Im Freien wird die Viruskonzentration in der Regel durch das große Luftvolumen, Wind, Sonneneinstrahlung oder Niederschlag rasch eliminiert. Aerosole fallen rascher zu Boden und vertrocknen schlichtweg. Übertragungen über längere Strecken sind nur bei günstigen Windverhältnissen möglich (Mingyu et al. 2023). Auf kurze Distanz kann es aber sehr wohl Ansteckungen geben, was bereits beim Wildtyp dokumentiert wurde (Qian et al. 2020).
Wo wird SARS-CoV2 bevorzugt übertragen?

Die meisten Ansteckungen finden jedoch in Innenräumen statt – vor allem dann, und das ist leider der Regelfall, wenn sie schlecht belüftet sind und sich viele Menschen ohne dicht getragene FFP2-Maske darin aufhalten (Duval et al. 2022). Signifikante Übertragungen finden auch in Einzelhandelgeschäften durch zufällige Begegnungen statt (Johannesen et al. 2024), sowie in Kantinen, Umkleideräumen, wo die Durchlüftung schlechter ist (Santarpia et al. 2024).
Die Virusübertragung interessiert persönliche Vorlieben nicht – es überträgt sich dort am besten, wo die Menschen gerne ihre Freizeit verbringen – in der Gastronomie, in Nachtclubs (Imamura et al. 2022), Tanzlokalen, Fitness-Studios, in Reisebussen, im Bierzelt und Vereinslokal, aber auch, wo sie von den Eltern abgeladen werden, damit diese arbeiten gehen können: Kindergärten und Schulen (siehe Prävention in Bildungseinrichtungen).
Neuralgische Orte sind außerdem Sanitäranlagen wie öffentliche Toiletten und enge kleine Räume wie Aufzüge oder Kabinenbahnen, sowie allgemein im Gesundheitswesen, wo das Virus in der Luft erstmals nachgewiesen wurde (Lednicky et al. 2020, Fortin et al. 2023).
Fahrgemeinschaften, direkter Patienten- und Kollegenkontakt und gemeinsame Benutzung von Aufenthaltsräumen waren in der ersten Welle mit erhöhtem Infektionsrisiko verbunden (Kosenkow et al. 2024).
Alten- und Pflegeheime (Health Care Settings)
Am häufigsten wird SARS-CoV2 in geschlossenen Räumen von Alten- und Pflegeheimen sowie im Gesundheitsbereich nachgewiesen. Das Auftreten ist dabei an die Hintergrundinzidenz gekoppelt (heute: Abwasserwerte). in 9% der Aerosol-Proben in gemeinschaftlich genutzten Innenräumen wurde das Virus nachgewiesen (Alfaro et al. 2024, Alpha und Delta-Welle).
Verkehrswesen
Die Länge eines Linienflugs korreliert mit dem Infektionsrisiko. Dieses steigt deutlich (25fach) an bei Langstreckenflügen über 6 Stunden. Masken schützen (Zhao et al. 2024).
Schüler sind am Weg zur Schule besonders gefährdet, wenn sie mit dem Bus fahren – es kommt dabei 4x häufiger zu Ansteckungen als bei Schülern, die nicht mit dem Bus fahren. Selbst kurze Anfahrten (unterhalb 20 Minuten) reichen für nennenswerte Ansteckungen aus. Neben infizierten SchülerInnen kann auch ein infizierter Busfahrer für einen Cluster sorgen (Schöll et al. 2024).
Im Job, auf einer Flugreise oder bei einem Date: 75% der befragten Menschen (auch aus dem Gesundheitswesen) haben anderen schon einmal eine ansteckende Krankheit verheimlicht – oder finden zumindest nichts dabei (Merrell et al. 2024, Aussendung hier mit einer Zusammenfassung).
Großveranstaltungen
Während der nachgeholten EM 2021 gab es nachweislich mehrere Masseninfektionsereignisse in Zusammenhang mit Fußballspielen, auch bei anderen Großveranstaltungen wurde das nachgewiesen (Suner et al. 2022). Erste Hinweise darauf gab es in Italien, wo Gesundheitsexperten im Juli 2021 auf einen Zusammenhang mit steigenden Infektionszahlen hinwiesen. Nachgewiesen wurde das dann für Schottland (Marsh et al. 2021) und später in 17 Ländern, die an der EM teilgenommen hatten (Casini and Roccetti 2021). Später wurde gezeigt, dass die EM 2021 rund 840 000 zusätzliche Corona-Infektionen verursacht hat (Dehning et al. 2023), und zwar weniger in den Stadien als bei privaten Treffen, in Kneipen und Wohnungen, wo gemeinsam Spiele geschaut wurden. Einen direkten Zusammenhang mit den EM-Spielen und gehäuften Ansteckungen konnten Kendall et al. 2024 nachweisen, die meisten Ansteckungen gab es am Tag des Finalspiels, sonst an Tagen, wo die englische Mannschaft spielte.
Wiederholt steigende Infektionszahlen gibt es auch beim Oktoberfest, bei Olympia oder bei größeren Konzertveranstaltungen.
Welche Berufsgruppen sind besonders gefährdet?
Laut Untersuchungen in Neuseeland bis Sommer 2022 waren zu 41% Lehrer betroffen, gefolgt von 38% Kindesbetreuung, 37% Spitalspersonal. Das deckt sich mit Versicherungsdaten aus Deutschland. Auch in Dänemark dominieren Erzieher, Musiklehrer, Pflegebereich und Spitalsmitarbeiter, aber auch Busfahrer und Profisportler (Bonde et al. 2023).
Zum Spitalspersonal zeigt eine Studie aus Österreich (Jensen et al. 2023) wenig überraschende Erkenntnisse: Mehr als zwei Drittel der Ärzte, Pflege- und Reinigungspersonal steckte sich in privaten Settings an, ein knappes Viertel am Arbeitsplatz bei Kollegen und nur 6% bei Patienten. Der Zeitraum der Studie umfasst Mai 2020 bis März 2021, wo in Spitälern eine teilweise strenge Maskenpflicht galt – ein weiterer Beleg für die Wirksamkeit von Masken im Gesundheitswesen!
In Kalifornien sind Busfahrer und Mitarbeiter im öffentlichen Nahverkehr am häufigsten infiziert (Bridget and Kuehn et al. 2022).
Ein Bericht des deutschen Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (16.08.23) ergab, dass Personen mit Migrationshintergrund häufiger infiziert waren als ohne, was u.a. auf die Arbeitsbedingungen mit weniger Homeoffice-Möglichkeit zurückzuführen war. Erwerbstätige in Gesundheitsberufen waren überdurchschnittlich häufig infiziert, am meisten betroffen medizinische Fachangestellte („Ordinationshilfe“) in Arztpraxen. Sie leiden zudem eher unter wiederkehrenden gesundheitlichen Beschwerden (LongCOVID bzw. Anfälligkeit für andere Infekte) als Nichtinfizierte.
In Schweden ist die Hälfte der Top-10 gefährdesten Berufe im Erziehungsbereich mit Kindern. Universitätslehrer fehlen auf der Liste, Schweden hatte Hochschulen geschlossen (Vlachos et al. 2021).“
Corona in der Tierwelt
Ein (früher) Grund dafür, weshalb SARS-CoV2 gekommen ist, um zu bleiben, waren Interspezies-Übertragungen, sprich vom Menschen in die Tierwelt, unter den Tieren und zurück zum Menschen. Besonders betroffen sind Weiße Hirsche in Nordamerika (Kuchipudi et al. 2022, Pickering et al. 2022, Hale et al. 2021, Bevins et al. 2023, Feng et al. 2023), aber auch Nerze sind gefährdet, wie die Mutation in Nerzen und Rückübertragung auf den Menschen 2020 gezeigt hat. In Hong Kong wurden Menschen von importierten Syrischen Hamstern infiziert (Yen et al. 2022). Betroffen sind auch Katzen, Hunde und andere Tierarten.
Der Ursprung des Virus war wahrscheinlich ein Wildtiermarkt in China (Worobey et al. 2022, Pekar et al. 2022).
Omicron scheint die Tierwelt schlechter zu infizieren als vorherige Varianten, Gegenwärtig zirkulieren überwiegend Alpha und Delta in Tieren. (Eckerle 2023).
Eine rezente Studie fand allerdings Hinweise auf gehäufte Mensch zu Tier-Übertragungen auch bei Omicron-Varianten (05/2022-09/2023, also BA.2/BA.5 bis XBB.1.5/EG.5.1) in zahlreichen Wildtierarten (Goldberg et al. 2024).
Bei Rehen gibt es viel mehr Varianten als bei Menschen, das Virus hat sich offenbar besser angepasst, löst höhere Mutationsraten und länger anhaltende Infektionen aus (Naderi et al. 2025).