Daten, Fakten, Aufklärung

Monat: Dezember 2024

Rückblick auf 2024 und Ausblick

Ich habe die letzten Jahre immer wissenschaftlich argumentiert, bin aber auch nicht frei von Einflussnahme und Echokammereffekten. Insbesondere die Gefahr der verzerrten Wahrnehmung (Bias) ist sehr hoch, die Interpretation von Daten und Studien alles andere als trivial. Je weiter man sich in Gebiete vorwagt, wo man überhaupt keine Vorahnung hat, desto größer die Gefahr, sich zu verirren.

Im Februar korrigierte mich Epidemiologe Robert Zangerle deutlich: „Sie verrennen sich, das hat mit Immunschwäche genau nichts zu tun.“, schrieb er mir persönlich. Ich wollte es dennoch lange Zeit nicht wahrhaben und klammerte mich lieber an die Behauptung, dass Covid die Immunsystem geschreddert habe, und deshalb viele starke Wellen anderer Viren und Bakterien nach Aufhebung der Maßnahmen folgten. Das stellt sich heute als Trugschluss heraus, aber es ist nur logisch, sich zu irren, wenn man von den Grundlagen keine Ahnung hat.

Wer nur sich nur ein wenig mit RSV, Influenza, Mycoplasmen, Keuchhusten und anderen Infektionserregern beschäftigt, stellt rasch fest, dass viele Erreger in epidemischen Wellen um den Globus zirkulieren, und die Menschen spezifische Immunität gegen diese entwickeln, die von unterschiedlicher Dauer ist. Manche mutieren stärker, andere schwächer. Es gibt häufig verschiedene Subtypen, aber nicht immer Kreuzimmunität. Für zwei Jahre gab es in weiten Teilen der Welt kaum Zirkulation von Bakterien und Viren, nicht nur Covid. Die spezifische Immunität ließ nach, die Wellen kehrten zurück, aber es gab nun wesentlich mehr empfängliche Personen als vorher. Würde man Covid jetzt erneut 1-2 Jahre unterdrücken, würden die Wellen danach höher ausfallen. Das ist also das, was unter Immunitätslücken und Nachholeffekte gemeint war. Ich hab gerade letzteren Begriff oft scharf kritisiert, weil er zu sehr nach Immunschuld klang, als ob man etwas nachholen musste. Da haben Virologinnen wie Isabella Eckerle weiterhin recht – es gibt keinen Zwang, sich ständig zu infizieren, man kann auch eine Welle auslassen und wird dann bei der nächsten Infektion irgendwann später nicht daran sterben.

Die folgenden Zeilen werden vielen Lesern auf den Schlips treten. Es ist beinahe unmöglich, es so zu formulieren, dass ich allen gerecht werde.

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Train of Ignorance.

ICE 29 between Frankfurt and Vienna, bord restaurant – surprisingly good values during the long ride, ventilation works well

Whenever the trains stop serving passengers in a restaurant, I will loose a major comfort advantage. I preferred the restaurant even before the pandemic. I’m aware of the privileges to spend the money. Since I know about infection risks in general I continue to stay there the entire travel. In a restaurant, there are less  seats than in another wagon. Less people, less risks. Moreover I prefer a table just behind the wall preventing a sick person from sitting just behind me. During the ride I used a ToGo Hepa Filter placed on my seat to breath clean air. Otherwise I switch to a mask, especially with sick people. Guests will come and go. Most have reserved seats and won’t stay the whole ride. I could also stand for a while, especially in a german long distance train (ICE) which has a tiny bistro, too.

In contrast to earlier rides I had the impression of better air circulation this time, staying under 1000ppm the whole ride. For less infectious diseases than SARSCoV2, CO2 values below 1000ppm are still fine.

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Ö1 und Wenischs Handhygienefetisch

Übertragung von respiratorischen Viren über nahe und weite Distanzen über kleinste Aerosole (adaptiert aus „Long and short-range risk of airborne transmission of SARS-CoV2“, 12.05.21)

Fast fünf Jahre nach Beginn der SARS-CoV2 Pandemie und einer LKW-Ladung an neuen und alten Erkenntnissen zur Virusübertragung sollten wir längst weiter sein, als das, was einem in aller Regelmäßigkeit im öffentlich-rechtlichen Rundfunk geboten wird. Wir könnten längst darüber reden, wie wir die Luftgüte in Innenräumen im öffentlichen Raum verbessern können, denn CO2-Konzentrationen sind nicht nur ein Indikator für schlechte Luft und erhöhtes Infektionsrisiko, sondern beeinflussen direkt die Stabilität der Viruspartikel in der Luft (Haddrell et al. 2024). So wie es durch die Cholera-Epidemien glücklicherweise einen Lernfortschritt gab, nurmehr sauberes Wasser zu trinken, sollten wir durch die SARS-CoV2-Pandemie mitgenommen haben, nurmehr saubere Luft zu atmen. Sauberes Trinkwasser und Lebensmittel sind durch das Mikroplastik-Problem schon wieder Geschichte, aber in Innenräumen hätten wir noch viel Luft nach oben. Es gibt dazu zwei Möglichkeiten: Entweder übergeordnete Instanzen wie Staat, Behörde und Arbeitgeber sorgen für Luftmaßnahmen (Luftfilter, Lüftung, Dämmung, etc.), oder der Einzelne filtert sich die Luft selbst durch eine FPP2-Maske, was nicht immer funktioniert, sei es bei Kleinkindern, Gehörlosen oder andere Gründe. Die Mehrheit muss solidarisch mithelfen, oder die übergeordnete Instanz legt die Maßnahmen fest.

Seit rund vier Jahren lassen sich Journalisten, Politiker, Wissenschaftler und Mediziner von den rechten Meinungsführern vor sich hertreiben, ohne rote Linien zu ziehen zwischen Meinungsfreiheit und Beleidigung/Bedrohung bis zu direkten Übergriffen. Wie berichtet, geht das soweit bestimmte Impfungen nicht mehr zu empfehlen, etwa gegen SARS-CoV2, „weil das niemand mehr hören will und die FPÖ eine Wahl nach der anderen mit diesem Thema gewinnt“. Also lässt man die Bevölkerung leiden aus Feigheit, dieser Verdrängung und Instrumentalisierung entgegenzutreten. Das hat aber nicht nur Signalwirkung für SARS-CoV2, sondern für alle Infektionskrankheiten, für alle, die besonders gefährdet sind, und diskreditiert letztendlich auch die Wissenschaft, die sich scheinbar überall uneins ist und mit gespaltener Zunge spricht.

In der Ö1-Gesundheitssendung „Am Puls-Sprechstunde“ vom 28.11.24 mit Marlene Nowotny waren Infektiologin Luzia Veletzky, Geriater Marcus Köller und Infektiologe Christoph Wenisch zu Gast. Ich hab mir die Sendung angehört und einen Faktencheck gemacht. Im Ö1-Früh- und Morgenjournal vom 17.12.24 wurden die Aussagen von Wenisch 1:1 wiederholt, wahrscheinlich direkt aus der Sendung übernommen, die von Veletzky und Köller kamen nicht vor, bzw. wurden unzulässig mit jenen von Wenisch vermischt und irreführend verkürzt.

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Wie geht es mit den Viren im Winter weiter?

Varianten-Entwicklung ab Juli 2023 (Abwassermonitoring von Österreich)

Wer die letzten Wochen viel in der Stadt und in den Öffis unterwegs ist, bemerkt: Es wird wieder mehr gehustet und geschnupft. Viele Menschen gehen krank arbeiten oder schicken ihre Kinder mangels unbegrenzter Pflegefreistellungstage und aufgrund des hohen Leistungsdrucks krank in die Schule. Damit werden auch Indoor-Freizeitaktivitäten wieder zum Russisch-Roulette, nachdem sich ja keinerlei Einsicht eingestellt hat, andere nicht krank anzusandeln durch die angeblich massiven Freiheitsbeschränkungen, andere nicht krank anzusandeln,

Bei SARS-CoV2 ist die Trendumkehr geschafft, XEC hat rund 40% und mehr, weitere Varianten sind im Abwasser nachgewiesen worden, doch keine macht XEC (und KP.3*) die Pole Position streitig. Bei LP.8.1 kommt Q493E und R190S hinzu, in Brasilien ist sie nach kurzer Zeit schon dominant geworden. XEC.4 hat die T572l-Mutation und könnte ebenfalls ab Jänner übernehmen.

So oder so geht die Entwicklung natürlich weiter zu neuen Varianten, ein Ende ist nicht Sicht. Nur eine vergleichbar abhebende Variante wie JN.1 ist bei weitem nicht in Sicht derzeit. Ich sträube mich aber ein wenig dagegen, XEC einen Rohrkreprierer zu nennen. Auch an XEC werden Menschen sterben und Überlebende Spätfolgen entwickeln.

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Verursacht Covid eine Immunsuppression?

Um ehrlich zu sein: Ich weiß es nicht, und ich maße mir nicht an, es zu wissen. Die längste Zeit habe ich es vermieden, mich über das umstrittene Thema Covid und Immunschwäche zu äußern. Viel Wissen rund um die Pandemie konnte ich mir die letzten Jahre anlesen, vieles erschien schlüssig und wurde mehrfach repliziert. Beim Thema Immunologie muss ich ebenso wie bei der Genetik der Virusvarianten aussteigen. Zwar übersetze oder zusammenfasse gelegentlich Aussagen von ExpertInnen, aber damit kratze ich höchstens an der Oberfläche. Das Immunsystem ist wahnsinnig kompliziert, es sind mehrere Prozesse und Barrieren beteiligt, um Infektionen zu verhindern, zu erschweren oder chronifizieren zu lassen. Zum Einfluss von SARS-CoV2 auf das Immunsystem gibt es verschiedene Ansichten von Wissenschaftlern und das ist im Gegensatz zu allgemein gültigen Fakten, wie, dass die Impfung schützt, dass das Virus über die Luft übertragen wird, und dass etwa bei Long Covid mit PEM aktivierende Bewegungstherapie (GET) kontraproduktiv ist, auch legitim, dass man hier verschiedene wissenschaftliche Betrachtungsweisen vorfindet. Es macht Wissenschaftler nicht zu Covidleugnern, wenn sie keinen anhaltenden, bevölkerungsweiten Immunschwäche-Effekt nach Covid finden. Covid verursacht schließlich mannigfaltige Schäden und Veränderungen im Körper, die Immunabwehr ist nur ein Aspekt davon.

Ich fühle mich da oft zwischen den Stühlen, denn mir bekannte Ärzte berichten vermehrt von Patienten mit gehäuften Infekten, während ich im Bekanntenkreis- und Arbeitsumfeld nichts dergleichen beobachten kann – bzw. sich die Einflussfaktoren nicht geradlinig auf eine neu auftretende Immunschwäche herunterbrechen lassen. Denn wer jetzt oft krank ist, war es meist vor der Pandemie schon. Manche hatten nur eine Infektion und dann nicht mehr. Andere hatten mehrere Infektionen, aber waren immer nur kurz krank und kraxelten danach wieder auf Berge. Andere haben kleine Kinder und sind dadurch ständig krank. Andere stürzen sich jede Woche auf Festln und Feiern und holen sich so die nächste Infektion, wieder andere machen das Gleiche und bleiben gesund. Es sind sicher auch welche darunter, die eine sekundäre Immunschwäche erworben haben und häufiger krank sind. Aber wie viele sind das? Wenn es einen bevölkerungsweiten Effekt geben würe, müsste nicht die Zahl derer, die immer schwerere und längere Verläufe hätte, zunehmen? Wie aussagekräftig sind Krankenstandstage überhaupt, wenn sich krank zur Arbeit geschleppt wird? Zählt man eine in welcher Form auch immer definierte Immunschwäche zu Long Covid? Oder betrifft diese Immunschwäche vor allem Long Covid-Patienten, deren Leitsymptomatik eine andere ist? Es gibt zu viele Aspekte, die hier eine Rolle spielen. Auf mich selbst heruntergebrochen: Ich hatte meines Wissens nach noch nie eine CoV2-Infektion. Trotzdem hatte ich im Dezember 2022, im April und Oktober 2024 jeweils eine (nicht Covid) Virusinfektion mit rund 10 Tagen Krankenstand und rund 21 Tagen Rekonvaleszenzzeit. Die ersten Atemwegsinfekte seit März 2016. Zwischen 2016 und Pandemiebeginn hatte ich keine respiratorischen Infekte – ohne Lockdown oder Maske tragen, ohne sich einzuschränken. Egal, in welche Richtung man es dreht – es gibt nicht eruierbare Einflussfaktoren, die bestimmen, wie oft und schwer man krank wird, darunter die spezifische Immunität gegenüber bestimmte Erreger. Diese lässt mit der Zeit nach und die Suszeptibilität steigt wieder. Das heißt nicht, dass man diese Infekte dann mitnehmen muss („Immunsystem trainieren“ ist Bullshit), aber wenn man sie bekommt, ist man wieder eine kurze oder längere Zeit lang gegen den spezfischen Typ immun, oder kreuzimmun.

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Desinformation und Schweigen über SARS-CoV2 in Österreich

UN: Denke nach, bevor Du etwas teilst: Wer hat es gemacht? Was ist die Quelle? Wo kommt es her? Warum teilst Du das? Wann wurde es veröffentlicht?

Desinformation ist im Jahr 2024 eine Hydra geworden, bei der man sich entscheiden kann, entweder kontinuierlich zu widerlegen, was die wenigsten lesen („the first frame wins“), oder drauf zu scheißen und selbst gut zu informieren. In der öffentlichen Wahrnehmung geschieht Desinformation nur von den Rändern der politischen Landschaft, aber tatsächlich ist sie schon lange gesellschaftsfähig. Im deutschsprachigen Raum spielen Esoterik und nutzlose Medizin seit Jahrzehnten eine gewichtige Rolle. Homöopathie wurde nie hinterfragt, ebenso Osteopathie, orthomolekulare Medizin, Bioresonanz, Eigenblut- oder Stoßwellentherapie und diverse andere pseudomedizinische Therapien mit fragwürdigem Nutzen. Durch den Umgang mit der Pandemie wurden tragischerweise auch viele evidenzbasierte Werkzeuge und Therapien infragegestellt, etwa Impfungen bei Kindern, der Mythos Immunsystem trainieren mit der umstrittenen Hygiene-Hypothese, die Wirksamkeit von Masken gegen luftübertragene Infektionskrankheiten, aber auch die Notwendigkeit von Schutz der Patienten in Spitälern.

Virologe Steininger: Ein Leben wie vor der Pandemie wird es nicht mehr geben.
Wir werden nicht mehr akzeptieren, dass jemand das Grippevirus in ein
Krankenhaus trägt.
“ (DiePRESSE, 31.05.21)

Schlimmer, jetzt kümmert es niemanden mehr, wenn sich PatientInnen im Krankenhaus mit jedweder Infektionskrankheit anstecken. Die regelmäßigen Personalengpässe durch viele Krankenstände werden als naturgegebenes Schicksal hingenommen. Die Coronacluster auf Krebsstationen gehören jetzt dazu, aber Hauptsache, man darf seinen eigenen Luftreiniger nicht mitnehmen, weil es eine Keimschleuder sein würde (Verwechslung mit Umluft-Klimaanlagen).

You can’t bring facts to a feelings fight.“ (McLoughlin et al. 2024)

ist eine düstere Schlussfolgerung, dass die aktuelle Welle der Desinformation und anti-wissenschaftlichen Parteienzuwächse und Regierungswechsel nicht mehr durch Faktenchecks und seriöse Berichterstattung alleine zu stoppen ist.

Der ideale Untertan der totalitären Herrschaft ist nicht der überzeugte Nazi oder der engagierte Kommunist, sondern Menschen, für die die Unterscheidung zwischen Fakt und Fiktion, wahr und falsch, nicht mehr existiert.“ (Hanna Arendt)

Ich weiß auch kein Mittel dagegen, außer die Menschen dazu anzuregen, zu hinterfragen, woher ihre Informationen stammen. Es ist aber ein Wettlauf mit der Zeit, denn mit rechten Regierungen und Mediengleichschaltung wird es immer schwieriger, unabhängige Informationen anzubieten.

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