Daten, Fakten, Aufklärung

Maskenparadoxon

Filter-Effizienz bei verschiedenen Aerosol-Größen von FFP2-Masken (N95), einfachen OP-Masken (Prodecure mask), Stoffmasken, Halstuch 1- und 2-lagig (gaiter), Gesichtsvisier (Face Shield), Quelle: Lindsley et al. 2020

Ich bin es längst Leid geworden, es in Worte zu fassen, wie sehr mich der gesellschaftlich Konsens gewordene Egoismus ankotzt. Wenn Appelle, sich solidarisch zu verhalten, nicht nur ignoriert werden, sondern als „Meinung“ gelten. Wenn es nurmehr darum geht, eine Mehrheitsmeinung zu vertreten, unabhängig von den Fakten, und sich nicht am schwächsten Glied zu orientieren. Dagegen ist kein Kraut mehr gewachsen. Fakten sind sinnlos geworden. Es zählt nurmehr das, was für einen persönlich den geringsten Aufwand bedeutet, sein Verhalten zu ändern, bestenfalls nämlich gar nicht.

Mittlerweile ist auch zum ORF vorgedrungen, dass Schutzmaßnahmen wie Sozialkontakte reduzieren und Maskenpflicht einen Influenza-Stamm zum Aussterben gebracht haben – bekannt ist das schon seit letztem Jahr (Dhanasekaran et al. 2022). Selbstverständlich helfen die Schutzmaßnahmen gegen Covid19 auch gegen andere Viren (und Bakterien), die schwere Infekte auslösen können – bis hin zur Todesfolge, auch bei Kindern. Es ist längst nicht von Gott vorgegeben, sich mehrmals jährlich anzustecken, bei Familien hauptsächlich durch die Infektionsbrutstätte Kindergarten und Volksschule.

Es ist längst nicht schicksalshaft, sich immer vor dem Urlaub anzustecken, sodass man den Urlaub stornieren oder krank verbringt, und dabei noch anderen Urlaubern ihre ersehnte Erholung vermiest, weil man sich mit Husten und Schnupfen in den Frühstücksraum setzt. Krank zuhause zu bleiben, zumindest aber Menschenansammlungen zu meiden, Maske zu tragen, das hätte man als Lehre mitnehmen können.

Tirol mit aktuellen Daten hat Salzburg überholt, aber auch in Wien erneut steigende Infektionszahlen, Quelle: Abwassermonitoring Österreich

Selbstschutz ist schwierig geworden. Man muss nicht mehr, man darf, aber es ist gesellschaftlich längst geächtet. In manchen Regionen mit überproportional hohem Anteil an Coronaleugnern fällt es einem noch schwerer, standhaft zu bleiben, denn es bleibt nicht immer nur bei verbalen Angriffen. Auch körperliche Attacken sind an der Tagesordnung – betroffen sind meistens vulnerable Frauen, für die der Selbstschutz kein „nice to have“ ist, sondern ein „must“.

„wer sich schützen will, kann ja Maske tragen.“

„Sind Sie krank, oder warum tragen Sie Maske?“ (Hust, hust)

„Bitte bei Symptomen Maske tragen in der Ordination.“

Die Gesellschaft verhält sich unlogisch, aber am schlimmsten ist es im Gesundheitswesen. Welcher Arzt, welche Pflegerin kann ernsthaft behaupten, ihr/ihm läge das Wohl des Patienten am Herzen, wenn im Arztgespräch oder im Behandlungszimmer keine Maske mehr getragen wird?

Warum wird in der Praxis nicht an die Solidarität der Patienten appelliert? Weil sie selbst nicht mehr praktiziert wird? Ich trage aus Selbstschutz Maske, aber jeder glaubt dann, ich wäre krank und setzt sich weg. Dabei bin ich nicht mehr krank, seit ich Maske trage und von mir geht die geringste Gefahr aus, selbst wenn ich krank wäre, denn die Maske schützt auch Dich, herrgottnochmal. Sonst würd ich mir keine FFP3-Kopfmaske aufsetzen, die nun einmal wenig ästhetisch sind, sondern für jeden anzeigt, dass das jemand aus Überzeugung trägt.

Maskenpflicht als Strafe

Wer nicht geimpft ist, muss Maske tragen. Wer nicht testet, muss Maske tragen. Wer sich nicht isoliert, muss eben Maske tragen. Der Solidaritätsgedanke galt nur im ersten Pandemiejahr. Das erzeugt bei vielen Bürgerinnen und Bürgern, die mangelhaft über den Nutzen von Masken und die Gefährlichkeit von SARS-CoV2 aufgeklärt wurden, einen Abwehrreflex. Rechte Gruppierungen haben diesen Reflex für sich genutzt, aber auch Neoliberale, die das Virus als politischen Gegner sahen und die Schutzmaßnahmen als Abschaffung der Grundrechte und Freiheit des Einzelnen.

In der Berichterstattung herrscht längst Einigkeit unter „Experten“, dass eine Pflicht nicht mehr notwendig sei, längst nicht mehr umsetzbar, dass dieser Zug abgefahren sein würde. Was aber fehlt, ist über den Nutzen von Masken und die Gefährlichkeit von SARS-CoV2 angemessen aufzuklären, um eine breite Mehrheit in der Bevölkerung anzusprechen. So appelliert die STANDARD-Journalistin Pia Kruckenhauser in ihrem Kommentar zwar an den Fremdschutz, erwähnt aber mit keinem einzigen Wort LongCOVID.

Immungesunde stecken Sars-CoV-2 deshalb meist gut weg, und auch Influenza ist im Normalfall keine Gefahr. Meistens – denn die Geschehnisse der vergangenen drei Jahre haben gelehrt, dass es immer die eine oder andere Ausnahme von der Regel gibt.

„Die ein oder andere Ausnahme“ betrifft mittlerweile rund eine halbe Million LongCOVID-Erkrankte alleine in Österreich, über 36 Millionen in Europa laut WHO-Schätzung und über 60000 seit der Pandemie neu hinzugekommene MECFS-Erkrankte. Noch dazu sind mehrere hunderttausend Menschen in Österreich immunsupprimiert, entweder angeboren oder erworben bzw. durch Medikamente gegen Krebs, bei Transplanationen oder gegen rheumatische Erkrankungen.

Wie will man diese Mehrheit erreichen, wenn man sie in der öffentlichen Risikokommunikation nicht addressiert?

Konformitätsdruck

Ich bin davon überzeugt, dass es richtig ist, weiterhin eine Maske zu tragen, weil sie nicht nur gegen Covid19 schützt, sondern auch gegen andere virale Erkrankungen mit lästigen bis schweren Krankheitsverläufen. Viele Menschen würden gerne, aber trauen sich nicht, ständig exponiert zu sein, weil sie die Einzigen sind, die Maske tragen. Dazu gehört viel Mut, viel Resilienz gegen böse Blicke und Kommentare.

Es wäre gelogen, würde ich sagen, dass es mir leicht fällt, immer der Einzelne zu sein. Es lohnt sich aber oft dennoch, denn wenn nur eine einzige weitere Person Maske trägt oder sich traut, sie aufzusetzen, weil sie sich nicht mehr alleine fühlt, dann hat es sich gelohnt, nicht nur für einen selbst, sondern um den Keim der Hoffnung bei anderen aufrechtzuerhalten – der Hoffnung darauf, nicht immer alleine zu sein, beim sich vernünftig und solidarisch verhalten.

Dieser gesellschaftliche Druck, der auf einem lastet, gehört viel mehr gesehen und gehört, und auch die Folgen wahrgenommen, dass es ermüdet und erschöpft auf Dauer, wenn man Ausflüge plant und keine Lust mehr hat auf die ständigen Angriffe. Es ist aber auch genauso traurig und erschöpfend, wenn etwa Fahrgäste Abstand zu Leuten mit Maske halten, ängstlich zusammenzucken, während sie teilnahmslos gegenüber von anderen mit schweren Atemwegssymptomen sitzen.

Keine Solidarität mehr an dieser Adresse

Es ist enttäuschend, wenn man Ärzte aufsucht, die noch vor einem halben Jahr Maske trugen und überzeugt waren von der Richtigkeit, aber wenn man sie dann wiedersieht, setzen sie sich eben nicht automatisch eine auf, wenn man selbst eine trägt. So sollte der Reflex sein, wenn man sich empathisch und solidarisch verhalten will.

Es ist keine Solidarität da, wenn man es nicht einmal für fünf Minuten schafft, Maske zu tragen, etwa während einer Schichtübergabe beim engen Zusammenstehen. Oder wenn man es nicht schafft, explizit eine Einladung für einen Kollegen auszusprechen, der sich lieber draußen trifft zum Trinken statt zu hören „wenn es zu kalt ist, gehen wir eben rein.“ Nixklusion – so wie früher bei Rauchern und Nichtrauchern. Was dann auch dazu führte, dass der Nichtraucher im Nichtraucherlokal alle halbe Stunde alleine gelassen wurde, weil die Raucher für die Raucherpause draußenstanden. Alle halbe Stunde ein unterbrochenes Gespräch, ein gerissener Faden, weil die Sucht wichtiger war als der persönliche Kontakt. Passivrauchen schadet jedoch, deswegen war es für den Nichtraucher keine Option, sich draußen zu den Rauchern zu stellen. Und ebenso wenig ist es für jene Person, die weiß, wie gefährlich SARS-CoV2 immer noch ist, eine Option „eben mit hineinzugehen“, wenn es kalt ist.

Hat sich niemand von all jenen, die so glücklich sind, keine Maske mehr tragen zu müssen, je gefragt, warum ich das immer noch tue? Bin ich für meine „Ängstlichkeit“ besonders berühmt? Könnte es nicht auch mit Informationen zu tun haben, mit Informiertheit, mit Interesse an Naturwissenschaften über meinen meteorologischen Horizont hinausgehend? Mit Erfahrungen, mit persönlicher Betroffenheit durch Freunde und Verwandte, die an einer Covid-Infektion leiden oder gelitten haben? Habe ich vielleicht selbst ein erhöhtes Risiko, aber binde das nicht jedem auf die Augen, oder könnte ich eines haben, aber weiß es nicht?

Diese Fragen werden nicht gestellt. Lieber wird geschwiegen. Und sich dann gewundert, warum man immer noch belastet ist. Die Pandemie sei doch schon lange vorbei. Hust, hust.

1 Kommentar

  1. NoCovid

    Ich sehe es genauso wie du.

    Anscheinend ist es für Autisten einfacher, nicht emotional und panisch zu werden, sondern das vorhandene Wissen zu analysieren, daraus einen Schluss zu ziehen (jede verhinderte Infektion ist das Beste was man schaffen kann, FFP2/3 Masken sind top, usw.) und dann auch den Eigenschutz durchzuziehen, ganz egal, was andere darüber denken mögen.

    Weil man eh gewohnt ist, dass andere nicht verstehen, wie man denkt und handelt, weil andere eben irrational denken und handeln und sich von Emotionen und Ängsten leiten lassen bzw. mit psychologischen Tricks (Kopf in den Sand stecken und Normalität simulieren) eben versuchen, ihre Ängste unter Kontrolle zu bringen, anstatt sich einfach gut zu informieren und schlau zu handeln. Weil man Mobbing-Verhalten anderer schon von früher kennt und gelernt hat, Hohlköpfe zu ignorieren.

    Und da die Hohlköpfe sich einreden, das Richtige zu tun, gehen die mir enorm auf den Zeiger, weil sie dadurch auch nicht im Geringsten ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie wissentlich vulnerable Menschen gefährden, indem sie selbst mit Symptomen ohne Maske rumlaufen und Viren und Bakterien in die Gegend husten.

    Und jeder kennt jemanden, dem es seitdem dreckig geht, aber alle labern einen an, man müsse sich doch jetzt endlich auch mal infizieren, weil man ja sonst sein Immunsystem zerstören würde. Manchmal habe ich dann Flammenwerferphantasien.

    Ich bin dazu übergegangen, harte Grenzen zu ziehen, und das betrifft Fremde wie Freunde und Familie, die nicht mit uns zusammen lebt. Wer meint, mit 30 Leuten drinnen ohne Maske feiern zu wollen, braucht uns nicht einzuladen. Wer im Auto mit fahren will, hat wie wir mindestens FFP2 zu tragen. Wenn wir helfen sollen, Möbel an die Wand zu schrauben, machen wir das nur, wenn gelüftet und Maske getragen wird. Wer mit uns einen Spieleabend mit gemeinsamen Essen machen will, hat Bescheid zu geben, wenn Erkältungssymptome, Magen-Darm u.ä. vorhanden ist, denn dann wird derjenige freundlich ausgeladen. Das zu verschweigen bringt nix, wer hustend und rotzend ankommt, wird Heim geschickt. Drinnen Maske aus nur unter der Voraussetzung, dass wir alle zuvor einen POC Nat schnell „PCR“ Test haben durchlaufen lassen, mit Rachen und Nasenabstrich. Wir testen uns dann bevor die Gäste kommen. Man kann ja nie zu 100% sicher sein ob es einen nicht doch mal erwischt hat.

    Ich kann empfehlen, bei https://hexamed.de/artikel/pluslife-poc-nat-testgeraet-testkarten-bundle-2/ dieses Testgerät zu kaufen (Testkarten gibts auch in anderen Webshops), weil es ein unschlagbares Angebot ist (wenn man sieht wie teuer die immer noch woanders angeboten werden). Ich habe den Tip beim Vogel von einer Ärztin bekommen, wir haben uns 2 Geräte bestellt und den Tip direkt weiter gegeben an viele andere, die sich nun auch für ihre Familie eins gekauft haben. Die Analyse ist annähernd so gut wie ein PCR und das reicht uns im Gegensatz zu den 50/50 Chancen Schnelltests als Sicherheit.

    Also bleiben wir dabei, nein danke, behaltet eure Viren für euch!
    #NoCovidKontrollgruppe

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