Die Corona-Pandemie

Ein Bürgerjournalist klärt auf

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Ich bereue es nicht.

Körperliche und geistige Auszeit ist notwendig

Der Blog macht Pause auf unbestimmte Zeit. Mir fehlt die Zeit, Literatur zu sichten, zu sammeln und einzupflegen, oder längere Beiträge zu recherchieren.

Rückblickend betrachtet bereue ich es zu keiner Zeit, so intensiv drangeblieben zu sein. Die Pandemie wurde mehrfach beendet erklärt, als es noch größere Wellen mit tausenden Toten und noch mehr LongCOVID-Betroffenen gegeben hat. Es war definitiv nicht falsch, sich nicht anzustecken, als wir noch nicht wussten, ob und wie stark die Impfung das LongCOVID-Risiko senken kann. Es war (und ist) auch weiterhin nicht falsch, Infektionen zu vermeiden. Ich hätte das gerne so strikt durchgezogen bis eine effektive Schleimhautimpfung zur Verfügung steht, aber dieser Zeitpunkt kam und kam nicht, und meine Lebensumstände erlauben es nicht, so lange zu warten. Jetzt sind wir in der post-akuten Phase der Pandemie, was aber auch vom Kontinent abhängt. Es endemisch zu nennen, ist für manche Experten auch legitim, aber es war unabhängig davon ein Fehler, eine so hohe Grundinfektionsrate zuzulassen und nichts mehr zu tun, weitere Wellen abzufedern.

Im Laufe der Jahre habe ich meinen Kompass ständig hinterfragt, versucht einzunorden, mit Hilfe von ExpertInnen und Gleichgesinnten – bisweilen schoss ich übers Ziel hinaus, letztes Jahr kam die große XBB.1.16-Welle nicht und dann wehrte ich mich gegen hochgradig manipulatives Verhalten, das meine ganze wissenschaftsorientierte Denkweise zur Prävention in Frage stellte. Nein, ich kläre nicht seit 4 Jahren zu „Covid is airborne“ auf, um mir dann exzessiv die Hände waschen, Augentropfen und Mundspülung zu verwenden, und mir selbst Outdoor-Treffen schlechtreden zu lassen. Zum Glück war ich stark genug, mich davon zu befreien und weiterhin wissenschaftlich vorzugehen – zu messen und danach zu handeln. Das mache ich bis heute.

Derzeit sind die Abwasserwerte in Österreich einfach sehr niedrig, nur wenig höher als im Juli 2023. Damit geht mehr als früher. Ein bisschen Glück zählt immer dazu. Aber frisch das achte Mal geimpft hilft dem Glück wahrscheinlich auf die Sprünge. Ich werde, obwohl ich selbst jetzt mehr Risiken eingehe, die vielleicht nicht mal erhöhte Risiken sind, nichts nachträglich herunterspielen oder gar verleugnen. Mit halbem Auge schau ich weiterhin auf die Variantenentwicklung, um vorgewarnt zu sein, falls sich eine neue Welle abzeichnet und ich mein Verhalten wieder anpassen muss. Mein Engagement zur Pandemie mag auf Twitter und über meine Leser einen Impact gehabt haben, im beruflichen Umfeld hat es sich nicht so erfolgreich entwickelt. Mein umfangreiches Wissen wird nicht dort wahrgenommen, wo die Entscheidungen getroffen werden. Der Gipfel von allem war die Verteilung von hochdosierten Vitamin-C-Tabletten mit Zustimmung des Betriebsrats, während gleichzeitig keine Eile herrschte, maßgeschneiderte Luftreiniger zur Verfügung zu stellen. 4 Jahre Pandemie, über 20000 Tote und hunderttausende LongCOVID-Betroffene, über 80 000 MECFS-Betroffene, eine Menge neue Erkenntnisse darüber, welche neurologischen und degenerativen Erkrankungen Infektionskrankheiten so alles auslösen, und das einzige, was „überlebt“ hat, sind Desinfektionsspender in öffentlichen und betrieblichen Gebäuden sowie Vitamintabletten.

Während die Welt großteils zu „business as usual“ übergegangen ist, kann ich nicht vergessen und verzeihen. Das Gefühl der unaufgeklärten Katastrophe, die für viele Betroffene immer noch andauert und – mit abnehmender Boosterzahl und fehlendem Medikamentenzugang – weiter neue Betroffene produzieren wird, wird mir für immer bleiben, fürchte ich. Die Reichweite über Blog und Twitter, durch Musk bald unkenntlich zerstört, ist begrenzt. Das ist kein fishing for compliments, ich sehe der Realität ins Auge und da heißt es leider – nobody gives a shit. Damit ich wieder mehr shit geben kann, muss ich jetzt allerdings mehr auf mich selbst schauen, und daher mache ich hier eine Weile dicht. Weil das leider immer noch ein Ein-Mann-Betrieb ist, heißt das, es werden Wissenslücken auf dem Blog entstehen.

Meine Momentaufnahme hier liegt dann etwas zurück, aber letztendlich gilt unverändert: Das Virus wird über die Luft übertragen, FFP2-Masken schützen mich selbst und andere, regelmäßig impfen schadet nie, Medikamente, wenn man rankommt, auch nicht, und sich absichtlich anhusten lassen ist definitiv kein Ratschlag, weil es keine Immunschuld gibt. Sich von allen fernhalten, die Symptome haben, ist nie ein Fehler.

Ohne weitere Welle ins Frühjahr?

Laut den heute aktualisierten Sentinaldaten in Österreich gibt es keine Überraschungen. Bei einer Gesamtprobenzahl von n = 206 (deutlich gesunken) sind 26% von Influenza, wobei Influenza A weiter zurückgeht und Influenza B leicht zunimmt. Influenza B hat im Vorjahr die Saison mit einem deutlich flacheren Gipfel bis Anfang April gestreckt. RSV ist mit 11% stabil und SARS-CoV2 mit 1,4% stabil niedrig. Der Rest sind Rhinoviren und humane Coronaviren, die beide grippale Infekte verursachen – aber in der Regel kaum mit Spätfolgen verbunden sind.

Die Masern sind leider auch weiter am Vormarsch und daher sollte man seinen eigenen Impfpass einmal überprüfen. Wer nach 1970 geimpft wurde, hat den Lebendimpfstoff zumindest einmal erhalten (Masern-Mumps-Röteln-Kombinationsimpfung). Wer davon noch einen messbaren Impftiter vorzuweisen hat oder als Kind die Masern durchgemacht hat, ist lebenslang geschützt. Empfohlen wird aber schon länger eine zweite MMR-Impfung, um Impfversager vom ersten Mal mitzunehmen. Die 2. Impfung gilt daher nicht als Booster. Ich hab das vor kurzem unkompliziert in einer Ordination für Reiseimpfungen nachgeholt, ohne vorherige Titerbestimmung, denn Überimpfen geht nicht.

Viruslast im Abwasser, nach Bundesländern und Gesamt (schwarz), bis 20./21. Februar 2024

Die aktuelle Abwasserkurve zeigt eine Stabilisierung der SARS-CoV2-Werte auf niedrigem Niveau – geringer als im Winter 2022/2023, aber noch höher als im Juli 2023. Die dominante Variante ist JN.1 und Sublinien. In Vorarlberg gibt es einen leichten Wiederanstieg, der vor allem auf die Gebiete Hofsteig und Bregenz (unteres Rheintal) zurückzuführen ist, sich aber schon wieder abgeschwächt hat – wahrscheinlich ein lokaler Cluster. In Wien zeigt die Tendenz weiter nach unten – hier dürften die Werte nahe dem absoluten Minimum seit Beginn der Abwasseraufzeichnungen liegen.

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Drei Rekordwellen und keine Prävention

Abwassermonitoring Wien: Influenza, RSV und SARS-CoV2-Viruslast (Sonntagswerte), jeweils aktuelle Saison (rot) und Vorjahr (blau)

Die Krankheitswellen von SARS-CoV2, Influenza und RSV erreichten in diesem Winter neue Höchststände. Möglich gemacht hat dies das Ende von Public Health, das Ende jeglicher Primärprävention, die darauf abziehlt, Infektionen zu vermeiden, und Sekundärprävention wie die Impfung, die einen kleinen Teil an Infektionen vermeidet, aber vor allem schwere Verläufe verhindern kann.

Zumindest die Influenzakurve von diesem Jahr (rot) ist von den Werten zu hinterfragen, der scharfe Knick schaut unplausibel aus und im Vergleich zur Vorwoche sind die Höchstwerte im selben Zeitraum deutlich niedriger, da könnte also noch ein Hund drin sein. #GrainOfSalt

So oder so bleibt aber die Erkenntnis, dass wir mit signifikanten Krankheitswellen zu tun haben, die wir durch PRÄVENTION deutlich verringern könnten – wenn wir es denn nur wollen würden. Laufende Krankenstände sind das eine, die Spätfolgen das andere – und wer beides nicht für relevant hält, muss nur auf die Absagenflut im Skizirkus schauen – sowohl Ausfälle durch akute Krankheitsfälle oder schwere Stürze für alle schlechten Vorbilder, die trotz Krankheit Höchstleistungen vollbringen wollen, als auch vorzeitiges Karrierende von sehr jungen Sportlern, die gesundheitsbedingt aufhören müssen. Das C-Wort wird naturgemäß in den seltensten Fällen erwähnt – man möchte die Zuschauer schließlich nicht verunsichern, ihre eigene Verleugnung zu hinterfragen.

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Mangelnde journalistische Sorgfalt beim ORF: eine bittere Erkenntnis

Corona-Zitate von Infektiologe Wenisch (Klinik Favoriten) und Public-Health-Mediziner Sprenger (Uni Graz) sowie vom Sendungsverantwortlichen Settele (Dok1, ORF)

Am 20. September 2023 sendete der ORF die Dokumentation „Dok1 – Die verschwundene Seuche“ von Hanno Settele über SARS-CoV2. Ich schrieb am Folgetag einen ausführlichen Faktencheck zum Beitrag. In meinem Blogtext bin ich zudem darauf eingegangen, wie Settele auf Kritik an der Sendung reagiert hat – mit ad hominem-Angriffen und völlig uneinsichtig, als man auf die WHO-Statements zur Pandemie verwiesen hat.

Aufgrund dieser Uneinsichtigkeit schrieb ich an den ORF-Publikumsrat eine Beschwerde und begründete diese ausführlich. Ich unterlegte alle kritischen Kommentare mit mehreren Quellen/Fachliteratur, um meinen Standpunkt zu untermauern – schließlich bin ich kein Mediziner oder Biologe, und man glaubt mir nicht einfach so alles, nur weil ich es studiert habe (/end sarcasm). Lange geschah überhaupt nichts und ich hatte schon den Eindruck, man würde meine Anfrage ignorieren – am 31. Jänner 2024 kam schließlich die Stellungnahme vom Vorsitzenden des Beschwerdeausschusses, welche die Beschwerde als unbegründet abwies.

Sowohl die formale als auch inhaltliche Beantwortung meiner Beschwerde ist in meinen Augen skandalös , weswegen ich diese öffentlich mache: Schließlich finanziert der Steuerzahler in Österreich den ORF- seit 2024 mit einer allgemeinen Haushaltsabgabe. Es ist also auch im Interesse des Bürgers und der Bürgerin, dass die journalistische Qualität und die Standards im ORF eingehaltet werden. Denn wie mit Beschwerden und Anregungen umgegangen wird, hat auch Einfluss darauf, wie künftig überhaupt noch Kritik geübt werden kann und Verbesserungen möglich sind. Derzeit kann man das an den ORF-Kundendienst oder beim Pubikumsrat tun (Kontaktadressen).

Erst hinterher hab ich mich damit auseinandergesetzt, wie der Publikumsrat besetzt wird und wer für die Beantwortung von Beschwerden zuständig ist. Derzeit weisen 14 von 30 Mitgliedern im Publikumsrat ÖVP-Nähe auf. Das einzige Mitglied mit einem medizinisch-naturwissenschaftlichen Hintergrund ist der Internist Dr. Siegfried Meryn. Im Beschwerdeausschuss sitzt gar kein Naturwissenschaftler, dafür gilt der Vorsitzende Bernhard Wiesinger als Leiter der ÖAMTC-Interessensvertretung als ÖVP-nah und die stellvertretende Vorsitzende Barbara Nepp wurde von der FPÖ entsandt.

Das ist – diplomatisch formuliert – nicht übermäßig demokratisch, den staatlichen Rundfunks durch Regierungsfunktionäre oder parteinahe Personen kontrollieren zu lassen, wenn es um Sendungen geht, die die Regierungs- und Oppositionsarbeit etreffen. Es hat jedenfalls wenig mit Gewaltenteilung und Unabhängigkeit der Medien zu tun – und zwar egal, von welcher Partei die Personen kommen.

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Neuigkeiten zu den Winterwellen

In Kalenderwoche 4 gab es einen starken Anstieg der RSV-Fälle (22%), Influenza dominiert mit 31%, Rhinoviren 7% und nur 4% SARS-CoV2, n = 321

Die gute Nachricht ist, dass SARS-CoV2 weiter zurückgeht und nurmehr in 4% der Sentinelproben gefunden wird. Das ist der niedrigste Stand seit dem Frühsommer. Die schlechte Nachricht ist: In den Abwasserdaten, die wohl repräsentativer für die Gesamtbevölkerung sind, bewegen wir uns in der Sohle der letzten Winterwelle, bevor die XBB.1.5-Welle zugeschlagen hat – von der Frühsommersohle 2023 sind wir weit entfernt. Das Ansteckungsrisiko mit SARS-CoV2 ist also nicht Null, auch wenn jetzt Influenza und RSV dominieren.

Der kanadische Arzt Raj Bhardwaj entlarvt in diesem Interview Mythen über das vermeintlich harmlos gewordene Covid. Die Behandlung sei nicht einfacher, sondern komplizierter werden. Statt vor allem mit schweren Lungenerkrankungen kämen Patienten jetzt mit multisystemischen Problemen, Herz, Lunge, Niere, Fatigue, Dehydrierung. Bei leichten Verläufen sind es typische grippale Symptome, aber ….

„It’s not the surface symptoms that are the real problem. They feel not too bad. It’s the problem that – including JN.1 – does through the rest of your body, hacking the tissue and causing increased risk of blood clots and diabetes and brain problems and things like that.“

…es sind eben die Spätfolgen, die uns weiterhin beunruhigen sollten, sobald sich das Virus im Körper ausbreitet und jedes Organ attackieren kann. Zu abgelaufenen Schnelltests sagt er, man solle das pragmatisch sehen, solange man die Grenzen der Aussagekraft kenne. Solang die Kontrolllinie deutlich zu sehen ist, funktioniert der Test. Wichtiger sei, nach einem negativen Test regelmäßig nachzutesten.

Bei Influenza zeichnet sich nach der Rekordsaison 2022/2023 erneut eine starke Saison ab.

„Sind relativ wenige Menschen … in der vergangenen Saison mit dem Virus in Kontakt gekommen, häufen sich die Fälle in der darauffolgenden Saison“

Infektiologe Helmut salzer, linz

Das ist wahrscheinlich missverständlich formuliert und bezieht sich nicht auf vermeintliche Immunschuld, sondern auf den Virusstrang. Letztes Jahr dominierte Influenza A (H3N2), gefolgt von B, heuer bisher A (H1N1). Das Problem ist aber, dass Menschen, die im Vorjahr mit H3N2 krank wurden, heuer nicht gegen H1N1 immun sind. Daher sind zeitnahe Impfauffrischungen so wichtig (Krammer 2019), aber genau da ist Österreich extrem nachlässig.

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MECFS/LC und SARS-CoV2-Monitoring: PR-Aktionen des Gesundheitsministers

Gesundheitsminister Rauch kurz nach Amtsantritt, DerStandard am 10. März 2022: Ein Staat, der nicht bereit ist, das schwächste Glied zu schützen, ist keine Demokratie mehr, sondern setzt das Recht des Stärkeren um – bzw. hier das Recht der vermeintlich gesunden Mehrheit, die zu bequem ist, für andere zu verzichten oder sich geringfügig einzuschränken (z.B. Maske im Wartezimmer, in Öffis oder generell bei Symptomen zu tragen). Das ist „Health Supremacy“.

Es gibt schon wieder zu viele brennende Themen, die ich als One-Man-Show kaum adäquat abdecken kann. Zwei davon möchte ich jetzt herausgreifen, weil sie gerade sehr drängend sind. Das eine ist unsere Datenqualität, mit der das Infektionsgeschehen überwacht wird, das andere der Umgang mit chronisch kranken Menschen durch die Infektion selbst. Der Gesundheitsminister zeichnet sich wiederholt durch PR-Aktionen aus, die sich hinterher als Luftblasen entpuppen. De facto wird nichts bzw. bei weitem nichts ausreichendes getan – weder zum Schutz der Betroffenen, noch zu deren Therapiemöglichkeiten oder sozialer Absicherung. In der jetzigen Konstellation als Gesundheits- und Sozialminister ist Rauch (Grüne) für beides zuständig. Ein Infektionsgeschehen nur zu überwachen, aber nicht einzugreifen, wenn die Welle Rekordhöhen erreicht, ist pure Heuchelei. Wir sahen dies schon in den ersten Pandemiejahren, als man Schulen als „Infektionsradar“ instrumentalisierte, statt eben dort Schutzmaßnahmen zu verhängen, um Kinder, Jugendliche, aber auch Pädagogen zu schützen.

Im vergangenen Jahr wurden viele LongCOVID-Ambulanzen geschlossen, obwohl diese nach eigener Auskunft mit massiven Anfragen und Überlastung zu tun hatten. Verbleibende, wenige Fachärzte in Österreich, die sich mit postviralen Erkrankungen generell auskennen, waren und sind völlig überlastet. Auf ihnen lastet eine menschenunmögliche Verantwortung, selbst bloß nicht auszufallen.

Der Vorgänger von Rauch, Wolfgang Mückstein, ließ in einer Stellungnahme an MECFS-Betroffene am 21. Februar 2022 ausrichten, dass die Zuständigkeiten bei MECFS unklar sein würden, und es auch wenig Forschung geben würde, um das Feld voranzubringen. Es wurde außerdem behauptet, dass es bei MECFS keine klaren biologischen Marker geben würde, eine eigene Anlaufstelle für MECFS-Patienten war nicht geplant.

Anlaufstellen, soziale Absicherung, kein Zwang zur Verschlechterung der Erkrankung durch aktivierende Reha-Maßnahmen, Übernahme von teuren Medikamenten durch die Kasse, mehr Pflegepersonal für Schwerbetroffene – das alleine sind bereits wichtige Punkte, die in Angriff genommen werden müssen. Es ist aber auch genauso wichtig, dass sich die Betroffenen selbst gegen ein dauerhaft etabliertes, hochinfektiöses Virus schützen können, indem pflegende Angehörige geschützt werden. Und da passiert eben nichts mehr bzw. das Gegenteil wie Erschwerung von Impfstoffangebot, strengere Kriterien für Paxlovid-Erhalt und keinerlei Schutz in Spitälern bzw. Verbote, Luftreiniger zu verwenden.

Zur Klarstellung der Begrifflichkeiten:

LongCOVID ist ein Oberbegriff für verschiedene Spätfolgen einer SARS-CoV2-Infektion, von Lungenembolie über Herzmuskelentzündung, kognitive Einschränkungen und Demenz, chronische Infektion und dauerhaftem Geruchsverlust bis hin zu Belastungsintoleranz (PEM) und Bettlägerigkeit.

MECFS ist eine postvirale Erkrankung, deren Leitsymptom die Belastungsintoleranz ist. SARS-CoV2 ist einer der Auslöser, davor waren es Influenza, Epstein-Barr-Viren und andere Virusinfektionen. Zu trennen ist also das allgemeine LongCOVID vom spezifischen LongCOVID mit PEM, das nach 6 Monaten zum MECFS wird. Unter diesen Voraussetzungen kommt eine Hilfe für LongCOVID mit PEM-Betroffene auch MECFS-Betroffenen zugute und umgekehrt.

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Das fünfte Pandemiejahr: Der aktuelle Stand

Nationales Abwassermonitoring in Österreich, Stand 02.01.24 – Der Eindruck täuscht, an zwei Wellenpeaks waren mindestens drei dominante Varianten beteiligt: XBB.1.5 im Spätwinter, EG.5.1. ab dem Sommer und JN.1 zum Peak im Dezember – rot eingefärbt ist die Fläche unter der Kurve, das is die relevante Zahl der Infizierten.

Der aktuelle Stand… da fängt das Problem schon an. In Österreich gibt es keine aktuellen Daten. Die meisten Abwasserdaten aus den Bundesländern gehen nur bis 02. Jänner 2024. Die gute Nachricht ist, dass der Peak von JN.1 überschritten wurde. Die schlechte Nachricht besteht aus zwei schlechten Nachrichten: Wir wissen nicht, ob der Rückgang durch die Weihnachtsferien beschleunigt wurde und in den kommenden Wochen ein Wiederanstieg droht, und gleichzeitig haben wir nun offiziell die Influenzawelle eröffnet.

Laut den Einsendungen der Sentinel-Ärzte an die Virologie Wien war die Verteilung zuletzt so:

VirenKW51KW52KW1
Anzahl Proben417170231
SARS-CoV230%28%35%
Influenza10%22%29%
RSV10%13%9%
Rhinoviren5%11%11%
90% der eingesendeten Influenzaproben sind vom Subtyp A H1N1 (pdm), der auch im aktuellen Influenza-Impfstoff enthalten ist, dargestellt sind die Sentinelproben mit positivem Virusnachweis

Etwa ein Drittel der Hustenchoräle in den Öffis sind also weiterhin von SARS-CoV2, ein Drittel bald von Influenza und auf niedrigerem Niveau zirkulieren RSV und Rhinoviren. Nur weil der Peak von SARS-CoV2 überschritten wurde, ist das kein Grund zur Entwarnung. Wenn das Hochwasser die Scheitelwelle überschreitet, räumt man ja auch nicht sofort die Sandsäcke weg und öffnet die Deichschutzbarrieren, sondern wartet, bis das Wasser vollständig abgelaufen ist. Die miese Impfquote bei Influenza (ca. 10-15%) rettet uns auch diesen Winter nicht, zumal sie nach einer vorausgehenden Corona-Infektion schwerer verlaufen kann. Oder wie ich durch den Krieg in Osteuropa von Militärexperten gelernt habe: Clusterfuck.

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Pandemierevisionismus als Weihnachtsgeschenk

Rund um den Höchststand in den Abwasserzahlen – zugleich die höchsten Infektionszahlen seit Pandemiebeginn – hält die Bundesregierung eine Pressekonferenz zum Thema „Nach Corona“ – Aufarbeitungsprozess

Für die Mehrheit der Bevölkerung ist Corona vorbei, weil man ihnen eingeredet hat, dass es vorbei ist. Bei Rekordkrankenständen wegen dem Coronavirus, bei über 1000 stationären Aufnahmen wegen dem Coronavirus, bei über 2000 Aufnahmen aufgrund von schweren Infekten, die über die Atemwege übertragen werden und durch die gleichen Schutzmaßnahmen verhindert werden könnten wie SARS-CoV2 auch. In der 49. Kalenderwoche (4-10.12.) wird Österreich wahrscheinlich in eine substantielle Übersterblichkeit kippen, bei den 0-14jährigen ist es bereits ein neuer Höchstand . SARS-CoV2 hat weiterhin beträchtliche Langzeitfolgen und wer seine Impfung nicht regelmäßig auffrischt und sich stattdessen wiederholt infiziert, erhöht sein Risiko, diese zu bekommen: Autoimmunerkrankungen, metabolische Störungen und Durchblutungsstörungen des Gehirns, erhöhtes Risiko für Schlaganfälle, Epilepsie und Demenz, schwere kognitive Einbußen auch in jungen Jahren mit einer Post-Covid-Symptomatik, die sich zwei Jahre und länger halten können – kurz gesagt, ein ganz normales Erkältungsvirus, wie wir es schon vor der Pandemie kannten (ich sollte Ironie besser kennzeichnen).

In diese aktuelle Situation mit Höchstständen bei den Infektionszahlen, die niemand bestreiten wird, nicht einmal jene, die gleichzeitig sagen, dass die Pandemie vorbei ist und nicht verstehen, warum sie sich ständig infizieren, in diese Situation hinein wird also das „Ende des Aufarbeitungsprozess“ NACH CORONA präsentiert, auch Versöhnungsprozess genannt, was einen bitteren Nachgeschmack hat, weil nach Ende der Apartheid in Afrika auch Versöhnungskommissionen eingesetzt wurden:

„Besonders umstritten war, dass die Täter für ihre gestandenen Taten nicht nur vor Strafverfolgung geschützt waren, sondern auch vor zivilrechtlichen Schadensersatzklagen von überlebenden Opfern oder Hinterbliebenen.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Wahrheits-_und_Vers%C3%B6hnungskommission#cite_note-csvr-8

Der Bundeskanzler hustend vor der Presse: „Tschuldigung, ist ein grippaler Infekt…(hust) … mit längerer Zeit.“ Ein Journalist vom ORF, offensichtlich krank: „Entschuldigen Sie, ich bin auch bedient.“ Nehammer: „Ich verstehs.

Keine Masken.

Katharina Reich, Generaldirektorin für Öffentliche Gesundheit im Gesundheitsministerium:

„Ja, nun sind die Zeiten anders, die Pandemie ist vorbei. Wir erleben jedoch, ja, derzeit die größte Coronawelle bisher.“

Damit wäre eigentlich schon alles gesagt.

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Österreich: Der aktuelle Stand der Misere

CO2-Messung in einem Klassenzimmer einer Schule in Österreich, inklusive Grenzwerte und Auswirkungen – ab 2000ppm atmet man bereits 4% der Luft ein, die andere ausgeatmet haben – aus der Pressekonferenz am 15.12.23

Über Kinder und Jugendliche wird seit dem Ende aller Schutzmaßnahmn viel zu wenig gesprochen. Sie spielen für die Politik keine Rolle mehr und sie werden von den Medien konsequent ausgeblendet. Ein Lichtblick war die Pressekonferenz der IGÖ mit spannenden Daten und Fakten zur unzureichenden Frischluftzufuhr in Klassenzimmern, aber auch zu den vielen infektionsbedingten Krankenständen. In meiner letzten Kolumne im Coronawissenblog habe ich mich ausführlich den vergessenen Kindern gewidmet. Denn ein Großteil ist weiterhin ungeimpft, dafür mehrfach infiziert und das hat für einen wachsenden Teil an Betroffenen Spätfolgen. Es ist schlimm genug, dass nicht einmal eine Maskenpflicht im Gesundheitswesen angedacht ist – wohl aus Angst, das ohnehin knappe Personal würde dann davonlaufen, aber auch im Bildungswesen geschieht leider viel zu wenig, dabei hätte man mit CO2-Messungen und Luftfiltern einen effektiven Hebel, gegenzusteuern. Bei den Kinderkliniken ist die Situation bereits kritisch, was man aus den spärlichen Informationen herauslesen kann, ebenfalls in Deutschland.

Die sonstigen Aussichten sind betrüblich: Das Niveau von SARS-CoV2 in den Abwasserwerten ist weiterhin auf Rekordniveau, gleichzeitig gibt es steile Anstiege bei Influenza und RSV. Die Hospitalisierungen durch SARS-CoV2 steigen weiter an, auch in anderen Ländern und in mutmaßlichem Zusammenhang mit der Dominanz von JN.1. Die Risikokommunikation in Rundfunk und Fernsehen ist mehrheitlich (!) katastrophal, da verharmlosend, und. Die Regierung versagt in der Vorbildfunktion bei Benefizveranstaltungen und die Opposition pisst sich wegen der FPÖ ins Hemd. Keiner ist gewillt, ein Projekt zu starten, um sachlich und fundiert über gesellschaftliche Notwendigkeiten wie soziale Teilhabe, Recht auf Gesundheit und angemessene Versorgung im Krankheitsfall aufzuklären. Stattdessen nivellieren wir uns weiter nach unten, nehmen als Maßstab Länder oder Zeiträume, wo die Situation viel schlechter war, statt den status quo zu normalisieren.

Es ist ein langer, mühsamer Weg, um wieder zu mehr Lebensqualität zu finden, ohne dass alle Bereiche des Lebens direkt (eigene Erkrankung) oder indirekt (Krankenstände anderer) eingeschränkt sind. Derzeit bewegen wir uns nicht dorthin.

Die Virologin Isabella Eckerle (aktuelles Buch: Von Viren, Fledermäusen und Menschen) hat vor kurzem (auf Englisch) getweetet:

„Unpopuläre Meinung: Wir werden so schnell nicht zu einer vor-2020-Wintersaison zurückkehren, vielleicht nie. Wir haben nun ein zusätzliches Atemwegsvirus (SARS-CoV2), das gleichzeitig zirkuliert und zusätzliche Krankheitslast und Todesfälle verursacht. Es ist nicht saisonal und sorgt mit großer Häufigkeit für wiederholte Infektionen. Das ist das neue Normal.“

Virologin Isabella Eckerle (aktuelles Buch: Von Viren, Fledermäusen und Menschen) auf Twitter, 15.12.23
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Plädoyer für saubere Luft zum Atmen

Pressekonferenz zur Lufthygiene in Innenräumen von der IGÖ am 15.12.23 (inklusive Livestream)

Vorab eine Ankündigung für morgen, sich diese Pressekonferenz nicht entgehen zu lassen. Seit 2023 bin ich selbst Mitglied der IGÖ und engagiere mich in meinem Umfeld, auf Twitter sowie auf meinem Blog für mehr Bewusstsein für saubere Innenraumluft. Mit ersten CO2-Messungen habe ich schon Anfang 2021 begonnen, mit dem Aranet4 sammle ich jetzt schon schon länger Daten zur Luftgüte, um festzustellen, wie hoch das Infektionsrisiko ist. Die morgige Veranstaltung wird zeigen, dass die Luftqualität in den österreichischen Klassenzimmern teilweise katastrophal ist, mit gesundheitsheitsschädlichen Werten über mehrere Stunden hinweg. Hier besteht also akuter Handlungsbedarf. Ich messe schwerpunktmäßig in öffentlichen Verkehrsmitteln, bei Arztbesuchen, beim Einkaufen und am Arbeitsplatz und teile regelmäßig meine Daten. Hier sind die Ergebnisse zwiespältig, mit oft akzeptablen Werten in den U-Bahnen, aber schlechten Werten in Wartezimmern oder Untersuchungsräumen.

Regelmäßig lüften!“ lautet immer noch der übliche Ratschlag, meist gepaart mit einem Hinweis, „sich gründlich die Hände zu waschen.“ In der Realität schützt aber Handhygiene nicht vor Viren wie SARS-CoV2 oder Influenza, die über die Luft übertragen werden. Händewaschen ist dennoch sinnvoll, etwa gegen Magendarmviren oder generell Darmbakterien. Das Lüften erweist sich aber in vielen Fällen als wenig effizient, und das betrifft ausgerechnet die Jahreszeit, in der hohe Infektionswellen stattfinden – bei kalter Witterung wird weniger gelüftet. Das ist Fakt, da fährt die Eisenbahn drüber. Zu Beginn der Pandemie teilte ich noch euphorisch die Bilder aus New York, wo Schulkinder in der Zeit einer Tuberkulose-Epidemie vor über 100 Jahren im Freien unterrichtet wurden. Ok, so hartgesotten sind wir heutzutage nicht mehr, denn wir wissen um die Gefahren der gefährlichen „Zugluft“, erst Recht mit „nassen Haaren“. Langfristig sind moderne Lüftungsanlagen mit effizienter Frischluftzufuhr der Gamechanger, aber kurzfristig hilft neben dem häufigen Lüften nur der Einsatz von Luftreinigern, um Viren, Bakterien und Feinstaub aus der Luft zu entfernen, die wir in der kalten Jahreszeit die meiste Zeit des Tages einatmen.

Am Ende sind es gar wir selbst, die die wiederkehrenden Infektionswellen erzeugen – nicht nur durch unser Verhalten, sondern auch durch mangelnde Innenraumlufthygiene. Dieser Überzeugung ist jedenfalls die Archiktektin und Expertin für Raumluft Orla Hegarty aus Irland:

« Virus season » is just poor-indoor-air-quality-season, it’s a factor of how we use und operate buildings in cold weather – “Virus season” is entirely preventable.

Twitter, 09.12.23
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