
Meine Infektion letzte Woche war wahrscheinlich mit einer XFG*-Untervariante, die es derzeit zahlreich gibt. Die Abwasserzahlen steigen deutlich an und jetzt ist zumindest klar, dass ich den viralen Schas mitproduziere – obwohl ich längst nicht mehr ansteckend bin. Im jährlichen Muster ist mir etwas aufgefallen, wofür ich spontan keine Erklärung habe. In den ersten Pandemiejahren trat der Knick in der ansteigenden Welle jeweils im Herbst auf. 2022 war eine Ausnahme mit der steilen BA.5-Welle mitten im Sommer. Im Herbst 2023 gab es einen Knick vor dem Durchmarsch der JN.1-Variante. Im Spätsommer 2024 war der Knick vor dem Durchmarsch der KP.3.1.1-Variante und heuer hat der Knick bereits im Juli stattgefunden, bevor sich XFG-Nachkommen breit gemacht haben. Warum steigt es nicht kontinuierlich an? Warum flaut die Welle vor der eigentlichen Hauptwelle noch einmal ab? Ich weiß es nicht.
Das würde auf die aktuelle Situation gemünzt bedeuten, dass die Hauptwelle erst noch kommt – vielleicht mit XFG-Nachfahren. Die stark mutierte BA.3.2-Variante verbreitet sich weiterhin langsam, aber stetig. Bei BA.2.86 reichte die Schlüsselmutation L455S, um sich global zu verbreiten. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis das mit BA.3.2 passiert.

Die Anzahl der Einsendungen ist jahreszeitgemäß derzeit niedrig, die Mehrheit davon sind Rhinoviren (55%). Andere Viren werden nur sporadisch nachgewiesen.
Dengue-Fieber
Längst keine tropische Krankheit mehr, sondern inzwischen auch in Europa endemisch, das heißt zunehmend vor Ort erworbene Infektionen ohne Reisevergangenheit – heuer gibt es berichtete Fälle aus Frankreich, Italien und Portugal (Madeira). Es gibt zwei Impfstoffe – Dengvaxia (seit 2018 zugelassen) mit drei Impfungen, nachdem man bereits eine Infektion mit dem Dengue-Virus hatte, und Qdenga, der gegen alle vier Subtypen schützen soll (zwei Impfdosen).
In Österreich gab es bis Anfang Juli bereits 68 Dengue-Fälle (Reiserückkehrer).
Chikungunya-Fieber
Auch hier gibt es heuer erste Berichte von lokal erworbenen Infektionen, etwa in Italien und Frankreich – siehe auch Menegale et al. 2025. Gegen das Virus gibt es den Impfstoff Ixchiq, seit Juli 2024 in Europa zugelassen, soll in Österreich seit heuer verfügbar sein. Ab 18 Jahren zugelassen, abgeschwächter Lebendimpfstoff.
Bisher wurden 9 Chikungunya-Fälle in Österreich bei Reiserückkehrern bestätigt.
Westnilfieber-Fälle gibt es auch jedes Jahr inzwischen im Osten von Österreich, teils mit neurologischen Komplikationen.
Und FMSE-Fälle mit Komplikationen nehmen tendenziell zu, weil die Impfraten nachlassen. Vor kurzem wurde auch wieder ein Fall von FMSE durch Rohmilch bestätigt – allerdings kein neuer Übertragungsweg, sondern schon seit Jahrzehnten bekannt. Den größten FMSE-Ausbruch durch Rohmilch mit 660 Erkrankten (über 250 hospitalisiert) gab es vor über 70 Jahren in der Slowakei.
Oxidativer Stress teilweise für Long Covid/MECFS verantwortlich?
Vor kurzem hat der Immunologe Marc Veldhoen auf ein Paper hingewiesen (Shankar et al. 2025), das mit einer kleinen Teilnehmeranzahl (n = 20-25 jeweils) oxidativen Stress als gemeinsame Eigenschaft von MECFS und Long Covid ausgemacht hat. Unklar sei, wie viele Symptome dadurch erklärt werden könnten, aber: Beide Erkrankungen würden wahrscheinlich durch Entzündungsprozesse ausgelöst. Das verursacht erhöhte Spiegel an reaktiven Sauerstoffverbindungen (ROS) in den Lymphozyten. Dadurch können diese nicht abgebaut werden und werden übermäßig aktiviert. Das kostet Energie und trägt zur Fatigue bei. Laut Studie kann die übermäßige T-Zellen-Bildung durch das Diabetes-Medikament Metformin verringert werden. Oxidativer Stress ist therapeutisch noch schwierig zu addressieren – er spielt auch bei anderen Krankheiten wie Atherosklerose, COPD, Alzheimer und Krebs eine wichtige Rolle. Klinische Studien mit Antioxidantien waren bisher enttäuschend ( siehe Forman and Zhang 2021).