„Diejenigen, die Maske tragen, sind Menschen mit deutlich mehr Mitgefühl und weniger Sadismus im Hinblick auf die Persönlichkeitsstruktur.“ (Jessica Williamson 31.07.24)
Alltagsszene:
„Sind Sie krank?“ – „Nein.“ – „Weil Sie Maske tragen.“ – „Ich will nicht krank werden.“ – „Achso.“ (Rund herum husten und schnupfen kranke Leute ohne Maske)
Das Maske tragen ist wirklich keine Hexerei. Sie schützen vor Partikeln, nicht Gasen. Kohlendioxid und Sauerstoff gelangen ungehindert durch die Maske. Je nach Maskentyp ist der Atemwiderstand etwas größer, aber wer ohnehin Atemprobleme hat, sollte ein genuines Interesse daran haben, sich erst Recht nicht anzustecken, da das Risiko für einen schweren Lungenverlauf dann erhöht ist. Staubpartikel, Feinstaub, Pollen, virusbeladene Aerosole bleiben darin hängen. Das funktioniert beim Ausatmen ebenso wie beim Einatmen. Darum schützen Masken nicht nur sich selbst, sondern auch andere. Und das ist es. Nicht mehr und nicht weniger.
Aktueller Kenntnisstand
Die Studienlage hat sich verfestigt:
FFP3 -> FFP2 -> Stoff/OP-Maske
FFP: Filtering Face Piece; Medical Masks; Community Masks
So die Reihenfolge der Wirksamkeit gegen virusbeladene Aerosole im Fall von SARS-CoV2. Sie gilt aber im Prinzip auch gegen andere Erreger. Darunter ist Masern ansteckender, Keuchhusten ähnlich ansteckend, Rhinoviren etwas weniger ansteckend und Influenza deutlich weniger ansteckend. Mit einem infektiösen Masernpatienten im Raum bringt entsprechend das Tragen einer Stoffmaske wenig, wenn man selbst nicht geimpft ist.
Es ist daher ebenfalls keine rocket science, dass man sich durch das Tragen einer Schutzmaske allgemein vor Infektionskrankheiten schützen kann, die über die Luft übertragen werden. Man kann das als unpassend für unsere westliche Kultur empfinden, als aus der Modelle fallend, man kann sich darüber beklagen, dass eine weiße FFP3-Maske sofort auffällt, aber die Wirksamkeit ist damit nicht in Frage gestellt.
Eine umfassende Übersicht demonstriert die Überlegenheit der FFP2/FFP3 (N95/N99)-Masken eindrucksvoll. Ihr Schutzfaktor liegt deutlich über jenen der medizinischen und Stoffmasken. Bei letzteren beiden zeigte eine experimentelle (freiwillige) Studie, dass gut sitzende Stoffmasken sogar OP-Masken schlagen können (Lai et al. 2024).
Den Grund dafür sieht man an dieser Abbildung:
Sie liegen einfach nicht überall eng genug an, sodass Aerosole seitlich ausgeblasen werden können. Das mag in einer Situation ausreichen, wo sich Aerosole nicht akkumulieren können, z.B. draußen oder bei guter Belüftung, sonst aber reicht der Schutz vor Ansteckung nicht aus.
Das Geheimnis der FFP2-Masken
Funktionsweise:
„Nackte Viruspartikel kommen in freier Wildbahn entweder nicht vor, weil sie immer eine Wasserhülle haben oder sind dann sehr empfindlich und instabil. Aerosolpartikel, vor allem solche mit Viren sind entweder elektrostatisch geladen, oder stark polarisierbar, d.h. wann immer sie sich einer stark elektrostatisch geladenen Oberfläche, wie einer trockenen FFP2-Maske, annähern, werden die davon angezogen. Einmal auf der Faser haften sie dann durch hydrophile, elektrostatische oder van-der-Waals Wechselwirkungen. Kleine Aerosolpartikel können daher nicht ungehindert durch eine trockene FFP2 Maske “durchfliegen”. Ist die Oberfläche einmal kontaminiert/verschmutzt, wird die elektrostatische Aufladung immer schwächer, auch wenn die Oberfläche trocken ist. Daher: Maske öfters wechseln!” (Erklärung von Raphael Berger, Chemiker Uni Salzburg)
- Inertial impaction: Partikel mit zu viel Trägheit aufgrund ihrer Größe oder Masse können dem Luftstrom nicht folgen, wenn er um eine Filterfaser abgelenkt wird. Dadurch werden größere Partikel gesammelt.
- Interception: Wenn Partikel nahe der Filterfaser vorbeiströmen, können sie von der Faser aufgefangen werden. Das sammelt ebenfalls größere Partikel.
- Diffusion: Kleine Partikel werden ständig von Luftmolekülen bombardiert, die sie vom Luftstrom abweichen lassen und dann mit der Filterfaser kollidieren. Damit werden kleinere Partikel gesammelt.
- Elektrostatische Anziehung: Entgegengesetz geladene Partikel werden von der geladenen Faser angezogen. Das gilt unabhängig von der Partikelgröße
Zur Überlegenheit der FFP2/FFP3-Masken gegenüber OP- oder Stoffmasken sind weitere Studien erschienen, die ich der Vollständigkeit halber anführe (Duncan et al. 2021, Andrejko et al. 2022, Dörr et al. 2022, Dörr et al. 2024).
Männer aufgepasst! Für den Dichtsitz ist wichtig, dass die Haut rasiert ist – schon 1cm Bart reduziert die Schutzwirkung von FFP2-Masken auf 60%, bei medizinischen Masken und Stoffmasken ist sie selbst bei glatt rasierter Haut nur noch bei 10-30% (Prince et al. 2022).
Entgegen vieler Aussagen zu Pandemiebeginn kann man sich durch unsachgemäße Handhabe an FFP2/OP-Masken nicht anstecken, weil kaum oder kein infektiöses Virus auf diesen Masken vorhanden ist. Bei Stoffmasken ist das anders, wahrscheinlich aufgrund der höheren Feuchtigkeit, aber selbst da ist die Schmierinfektion zu hinterfragen (Pan et al. 2023).
Weitere Vorteile von FFP2-Masken ist die Verhinderung von Ansteckungen mit …
- Influenza A und B
- Gruppe A Streptokokken
- Streptokokken Lungenentzündung
- RSV (v.a. Kinder und Jugendliche)
- HPIV (Parainfluenzaviren, Bronchitis bei Kleinkindern)
- Mycoplasma Lungenentzündung (Bakterium, parasitischer Erreger)
- N. meningitidis (Bakterium)
- H. Influenza (Bakterium)
- M. tuberculosis
sowie werden auch Feinstaub und Allergene wie Pollen und Hausstaub gefiltert.
Am besten wirkt in Innenräumen aber eine Kombination aus FFP2-Maske und guter Lüftungsanlage, die im Gegensatz zu keinen Maßnahmen die Infektionen um nahezu 99,95% reduzieren kann (Nie et al. 2022).
„Le port du masque doit devenir banal, parce qu’il est vital“
„Das Tragen einer Maske muss alltäglich werden, denn es ist lebenswichtig„.
Der französische Gesundheitsminister am 27.08.2023 (TV)
Wirksamkeit von OP-Masken gegen gewöhnliche Coronaviren, Influenza und Rhinoviren:
Das Paper wurde noch vor der Pandemie geschrieben und bezieht sich auf saisonale Coronaviren (NL63, OC43, etc.). Zudem wurde hier der veraltete Schwellenwert von 5µm zur Unterscheidung von Tröpfchen und Aerosolen verwendet. Korrekt sind 100µm. Auffallend ist dennoch, dass Corona- und Influenzaviren von OP-Masken recht effektiv blockiert werden, nicht jedoch Rhinoviren.
Wenn man ältere Menschen oder Krebspatienten mit einer OP-Maske sieht, sollte man ihnen eine FFP2-Maske anbieten und ihnen sagen, dass sie ihre Maske nicht ausreichend schützt.
OP-Masken verringern Atemwegseffekte (Solberg et al. 2024).
Die Wirksamkeit vom Masken tragen ist mehrfach bewiesen:
- als Community Effect (Mitze et al. 2020, Alihsan et al. 2022, preprint, Cheng et al. 2021, Leech et al. 2022, Cash-Goldwasser et al. 2023, Peng et al. 2024)
- in China auch gegen verschiedene Varianten (Ge et al. 2023)
- in Schulen (Chernozhukov et al. 2021)
- im individuellen Fall wie etwa im eigenen Haushalt (Sun et al. 2023)
- Masken machen die Nutzung des öffentlichen Verkehrs um 93% sicherer (Ku et al. 2021, Bridget and Kuehn 2022)
- Masken halten außerdem die Nase warm, was in der kalten Jahreszeit die Immunabwehr unterstützt (Huang et al. 2022)
- Der Cochrane-Review, der Zweifel zur Wirksamkeit von Masken verbreitet hat, enthielt quantitative Fehler (Bar-Yam et al. 2023 preprint)
- Der Effekt von Masken, die Community-weit getragen werden, ist allerdings erst mit Verzögerung von ein paar Wochen messbar (Huang et al. 2022)
Chronologie zu den Masken
Zu Beginn der Pandemie gab es durch die mangelnde Vorbereitung des Westens auf künftige Pandemien einen akuten Mangel an Schutzmasken. Aufgrunddessen hat die WHO einen verhängnisvollen Fehler begangen und Masken für die Allgemeinbevölkerung als nicht notwendig kommuniziert. Im Einklang mit nationalen Gesundheitsbehörden wurde zudem behauptet, Aerosole entstünden nur bei aerosolgenerierenden Prozeduren im Spital (z.B. Intubieren) und am effektivsten sei das Händewaschen gegen Krankheitsübertragung. Die Tröpfcheninfektion ist vielfach bis heute noch der „aktuelle“, aber leider veraltete Kenntnisstand, da Aerosole der dominante Übertragungsweg sind.
In der Anfangszeit haben wir vielfach Stoffmasken getragen, deren Filtereigenschaft leider nicht ausreicht, um die winzigen Aerosole mit hoher Effektivität abzublocken (Drewnick et al. 2020, Lindsley et al. 2020, Clapp et al. 2021). Damals gingen die Gesundheitsbehörden allerdings noch von Tröpfchenübertragung aus.
Face Shields hatten nie nennenswerte Schutzwirkung (Lindsley et al. 2014, Verma et al. 2020). Während das Schweizer Gesundheitsamt schon im Juli 2020 vor Gesichtsvisieren warnte, dämmerte es dem damaligen österreichischen Gesundheitsminister Anschober erst im Herbst 2020 und sie wurden ab November mit quälend langer Übergangszeit verboten.
Eine der ersten Studien, die die Filtereffizienz verschiedener Stoffe gegen verschiedene Aerosol-Durchmesser untersuchte, zeigte die hohe Wirksamkeit von FFP2-Masken, besonders sichtbar bei den kleinsten Aerosolen. Stoffmasken standen nur wenig hinter den OP-Masken zurück.
Im Jänner 2021 wurde dann mit Begründung der „ansteckenderen Britischen Variante“ die FFP2-Maskenpflicht eingeführt. Die Infektiösität änderte jedoch nichts an der Physik der Aerosole. Sie waren gleich groß wie vorher. Die österreichische Regierung wollte damit ihre Inkompetenz verbergen, dass man schon im Vorjahr auf FFP2-Masken hätte setzen sollen. Es gab jedoch nie eine Aufklärungskampagne der Gesundheitsbehörden dazu, wie man die Masken korrekt trägt und regelmäßig wechseln sollte. Die AGES verwies überhaupt gleich auf die Seite des deutschen Robert-Koch-Instituts (RKI) bzw. zur Europäischen Seuchenbehörde ECDC. Als die Infektionszahlen im Sommer 2021 wieder unten waren, wurde die Maskenpflicht gelockert, als ob die Aerosole plötzlich verschwunden sind. Ich erinnere mich daran, wie Umweltmediziner Hutter vorschlag, wieder auf Stoffmasken umzusteigen, aber was war physikalisch im Sommer in geschlossenen Räumen anders als im Winter? Die FFP2-Maske schützte immer gleich gut. Das Virus war im Sommer nicht weniger ansteckend, es gab nur einfach insgesamt weniger Virus. Und es hätte noch weniger gegeben, wenn man die Grundmaßnahmen einfach beibehalten hätte.
“Wann immer jemand fragt, ob wir jetzt für immer Maske im Gesundheitswesen tragen sollen, denkt an Semmelweis. Dieser Mann entdeckte, dass die dreckigen Hände von Ärzten und Pflegern bei Patienten Fieber und Tod verursachten. Das Ergebnis dieser Entdeckung war allerdings nicht die flächendeckende Umsetzung der Handhygiene, sondern er wurde gemieden, verlor seine Arbeit und wurde schließlich institutionalisiert. Es dauerte rund 50 Jahre, bevor der lebensrettende Wert von Hände waschen vollständig im Gesundheitswesen anerkannt wurde. 50 Jahre. Es stellte sich heraus, dass sich die Ärzte nicht für die Idee erwärmen konnten, dass ihre eigenen Hände unhygienisch und die Quelle für Krankheit und Tod für einige ihrer Patienten waren. Trotz der Beweislage war die Verleugnung zügellos und stark. Der Mehrheitskonsens war, dass Semmelweis ein Spinner war.
Der Widerstand zu dieser Idee, dass die Luft, die wir ausatmen, während wir Patienten pflegen, unhygienisch und eine Quelle für Krankheit und Tod für Einzelne sein kann, fühlt sich genau gleich für mich an. Trotz der Beweislage ist das Leugnen stark. Viele bevorzugen es, sich am status quo vor der Pandemie festzuklammern. Doch dieser status quo war, als wir es nicht besser wussten, und als wir nicht so ein virulentes, gefährliches, neues über die Luft übertragenes Pathogen im permanten Umlauf hatten. Nun, da wir es besser wissen, sollten wir auch besser damit umgehen. Wenn die Luft, die wir atmen, unhygienisch und krankmachend sein kann und wir wissen, dass es eine einfache, wirksame Lösung dafür gibt, indem wir sie durch eine Maske filtern, dann scheint es logisch, dass das unser neuer Standard im Gesundheitswesen wird. Dauerhaft. Doch mit der Erfahrung von Semmelweis erwarte ich, dass dieser Vorschlag eine Menge Ablehnung erfahren wird, und dass es sehr lange Zeit dauern wird, bis das medizinische Umfeld akzeptiert, dass der alte status quo Vergangenheit ist und Masken im Gesundheitswesen die neue Normalität sind. Ich hoffe nur, es dauert nicht weitere 50 Jahre.”
(frei übersetzt nach Dr. Lisa Iannattone, Professorin für Dermatologie, Montreal)