft in Innenräumen, vor allem in den Schulen und Kindergärten, scheitert daran, dass sich hartnäckig die Immunschuld-Lüge hält – dass man sich gefährlichen Erregern aussetzen müsse, um sein Immunsystem zu stärken.

Schon vor 170 Jahren gab es „Choleraleugner“, die sich lieber angesteckt haben als „gegen ihren Willen“ sauberes Trinkwasser zu trinken. Zum Glück haben sie sich damals nicht durchgesetzt und die Kindersterblichkeit ist durch diese und weitere Maßnahmen in den Folgejahrzehnten deutlich zurückgegangen. Die 1832 erbaute Cholerakapelle im Helenental bei Baden erinnert an eine schwere Choleraepidemie 1830 und 1831. In Wien wurde als Folge mit dem Bau der ersten Hochquellwasserleitung 1869 begonnen, um die Stadtbevölkerung mit sauberem Trinkwasser zu versorgen.

Warum erzähle ich Euch das? Um darzulegen, an welchem Punkt wir angelangt sind – dass uns erzählt wird, wir müssten regelmäßig krank sein, um gesund zu bleiben, dass wir es für normal halten, mit schwerem Husten im Wartezimmer andere Patienten zu gefährden, dass auf den Stationen für Frühgeburten keine Masken mehr getragen werden, obwohl Säuglinge Infektionen praktisch nichts entgegensetzen können, dass es Eltern einfach so hinnehmen, wenn ihre Kinder regelmäßig den Unterricht verpassen, weil die Lehrer oder sie selbst krank sind, und in der Folge auch die Eltern krank werden. Wir können uns nicht einmal darauf einigen, CO2-Messgeräte in den Klassenräumen zuzulassen, um die Luftqualität zu bestimmen – denn Schuldirektoren bzw. das Bildungsministerium fürchten negative Publicity und den finanziellen Aufwand für Gegenmaßnahmen.

Wer sich jetzt selbstkritisch mit der eigenen Rolle in der Pandemie auseinandersetzen will, wie der FALTER-Chefredakteur Florian Klenk heute angekündigt hat, kommt nicht umhin, den Umgang mit der Gegenwart in den Fokus zu rücken. Wie ich dem Ankündigungstext entnehmen kann, wird das nicht passieren:

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