Der aktuelle Stand… da fängt das Problem schon an. In Österreich gibt es keine aktuellen Daten. Die meisten Abwasserdaten aus den Bundesländern gehen nur bis 02. Jänner 2024. Die gute Nachricht ist, dass der Peak von JN.1 überschritten wurde. Die schlechte Nachricht besteht aus zwei schlechten Nachrichten: Wir wissen nicht, ob der Rückgang durch die Weihnachtsferien beschleunigt wurde und in den kommenden Wochen ein Wiederanstieg droht, und gleichzeitig haben wir nun offiziell die Influenzawelle eröffnet.
Laut den Einsendungen der Sentinel-Ärzte an die Virologie Wien war die Verteilung zuletzt so:
Viren | KW51 | KW52 | KW1 |
---|---|---|---|
Anzahl Proben | 417 | 170 | 231 |
SARS-CoV2 | 30% | 28% | 35% |
Influenza | 10% | 22% | 29% |
RSV | 10% | 13% | 9% |
Rhinoviren | 5% | 11% | 11% |
Etwa ein Drittel der Hustenchoräle in den Öffis sind also weiterhin von SARS-CoV2, ein Drittel bald von Influenza und auf niedrigerem Niveau zirkulieren RSV und Rhinoviren. Nur weil der Peak von SARS-CoV2 überschritten wurde, ist das kein Grund zur Entwarnung. Wenn das Hochwasser die Scheitelwelle überschreitet, räumt man ja auch nicht sofort die Sandsäcke weg und öffnet die Deichschutzbarrieren, sondern wartet, bis das Wasser vollständig abgelaufen ist. Die miese Impfquote bei Influenza (ca. 10-15%) rettet uns auch diesen Winter nicht, zumal sie nach einer vorausgehenden Corona-Infektion schwerer verlaufen kann. Oder wie ich durch den Krieg in Osteuropa von Militärexperten gelernt habe: Clusterfuck.
Weiterhin zu wenig Bewusstsein für MECFS
Eine parlamentarische Anfrage der NEOS (Fional Fiedler et al.) zu MECFS im April 2023 wurde vom Gesundheitsministerium am 21.12.23 beantwortet. Die Österreichische Gesellschaft für ME/CFS sieht positive Schritte mit dem Symposium der GÖG und Gesundheitsministerium im November 2023, auch das von Gesundheitsminister Rauch angekündigte Referenzzentrum und der Nationale Aktionsplan zu ME/CFS seien wichtig. Eine konkrete Umsetzung ist naturgemäß nicht bekannt. Entgegen des Ziels im Entschließungsantrag hat weder eine Patientenbeteiligung nach internationalem Vorbild noch eine Verankerung von ME/CFS in der aktuellen S1-Leitlinie stattgefunden. Das Gesundheitsministerium sieht sich nicht zuständig.
Erschütternd seien vor allem die Beiträge der Sozialversicherungsträger. Es mangelt weiter massiv an Bedarfserhebung, Problembewusstsein und ME/CFS-Kompetenz von Krankenkassen, AUVA und PVA in der medizinischen Versorgung und sozialen Absicherung. Die tragische Situation Betroffener scheint hier nicht durchzudringen. Dem Gesundheitsministerium liegt angeblich nur ein Fall zur Beschwerde bei der Anerkennung des Grades der Behinderung bei ME/CFS vor.
Mitte September startete ich eine Benefizaktion für MECFS-Betroffene. Dafür spendete ich von September bis Jahresende pro erwanderten Höhenmeter 10 Cent – in Summe waren es 1905 Euro, die ich der Österreichische MECFS-Hilfe zum Jahreswechsel zukommen ließ. Auf meine Aktion habe ich auch in einem Offenen Brief an die Alpenvereine aufmerksam gemacht. Frühere Alpinisten können sich wegen LongCOVID/MECFS kaum alleine verpflegen, gleichzeitig weiß ich von anderen Bergsportbegeisterten, die seit Pandemiebeginn keine Gruppenveranstaltungen der Alpenvereine mehr besuchen. Es gibt wie auch in allen anderen Bereichen des Alltags keinerlei Schutzmaßnahmen oder Risikobewusstsein mehr. Das ist insofern Heuchelei, dass der Alpenverein sehr wohl über Gefahren am Berg aufklärt. Dazu zählt jetzt leider seit „wir müssen mit Corona leben“ auch das erhöhte Infektionsrisiko während der Infektionswellen. Mit Eigenverantwortung ist es nicht getan, das haben die letzten 4 Jahre bewiesen.
Was wurde aus „wir müssen mit Corona leben“?
Weil ich diese hohle Phrase gerade selbst benutzt habe: Wir haben sie ja relativ oft vernommen in den letzten Jahren. Wie kamen wir dann zu „nach Corona“ in dem „Aufarbeitungsprozess“ bzw. warum reden alle von „nach der Coronazeit“? Weil kaum noch getestet wird? Weil niemand mehr das böse C-Wort erwähnt? Weil jede Welle als Grippewelle geframed wird? Dass es weiterhin da ist, zeigen Sentineldaten, Abwasserdaten und die Hospitalisierungsdaten. Es gibt wohl weiterhin Todesfälle durch Covid, sie werden aber nicht mehr gemeldet.
In Spanien hat die Gesundheitsministerin gestern im gesamten Gesundheitswesen wieder eine Maskenpflicht angeordnet, nachdem die freiwillige Anordnung in den Regionen gescheitert war. So geht „mit Corona leben“ – eben handeln und Schutzmaßnahmen anordnen, wenn Appelle an die Vernunft scheitern.
Es gibt für die aktuelle Situation keinen passenden Begriff. Mir ist schon klar, dass wir uns in keiner ewigen Pandemie befinden können. Gegenwärtig ist es ziemlich egal geworden, was die WHO sagt und rät, doch die Infektionsspezialistin der WHO, Maria van Kerhove, ist weiterhin überzeugt, dass wir uns in einer Pandemie befinden und auch in einer globalen Gesundheitsbedrohung. Ihre flammende Ansprache zur aktuellen Lage am Silvestertag sollte man gelesen haben.
Die fortschreitende Bevölkerungsimmunität gegen das Virus bevorteilt überproportional jene, die immer schon das geringste Risiko für schwere Verläufe und LongCOVID hatten. Zurück bleiben Menschen mit Risikofaktoren, deren Lebensrealität sich immer weiter von denen entfernt, für die alles so weitergeht wie vorher, oder zumindest so scheint. Auseinanderklaffende Lebensrealitäten sehen wir auch in anderen Bereichen, mit vererbter Bildung, Armut, Wohnraum, Einfluss der Erderwärmung. Zwei Welten eben, die nicht miteinander kommunizieren, bzw. einseitig kommunizieren. Für die Demokratie ist das Gift.
Was gibt es sonst neues?
Ein paar Menüpunkte am Blog sind neu geordnet. Neue Inhalte gibt es u.a. in der …
- Corona FAQ
- FAQ zur Impfung
- SARS-CoV2
- Schädigung des Immunsystems
- Virusvarianten (übersichtlicher)
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