Abwassermonitoring Österreich und Bundesländer Herbst 2021 bis 2. September 2025

Inzwischen dürfte man es – noch vor Schulbeginn – in allen Bundesländern gemerkt haben, dass die Krankenstände durch Covid wieder steigen. Mit fast 80% relativen Anteil sind es derzeit vor allem XFG-Varianten, die Reinfektionen und Erstinfektionen bei Kleinkindern auslösen. Beim Sentinelsystem wechseln sich seit Wochen Rhinoviren und SARS-CoV2-Viren ab. Was gegenwärtig fehlt, ist ein Dual-Schnelltest, der dezidiert diese beiden Viren testet, die ganzjährig zirkulieren – so wüsste man schnell, ob man das vergleichsweise harmlose Rhinovirus hat, das in den meisten Fällen einen starken Schnupfen erzeugt, aber folgenlos ausheilt, während man bei Covid eher länger Ruhe geben sollte, um etwa Herzkomplikationen zu vermeiden.

Die Daten vom SARI-Dashboard gehen erst bis Mitte August und zeigten zuletzt einen deutlichen Anstieg bei Spitalsentlassungen mit Covid-Diagnose. In Summe passen also alle verfügbaren Daten zusammen – man kann zumindest von einer kleineren Covid-Welle sprechen. Seit 12. August gibt es eine neue Impf-Empfehlung vom Gesundheitsministerium/NIG – sie wird grundsätzlich allen Personen über 12 Jahre empfohlen.

Für Kinder unter 12 Jahren gibt es keine Evidenz für einen Nutzen im Bezug auf unmittelbare Symptome mit Erkrankung vs. Impfung, aber eine Impfung ist grundsätzlich auch für diese Altersgruppe möglich in Österreich (wenn auch schwierig, Ärzte dafür zu finden). Meine Meinung dazu: Im Bestreben, das Risiko für Spätfolgen zu minimieren und zumindest vorübergehend das Infektionsrisiko zu senken (etwa, weil vulnerable Personen im Haushalt), spricht nichts dagegen, auch jüngere Kinder einmal im Jahr aufzufrischen. Das ist eine individuelle Entscheidung.

Zu den aktuellen Varianten und Impfempfehlungen gibt es eine zeitnahe Podcast-Folge von Virologe Florian Krammer, der ebenfalls empfiehlt, sein Immunsystem mit der Impfung zu aktualisieren. Er betont auch, dass die Hospitalisierungen die letzten Jahre zurückgegangen sind, weil die Grundimmunität gestiegen ist.

In Österreich ist der aktualisierte Impfstoff von Pfizer mit der LP.8.1.-Variante erhältlich – er passt nicht ideal zu XFG, aber besser als sein Vorgänger KP.2-Impfstoff, und wahrscheinlich auch etwas besser als der aktuelle JN.1-Impfstoff von Novavax, der dieses Jahr wahrscheinlich nicht angepasst wird.

Krammer erwähnt die Studie von Gwak et al. (2025), die Pfizer und Novavax vergleicht – sie sind ziemlich gleichwertig in der Wirksamkeit. Pfizer mitunter etwas bessere T-Zellen-Produktion (gegen schwere Verläufe), Novavax etwas mehr neutralisierende Antikörper (gegen Ansteckung). Novavax verursacht etwas weniger Nebenwirkungen.

Varianten-Entwicklung aus JN.1 (seit Herbst 2023)

LP.8.1 enthält zumindest einige Mutationen, die auch XFG hat, wie die FLiRT-Mutation (F456L und R346T) sowie H445R, Q493E und R190S. Auch KP.3-Varianten haben manche der XFG-Mutationen – das ist insofern bedeutsam, dass sich letztes Jahr ein gewisser Teil der Bevölkerung mit den FLiRT-Varianten und KP.3.1.1 infiziert hat – sie könnten also immer noch eine Kreuzimmunität gegen XFG aufweisen und sich diesen Winter nicht oder nur mit leichtem Verlauf infizieren. Standardmäßig weiß man aber nicht, mit welcher Variante man sich infiziert hat – im Zweifel lieber mit der Impfung auffrischen.

Noch ein Wort zur Diagnostik:

In einem kürzlichem KURIER-Interview hält Virologin Redlberger-Fritz Antigentests selbst bei Symptomen für wenig aussagekräftig, weil geringe Viruslasten kaum erkannt würden und aufgrund der steigenden Grundimmunität die Viruslast tendenziell absinkt. Ich würde das etwas differenzieren – ein einzelner Schnelltest ist wenig aussagekräftig.

Ich hab dazu bereits einen umfangreichen Beitrag gemacht – hier die wesentlichen Punkte:

  • Schnelltests weisen Fragmente des Virus nach, unterscheiden aber nicht zwischen intakten, vermehrungsfähigen Viren und vom Immunsystem zerstörten Viren
  • In der frühen Phase der Infektion sind Schnelltests weniger genau als in der Spätphase.
  • Die Schnelltests funktionieren variantenunabhängig, weil die meisten Mutationen nicht im Nukleokapsid auftreten, das die Mehrzahl der Antigentests nachweist.
  • Negative Schnelltests haben keine Aussagekraft (Infektion noch nicht nachweisbar), positive Schnelltests sind sehr zuverlässig
  • Im Abstand von 48 Stunden getestet erkennen 3 Tests 94% der symptomatischen und 57% der asymptomatischen Fälle (Son et al. 2023).
  • unmittelbar nach Symptombeginn ist der Test zu 92% falschnegativ, nach 2 Tagen zu 70% und nach 3 Tagen zu 33% – bei Influenza und RSV ist die Viruslast hingegen mit Symptombeginn am höchsten und der Test schlägt sofort an (z.B. Triple-Tests), bei Corona ist ein einzelner negativer Test nicht aussagekräftig (Middleton and Larremore 2024)

Abstrichgenauigkeit erhöhen

  • mindestens eine Stunde vor dem Rachenabstrich nichts mehr essen oder trinken
  • am besten erst Rachen, dann Nase abstreichen mit dem gleichen Wattestäpfchen
  • vor dem Nasenabstrich Nase gut putzen
  • Nase nicht nur kitzeln, sondern Naseninnenwände gut abstreichen, an mehreren Stellen Sekret abstreichen
  • in die Testflüssigkeit geben und mindestens 2 Minuten dort belassen, Stäbchen dabei leicht drehen und Ampulle seitlich zusammendrücken, um das Sekret auszuquetschen
  • je nach Hersteller 2-4 Tropfen verwenden, die angegebene Zeit (15-18min) warten, bei gutem Licht ablesen
  • auch dünne Striche oder Schatten gelten als positiv (mit Handy abfotografieren und Kontrast verstärken)

Weil viele von Euch jetzt wahrscheinlich sehr alte Schnelltests zuhause haben: Solange genug Pufferflüssigkeit vorhanden ist und die C-Kontrolllinie fett erscheint, funktioniert der Test in der Regel auch. Je nach Hersteller kann der Strich dünner (z.B. Longsee) oder dicker (z.B. Hotgen) erscheinen. Der Vollständigkeit halber erwähne ich noch die Pluslifegeräte (im Beitrag näher beschrieben), aber nicht für die Allgemeinheit empfohlen (Anschaffungskosten, Material, Auswertung, etc…).

Prävention:

Da hat sich wenig geändert – weiterhin funktionieren neben der Impfung Luftreinigungsmaßnahmen wie FFP2-Maske, mobile Luftreiniger, mitunter auch ein Nasenspray mit Azelastine (Lehr et al. 2025) – allerdings erscheint es nicht ratsam, Nasensprays zur Daueranwendung zu benutzen (Rebound, Abhängigkeitsrisiko) – würde ich nur machen, wenn ich Infektionen gerade unbedingt vermeiden muss (z.B. chronische Erkrankung, Infektanfälligkeit, OP-Termin in naher Zukunft, etc.).

Die wichtigste Empfehlung lautet, krank zuhause zu bleiben und seine Mitmenschen nicht anzustecken – keine Selbstverständlichkeit und leider erwarten viele Arbeitgeber und Schulen, dass man präsent ist. Andere glauben, solange sie kein Fieber haben, könnten sie auch arbeiten – aber Fieber ist nur ein Symptom einer hochgefahrenen Immunabwehr, die Krankheit kann sich trotzdem ausbreiten. Wenn man mit Medikamenten-Cocktails wie Aspirin Complex, Grippostad oder Neocitran das Fieber senkt, bevor es die Krankheitserreger bekämpfen kann, erhöht man sogar die Gefahr, andere anzustecken. Sinnvoll sehe ich solche Medikamente nur dann, wenn man etwa mit dem Auto noch heimfahren muss oder in anderen Situationen ohne Alternative.