Daten, Fakten, Aufklärung

Monat: August 2024

Die Herbstwelle begann im Frühling

@zeitfernes Visualisierung der Abwasserwerte von Österreich seit 2021

Bitte, lasst euch nichts einreden. Es hat nichts mit der Jahreszeit zu tun, ob sich bei SARS-CoV2 Wellen ausbilden. Die Höhe einer bereits vorhandenen Welle wird sich im Winterhalbjahr eher zu Rekordhöhen schwingen als im Sommer, aber deswegen herrscht in der warmen Jahreszeit noch lange keine Entspannung.

Die Abwasserwerte sind seit April im Steigen. Der Sommer 2024 war bisher in Österreich ein Rekordsommer. In zahlreichen Landeshauptstädten wurden Rekorde bei der Anzahl der Tropennächte, der Dauer von Hitzewellen, der Anzahl der Hitzetage gebrochen. In Wien sind es die wenigsten Regentage seit 120 Jahren. Und die Serie ist noch nicht zu Ende. Der mittelfristige Ausblick zeigt eine Fortsetzung von Sommer- und Hitzetagen in Wien und in ganz Österreich bleibt es im Schnitt warm mit eher sommerlicher Gewitterneigung.

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Virus-Update: Was erwartet uns die nächste Zeit?

Sentineldaten des Zentrums für Virologie an der MedUni Wien, Quelle: Judith Aberle (X)

Langsam wird’s unübersichtlich: Mögliche, neue Virusvarianten von SARS-CoV2, viele Influenza-beladene Reiserückkehrer, Westnilfieber-Fälle in Ungarn und im Osten von Österreich, die als Affenpocken bekannten Mpox kürzlich zur Internationalen Gesundheitsnotlage deklariert und die Vogelgrippe in den USA befällt inzwischen Hauskatzen. Man könnte es auch insgesamt als weltweite Gesundheitsnotlage titulieren, egal, was davon schon Pandemie war oder ist oder noch nicht ist.

Die aktuellen Virusnachweise aus den Sentinelpraxen zeigen eine Positivrate von 24% für SARS-CoV2 und 13% für Rhinoviren, die das Infektionsgeschehen im August seit Wochen gemeinsam dominieren. Die in der Vergangenheit von den üblichen Journalisten zitierten Enteroviren, die die hierzulande als „Sommergrippe“ bekannte Erkrankung verursachen, werden kaum nachgewiesen. Journalisten wie Köksal Baltaci von der Presse, der schon am 1. Jänner 2023 behauptet hat, dass SARS-CoV2 saisonal sein würde (überwiegend in der kalten Jahreszeit), wollen hier offenbar krampfhaft das Narrativ verteidigen, SARS-CoV2 würde kaum im Sommer auftreten und erst im Herbst zu einer Welle werden. Das ist falsch, wie auch die neuen Daten zeigen. Auch Influenza wird in den ausgewählten Hausarztpraxen kaum beobachtet. Irreführende Sendungstitel wie „Grippe und Covid auf dem Vormarsch“ könnten daher resultieren, dass man „influenza-like illness“ wie Grippe und grippale Infekte hier unter Grippe zusammengefasst hat.

Um die aktuellen Infektionswellen ranken sich viele Mythen.

Es gibt keine Immunschuld! Die Lockdowns in den ersten zwei Pandemiejahren sind schon lange vorbei. Das Sozialverhalten (Anzahl der Kontakte) hat sich seit 2022 rasch wieder normalisiert, auch zwischen den Kontaktbeschränkungen hat es viel Austausch gegeben und nicht mal während der Lockdowns haben sich alle daran gehalten. Kinder gehen schon seit 2021 wieder in die Schule, die Notbetreuung während der Lockdowns wurde rege genutzt. Viele bakterielle und virale Erkrankungen erzeugen keine langlebige Immunität. Da wird nichts nachgeholt und dann ist lange wieder gut!

Es ist nicht die Klimaanlage oder Zugluft! Wenige virale Erkrankungen werden als Autoimmunerkrankung verursacht, darunter Epstein-Barr-Viren bzw. Herpesviren. Bei Leistungssport (Stichwort: Open-Window-Effect) kann das zu vorübergehender Aktivierung der Viren führen, aber ein Coronavirus oder eine Parainfluenza schläft nicht im Körper* und wartet darauf, dass die böse Zugluft das Immunsystem schwächt! Es wird von außen eingetragen, also von Mensch zu Mensch übertragen, und dagegen kann man was tun!

* das ist zu unterscheiden von Longcovid als chronische Infektion und/oder Virus-Reste im Körper.

Starke Hitze, Leistungssport, kalte, trockene Luft aus Klimaanlagen oder ein kalter Luftzug bei nassen Haaren lösen keine Infektionen aus. Sie begünstigen die Schwächung der Immunabwehr durch trockene Schleimhäute, oder wie jetzt in der Hitzewelle die Belastung des Organismus, kein erholsamer Schlaf, etc. – aber ohne einen Erreger von außen ist man einfach nur belastet und erschöpft, aber wird nicht automatisch krank. Meine Konsequenz daraus: Ich trage jetzt erst Recht Maske, weil ich weiß, dass die Wetterlage gerade sehr belastend ist.

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Olympische Spiele: Am Gipfel der Verleugnung?

“I’m not toying with the life of a 23-year-old boy. I don’t want that on my conscience.” (Patrick Lefevere, Manager von Quickstep, Giro d’Italia, 17. Mai 2023)

Während sich die Berichterstattung in Österreich erwartungsgemäß vornehm zurückhält, was den Einfluss der aktuellen Sommer-Coronawelle auf die Olympischen Spiele betrifft*, redet man anderswo bereits Klartext.

Das, was wir derzeit erleben, ist nicht normal und sollte nicht mehr beschönigt werden. Noah Lyles wird kurz vor seinem Lauf positiv getestet und gewinnt die Bronze-Medaille. Die Quittung für seinen Einsatz: Er musste nach dem Rennen im Rollstuhl hinausgefahren werden. Malaika Mihambo holt im Weitsprungfinale Silber, muss aber ebenfalls mit Atemnot im Rollstuhl aus dem Stadion gebracht werden. Alessia Zarbo kollabiert in der letzten Runde des 10km-Finales und bleibt auf der Bahn liegen. Sind das noch sportliche Wettkämpfe oder handelt es sich um Gladiatorenkämpfe des alten Roms?

*So ist im Kommentar des Wochenend-Standards zum finalen Wochenende der Olympischen Spiele kein einziges Wort zu den zahlreichen Coronafällen und -ausfällen unter den Athleten zu lesen. Zu Lyles heißt es in einer kurzen Meldung lapidar „reiste mit Corona ab.“

Arthur L. Caplan: Noah Lyles’ collapse with Covid: How not to manage health at the Olympics (09.08.24)

Troy Farah: Noah Lyles‘ collapse underscores our collective COVID denial (10.08.24)

Corona-Folgen: Mihambo trifft schwere Entscheidung (27.08.24)

Update 2: Länder, die Covid stärker eingedämmt haben, gewannen mehr Goldmedaillen als erwartet und umgekehrt bei den Olympischen Spielen (Orchard et al. 2024 preprint)

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