Übersicht

  • mehr virale, bakterielle, Pilz- und andere Zweitinfektionen (opportunistische Infektionen), häufiger nach schweren Verläufen (Kurra et al. 2022,
  • mehr virale, bakterielle Infektionen bei älteren weißen Männern mit leichtem Übergewicht (Cai et al. 2025)
  • Reaktivierung diverser Viren im Körper (Herpesviren, Epstein-Barr-Virus, CMV, Hepatitis B, Herpes Simplex, Varicella-Zoster) durch Covid (Naderi et al. 2025) – die Impfung gegen Herpes Zoster (Shringrix) verringert das Risiko, an Alzheimer zu erkranken um 20% (Eyting et al. 2025)

Virusinfekte

allgemein

„One of the most significant findings of this study was the high proportion of co-infections observed in patients with SARS-CoV-2 infection, with almost a third of the SARS-CoV-2 positive samples being co-infected with one or more acute respiratory pathogens.“

Ruttoh et al. 11/2023
  • eine SARS-CoV2-Infektion kann das Risiko von weiteren Viruserkrankungen vervierfachen (Al-Aly et al. 2021)
  • kann zu gestörtem Stoffwechsel und chronischer Immunschwäche selbst zwei Jahre nach der Infektion führen (López-Hernández et al. 2023)
  • keine Zunahme von schweren Verläufen bei anderen Infektionen (Andersson et al. 2023)
  • Die Anzahl von Ko-Infektionen nimmt vor allem bei Kleinkindern deutlich zu, wobei sich die Schwere der zusätzlichen Virusinfektionen gegenseitig verstärkt – beobachtet wurde das für das Adenovirus, Coronaviren, Metapneumovirus, Parainfluenza, RSV und Rhino/Enteroviren (Arimura et al. 08/2024).
  • deutliche Zunahme an Infektionen der oberen Atemwege in Deutschland zwischen 2019 und 2022, am häufigsten bei Kleinkindern und zwischen 18-30 Jahre (Loosen et al. 2023)

RSV

Die Durchseuchung der Kinder in den ersten Pandemiejahren hat zur Entwicklung der starken RSV-Welle 2021 und 2022 beigetragen (Wang et al. 2023).

  • nicht mehr Fälle, aber häufiger schwere RSV-Verläufe bei Kleinkindern unter 2 Jahren in der Saison 2021/2022 und 2022/2023 – vermutete wird allerdings RSV immunity debt, nicht covid, (Bähre et al. 2025)
  • keine schwereren RSV-Verläufe bei Erwachsenen nach überstandener Covid-Infektion (Zangerle in seiner Seuchenkolumne, 19.1.24)
  • RSV-Infektion kann zu schwereren SARS-CoV2-Verläufen führen und Suszeptibilität erhöhen (Lee et al. 2024)

Herpes Zoster (Gürtelrose)

Pilzinfektionen

Lebensbedrohliche Pilzinfektionen haben seit der Pandemie zugenommen (Najeeb et al. 2022, Morton et al. 2022, Emily Henderson 2023).

SARS-CoV2 visiert die Speicheldrüsen an und unterdrückt die Produktion von pilzhemmenden Peptiden – dadurch können opportunistische Pilzinfektionen wie Candida albicans leichter auftreten (Alfaifi et al. 2024 preprint).

Bakterielle Infektionen

Tuberkulose

Steigende Tuberkulose-Zahlen werden auf die Unterbrechung der Test- und Behandlungsprogramme durch die Pandemie zurückgeführt, sagt dieser WHO-Bericht.

Streptokokken

„People’s immunological status after recovering from Covid-19 might alter their susceptibility to some microorganisms. We need to clarify the infection cycle of severe invasive streptococcal pyogenes diseases and get them under control immediately.“

Ken Kikuchi, Infektiologe in Tokio (März 2024)

Streptokokken-Infektionen sind deutlich angestiegen (Mizrahi et al. 2023, Nielsen et al. 2023), bei Kindern besteht eine erhöhte Gefahr für schwere Verläufe (Kvalsig et al. 2023).

  • Zuvor wurden in Dänemark und Südengland bereits enorme Anstiege von Streptokokken bei Kindern mit Todesfolge beobachtet
  • In Schweden gab es auch im Winter 2023/2024 einen deutlichen Anstieg von Strep A
  • In Kanada lagen die Strep A-Fälle in der Saison 2022/2023 deutlich über den der Vorjahre
  • In Japan breitet sich eine Streptokokken-A-Gruppe mit dem gefährlichen „streptococcal toxic shock syndrome“ (SSTS) rasant aus, das 30% Sterblichkeitsrate aufweist
  • Während invasive Erkrankungen während der Lockdowns abnahmen, waren die Pneumokokkenträger-Raten nicht signifikant reduziert (Dagan et al. 2022).

Bei gewöhnlichen Coronaviren weiß man schon länger, dass sie Streptokokken-Infektionen begünstigen (Golda et al. 2011).

Pathogenese:

Dendritische Zellen und Lymphozyten werden von SARS-CoV2 in den Mandeln zerstört, wo Strep A bei Kindern (Scharlach) attackiert (Miura et al. 2022). Dendritische Zellen werden auch zur Immunabwehr bei RSV benötigt (Jung et al. 2020).

In Dänemark wird die Zunahme an Streptokokken auf eine virulente Variante von Streptococcus pyogenes zurückgeführt. Die Autoren rätseln, ob es sich um Nachholeffekte handelt oder um eine virulentere Variante, beides könne aber die starke relative Zunahme nicht erklären. Überhaupt werden schwere Verläufe kaum und erst spät entdeckt, deren Ursache ist unklar. (Johannesen et al. 2023).

Sepsis

Sepsis in Verbindung mit Covid19 trat zwischen März 2020 und November 2022 bei 1,5% aller Spitalsaufnahmen auf, die Sterblichkeit ging im Verlauf des Studienzeitraums zurück (Shappell et al. 09/2023), hingegen hat virale Sepsis bei Säuglingen zugenommen.

Bartonella henselae

Aubry et al., Unmasking Bartonella henselae infection in the shadows of long COVID thanks to clinical metagenomics (2024)

SARS-CoV2 kann zuvor asymptomatische Bartonella-Infektionen „aufwecken“. Bartonella infiziert Gefäßendothelzellen (Breitschwerdt and Kordick 2016). SARS-CoV2 kann direkt die Gefäße infizieren bzw. entzünden. Potentieller Doppeltreffer für die Blutgefäße.

Vermehrt schwere Hepatitis-Fälle bei Kindern im Frühjahr 2022

Im Frühjahr 2022 wurden vermehrt schwere Hepatitis-Fälle bei Kindern beobachtet. Im September 2023 wurde schließlich der mutmaßliche Zusammenhang gefunden: Eine Kreuzreaktion mit T-Zellen erzeugt eine Autoimmunreaktion, die zu Hepatitis führt (Liu et al. 09/2023) – das erklärt, weshalb nur bei einer Untergruppe von Kindern diese schweren Symptome aufgetreten sind.

Mycoplasma pneumoniae

Bakterielle Lungenentzündungen entwickeln sich häufig zusätzlich zu Virusinfektionen. Bakterien wie jenes, das Mycoplasma verursacht, sind gewöhnlich opportunistisch, das heißt, sie nutzen ein durch ein Virus geschwächtes Immunsystem aus. Influenza, RSV und grippale Infekte können manchmal Bronchitis oder Lungenentzündungen auslösen, ebenso Infektionen der oberen und unteren Amwege.

Lungenentzündungen (Mycoplasma pneumoniae) bei Kindern haben zugenommen, in Frankreich, Niederlande, Schweiz – nicht nur in China. Besonders betroffen sind immungeschwächte Personen, deren CD4-T-Zellen stark abgenommen haben (Shankar et al. 2005) – dazu sind u.a. HIV und SARS-CoV2 in der Lage.

Aber: Mycoplasmen sorgen regelmäßig, etwa alle 1-3 Jahre für Epidemien in Europa und Israel (Beeton et al. 2020), zuletzt im Winter 2019/2020 kurz vor dem ersten Lockdown (Sauteur et al. 2022).

Keine Zusammenhänge nachgewiesen:

Bei Influenza, Keuchhusten, Masern oder Mpox gibt es (noch) keinen bewiesenen Zusammenhang mit einer Folgewirkung einer SARS-CoV2-Infektion.

  • Die Mpox-Pandemie entstand während der SARS-CoV2-Pandemie, das Virus gibt es schon viel länger.
  • Schon vor der Pandemie hat eine Modellstudie gezeigt, dass bereits eine 5%ige Reduktion der MMR-Impfrate bei Kindern zu einem 3fachen Anstieg der jährlichen Masernfälle führen kann (Lo and Hotez 2017).
  • Die Impfraten haben auch bei Keuchhusten und anderen impfbaren Krankheiten durch wachsende Impfskepsis und Desinformation abgenommen.
  • In Österreich ist die jährliche Impfrate bei Influenza besonders niedrig (unter 20%).