Daten, Fakten, Aufklärung

Monat: September 2024

Variantenfriedhof

Abwasserwerte seit Herbst 2021 (Delta-Welle)

Die letzten Tage war ich zugegeben sehr durch das große Hochwasser in Ostösterreich abgelenkt. Ich hab Corona aber nie aus den Augen verloren und weiterhin Maske getragen. Der Anstieg geht mit Übernahme der KP.3.1.1-Variante (Q493E, S31del) weiter, XEC wird zwar international als Übernahmekandidat gehandelt, doch scheint sein Wachstum sehr begrenzt zu sein. Der Schulanfang half sicher nicht – es husten wieder sehr viele junge Menschen in den Öffis, und auch sonst gehen die vielen Krankenstände seit dem Sommer nahtlos weiter. Wie aussagekräftig das Abwassermonitoring für den Osten derzeit ist, sei dahingestellt – die starken Abflüsse durch das Hochwasser könnten die Daten verfälschen.

Die Anzahl der Hospitalisierungen wegen Covid nimmt kontinuierlich zu und liegt jetzt knapp unter 300 österreichweit (SARI-Dashboard)

KP.3.1.1 hat nach Ansicht von Virusjäger Ryan Hisner eine virologische Sackgasse erreicht. Zuletzt gab es kaum noch Änderungen in der rezeptorbindenden Domain, welches das Hauptziel von Antikörpern ist (von Impfung oder Infektion). Es sei eine relativ fade Zeit für die SARS-CoV2-Entwicklung – was eine gute Nachricht ist. Wir erinnern uns – Virologe Drosten sagte das im November 2022, bevor die Rekombinanten (XBB*) aufkreuzten – damals allerdings bei wesentlich weniger Durchseuchung und mehr Kombinationsspielraum für neue Varianten.

Derzeit ist unklar, ob und wann wieder ein großer evolutionärer Sprung kommt, und sich eine ganz neue Variante durchsetzt. Spätestens im Oktober sollten die Infektionszahlen also entgegen dem saisonalen Trend wieder zurückgehen.

Im CHMP-Meeting (EMA) diese Woche (16.-19.09.) gab es positive Stellungnahmen zum Spikevax JN.1-Impfstoff (Moderna) und zum KP.2-Impfstoff von Pfizer. Zu Novavax gibt es keine Neuigkeiten. Das nächste Meeting ist in einem Monat. Mit anderen Worten: Bisher steht dieses Jahr nur die aktualisierte mRNA-Impfung zur Verfügung. Wer kann und sie gut verträgt, dem rate ich unabhängig von Risikofaktoren zur Auffrischung. Wer sie nicht gut verträgt, hat nach jetzigem Stand Pech gehabt – ich weiß dazu keine Lösung, vielleicht gibt es eine Prophylaxe mit Antikörpertherapie wie bei Immunsupprimierten, das muss man mit Spezialisten abklären.

Viel mehr kann ich derzeit nicht sagen – außer Maske tragen, Luftreiniger benutzen und Abstand zu Menschen mit Symptomen halten.

Inkompetenz verursacht viel Leid

Nationales Abwassermonitoring für Wien, 07.09.24

Der eigentliche Witz daran ist, dass das bei „Journalisten“ unüberprüft durchgehen darf. Offenbar haben der Bürgermeister, seine Berater und der zammschreibende Journalist in den letzten vier Jahren unter einem Stein gelebt und nicht mitbekommen, dass SARS-CoV2 gar nicht saisonal ist. Oder sie haben ihre eigenen Narrative geglaubt, die immer vom Herbst sprachen, und der Impfung im Herbst, wie bei Influenza, weil nur in der kalten Jahreszeit Infektionen auftreten würden. Vielleicht haben sie auch das Ö1-Journal am 14. August gehört, wo es u.a. hieß, dass Grippe auf dem Vormarsch sei. Dabei gab es kaum Grippefälle und SARS-CoV2 dominierte in den Sentineldaten.

In jedem Fall kann man es nur mit Inkompetenz erklären. Zwar ist sein Vorhaben löblich, dass die Stadt Wien die Impfung wieder selbst in die Hand nehmen will – nur kommt das für zehntausende Menschen seit Ende Juli bereits zu spät, und die Schule ist bereits gestartet, ohne, dass man irgendetwas für die Kinder tun will. Die Sorge wegen der Hitze scheint größer als die Zusammenhänge von schlechter Luft mit erhöhter Infektionsanfälligkeit und erschwertem Konzentrationsvermögen.

Sicherlich ist ein roter Bürgermeister besser als ein Schwarzer oder Blauer, aber in Sachen Pandemiepolitik hat sich die Stadtregierung mit der verfrühten Aufhebung der Maskenpflicht im Februar 2023 entlarvt mit ihrem Projekt „Intensivstationen schützen„. Um solidarischen Schutz für den/die Nächsten ist es nie gegangen, und entsprechend schnell verschwunden sind sämtliche Masken damals in den Öffis von einem Tag auf den anderen, als die Maskenpflicht aufgehoben wurde.

Die seit dem Frühling laufende Infektionswelle wird jedenfalls von den FLiRT-, dann FLuQE– (Kaku et al. 2024, Feng et al. 2024 preprint) und gegenwärtig S31del-Varianten (Li et al. 2024 preprint) getrieben. Insbesondere mit letzteren gab es einen kräftigen Schub, und wie wir wissen, herrschte die letzten Wochen beständig Sommer, vor allem in Wien. Das trocken-heiße Wetter geht erst in der Nacht auf Montag zu Ende.

Weiterlesen

© 2024 Fakten zu Corona

Theme von Anders NorénHoch ↑