Im Frühjahr 2023 hat Gesundheitsminister Rauch noch behauptet, dass das Testen von Menschen mit Symptomen kostenfrei bleiben würde, um eine Behandlung mit COVID-19-Medikamenten abzuklären (betrifft in erster Linie Risikopatienten, weil Paxlovid/Metformin nicht für gesunde Menschen empfohlen werden)

Gesundheit dürfe keine „Frage des Geldes und des Einkommens sein“, hielt Gesundheitsminister Rauch eingangs fest. Es müsse in Österreich Gesundheitsleistungen auf hohem Niveau für alle geben, „dafür brauche ich meine E-Card, nicht meine Kreditkarte“, sagte Rauch.

Derstandard, 28. März 2023

Ende März 2024 zeigt sich dann, wie viel von Rauchs Ankündigungspolitik zu halten ist: NICHTS.

Die geltende Verordnung läuft mit 31. März 2024 aus. Ab April sind Corona-Tests auch bei Krankheitsverdacht (Antigentests, bisher wurde nur jeder fünfte Antigentest mit PCR nachgetestet) kostenpflichtig – mit bis zu 40 Euro pro Test (25 Euro für Durchführung und 15 Euro für das Test-Set) – ein Wucherpreis, wenn man bedenkt, wie viel man für handelsübliche Schnelltests bei jedem Medizinfachgeschäft bekommt. Das wird die Testquote stark nach unten drücken.

Das Problem mit der Kostenübernahme ist schon länger bekannt, weil der Bund für die Bezahlung der Tests einspringt – mit Auslaufen der Regelungen nach dem Epidemiegesetz (SARS-CoV2 ist in Österreich nicht mehr meldepflichtig) ist eigentlich die Sozialversicherung zuständig.

Das Gesundheitsministerium hat noch Mitte Dezember 2024 behauptet, dass die Tests für Patienten kostenlos bleiben würden.

„Heute“ fragte im Gesundheitsministerium nach, ob die Gratis-Tests in Ordinationen tatsächlich mit nächstem Jahr Geschichte sind. Dort ist man um Beruhigung bemüht: „Der Bund wird die Kosten für die Covid-19-Antigentests bis Ende März 2024 weiterhin tragen“, wird versichert. Mitte April würden die Testungen in die Regelstrukturen überführt und von der Sozialversicherung übernommen. Für die einzelnen Patienten ändere sich dadurch aber an der aktuellen Praxis nichts. Das Geld komme eben dann nur aus einem anderen Topf, die Tests blieben kostenlos.

HEUTE, 18. Dezember 2023

Der Vertreter der steirischen Ärztekammer und Allgemeinmediziner Alexander Moussa (Hartberg) sieht einen massiven Rückschritt und fordert gratis Tests auch für Influenza, RSV und Keuchhusten.

„Wir brauchen diese Tests und die Testergebnisse, um auch eine zielgerichtete Behandlung durchzuführen. Zum Beispiel ist der Nachweis einer Corona-Infektion auch Voraussetzung für die Verschreibung von Paxlovid.“

„Ich glaube, wir haben alle in der Pandemie gelernt, dass das Testen wichtig ist, um zu erkennen, wer eine Infektion hat und um dementsprechend den Kreis der Infizierten möglichst klein zu halten“, so Moussa. Er sehe durch den Wegfall der Kostenübernahme „eine große Gefahr für die Volksgesundheit“.

ORF STEIERMARK, 27.03.24

Der Arzt sagt es: Der Nachweis einer Corona-Infektion ist auch die Voraussetzung für die Verschreibung von Paxlovid.

Ein Schelm, wer Böses denkt – letzten Winter geriet Rauch mächtig ins Rudern, als es zu einem – angekündigtenPaxlovidmangel kam.

Zudem erhielt ein Großteil der stationär aufgenommen Patienten im Klinik Floridsdorf (nicht nur da) zuvor kein Paxlovid durch den Hausarzt, etwa die Hälfte der betroffenen Patienten mit schwerem Verlauf wären aber geeignet gewesen.

Neben der extrem niedrigen Booster-Rate mit dem angepassten monovalenten XBB-Impfstoff (Pfizer und Novavax) ist auch die verhältnismäßig geringe Vergabe von Paxlovid maßgeblich Schuld an der hohen Übersterblichkeit in der JN.1-Welle im November und Dezember

Übersterblichkeit bis Jahresende 2023 in Schweden, Deutschland und Österreich

Paxlovid wird vorrangig nur an RisikopatientInnen abgegeben – das Risikoprofil ist seit Februar 2024 deutlich strenger geworden – wohl auch, weil seitdem ebenfalls die Österreiche Gesundheitskasse für die Anschaffung von Paxlovid zuständig ist, nicht mehr der Bund. Voraussetzung für eine Verschreibung ist aber …

Service-Info der ÖGK an die Ärztekammer Oberösterreich, Februar 2024

… erraten ein Schnelltest beim behandelnden Arzt. Von Patienten selbst durchgeführte Schnelltests genügen demnach nicht.

Eine nebenbei heftig kritisierte Regelung, denn eine frühzeitige Gabe (0-1 Tage nach ersten Symptomen oder Diagnose) reduziert die Sterblichkeit und schwere Akutverläufe signifikant verglichen mit verzögertem Therapiebeginn (2 und mehr Tage), weshalb niederschwellige Tests und rasch verfügbare Medikamente essentiell sind (Wong et al. 2023).

Unterm Strich hat das Gesundheitsministerium hier gleich zwei Punkte vom ursprünglich angekündigten Plan, in die Regelversorgung überzugehen, nicht eingehalten:

  • keine gratis Medikamente mehr, weil …
  • keine gratis Tests mehr bei Symptomen

Eine Win-win-Situation für die Regierung:

  • deutlich sinkende Testraten und damit weniger Paxlovid-Verschreibungen, kein Paxlovid-Mangel mehr zu befürchten
  • kein Nachweis einer Infektion und damit können bei Spätfolgen Behandlungskosten und Entschädigungen vermieden werden
  • Zudem gilt eine Infektion am Arbeitsplatz laut Obersten Gerichtshof nicht als Arbeitsunfall, keine Pension für LongCOVID-Betroffene

Leidtragende sind all jene, die sowohl Risikopatienten, LongCOVID-Betroffene als auch Armutsbetroffene sind, wo es generell hohe Überschneidungen gibt.

Eine Schande für Gesundheits- und Sozialminister Rauch von den Grünen. Eine Schande für den Sozialstaat Österreich.