Kein Anspruch auf Vollständigkeit bietet die folgende Aufzählung aller kommunikativen und handwerklichen Fehlentscheidungen bei der Umsetzung von Maßnahmen.
i) Risikokommunikation
- Strafen und Drohungen statt Aufklärung („Gefährder“)
- Fixe Enddaten statt Orientierung an Zielgrößen („Get-there-itis“)
- Einschränkungen in der Freizeit, aber nicht am Arbeitsplatz
- Tourimus und Handel zuerst, Maßnahmen in Schulen zuletzt
- Migranten als Systemerhalter, aber auch als Sündenböcke für steigende Zahlen
- kein Bezug zu internationalen Entwicklungen und Studienerkenntnisen („alle überrascht von inländischen Entwicklungen“)
- Kopplung von individuellen Schutzmaßnahmen an Spitalskapazitäten
ii) Übertragungswege
Veralteter Kenntnisstand der WHO/ECDC/AGES: Überbetonung von Schmierinfektion („Händewaschen als wichtigste Maßnahme“) und Tröpfcheninfekton („1-2m Abstand halten“)
- Parteitaktische Manöver: Bundesgärten geschlossen, städtische Parks offen
- Outdoor-Aktivitäten kriminalisiert („alleine auf einer Parkbank“), Kinderspielplätze und Sportplätze gesperrt, Kindergärten und Schulen später offen (Indoor), Gasthäuser geschlossen, Après-Ski offen
- Face Shields und Plexiglas aufgrund Tröpfchen-Doktrin, lange behalten trotz anderslautender Studien („bequemer als Masken“)
- falsche Dichotomie: OP-Masken zum Fremdschutz, FFP2 zum Eigenschutz
- Zum Sprechen und im Sitzen Maske abnehmen (Pressekonferenzen, später auch Interviews)
- im weiteren Verlauf der Pandemie Verweigerung von Luftfiltern und CO2-Messungen mt schwachen Rechtfertigungen
- Altersbedingte Ausnahmen beim Maske tragen (Kinder nein oder nur Stoffmasken), ausgerechnet Schwangere ausnehmen, die besonders gefährdet sind (nur sinnvoll, wenn alle anderen Maske tragen)
iii) Infektion und Krankheitsschwere
- milde versus schwere Verläufe, medizinische Definition vs. empfundene Krankheitsschwere
- LongCOVID verschwiegen oder als Einzelfälle banalisiert
- Trennung in akute und post-akute Verläufe nie ausreichen kommuniziert, viele Spätfolgen werden weder von Betroffenen noch von Ärzten mit vorhergehender Infektion in Verbindung gebracht
- mangelnde Betonung sich zu schonen, nicht vergleichbar mit Schnupfen, auch wenn akute Symptome harmlos bleiben
iv) Risiken innerhalb der Bevölkerung
- irreführende Darstellung, wer zu Risikogruppen gehört: „Vulnerable“ leben nicht nur im Alten- und Pflegeheim oder gehen ins Spital
- „Schüler sind keine vulnerable Gruppe“ (Gartlehner)
- Verharmlosung der Risiken für Schwangere
- tatsachenbezogene Sujets bei Impfkampagnen von Bevölkerung negativ aufgenommen, weil nie thematisiert wurde, dass Kinder durch die wiederholten Infektionswellen zu Halb/Vollwaisen wurden (siehe Plakate der SPÖ in Oberösterreich, die zum Rücktritt zweier Führungsspitzen führten)
v) Impfung
- mangelnde Erklärung, wovor die Impfung schützen soll (Hospitalisierung/Tod)
- mangelnde Aufklärung zum Verhalten nach der Impfung („halligalli“ fördert Durchbruchsinfektionen)
- geschlechtertypische Nebenwirkungen heruntergespielt, zu wenig Aufklärung, dass Impfung nicht unfruchtbar macht oder keine Schäden fürs Kind
- mangelnde Kommunikation, dass Impfschutz nicht dauerhaft anhält, sondern aufgefrischt werden muss
- Suggerieren, dass junge gesunde Menschen nicht impfen müssen (LongCOVID-Risiko reduzieren wäre Impfanreiz gewesen)
- mangelnde Kommunikation, welche (angepassten) Impfstoffe es gibt
- Verzögerungen bei Impfstofflieferung, zu wenig Impftermine
- Behauptung, dass Pandemie mit Impfung vorbei sein würde, Impfung kein Ersatz für Tests und Masken tragen (zumindest erste Omicron-Wellen)
- Impfpflicht wäre bei Delta sinnvoll gewesen, bei Omicron zumindest für Personen, die ständig exponiert sind (Gesundheit- und Bildungswesen)
vi) Virusentwicklung
- weitgehendes Ignorieren, dass neue Virusvarianten die Wirksamkeit der Impfung herabsetzen (v.a. Schutz gegen Ansteckung und symptomatische Verläuf)
- Virus wird nicht harmloser mit der Zeit, sondern Bevölkerungsimmunität steigt, aber: individuelle Immunität kann stark abweichen (ungeimpft, Kleinkinder, Immunschwäche, Alter)
- Virus nicht vergleichbar mit Influenza oder gewöhnlichen Coronaviren, eher mit SARS-1
- keine Saisonalität, sondern Wellen getrieben von waning und escape-Varianten, Saisonalität hat nur indirekt mit Kälte zu sein, sondern mit vermehrtem Indoor-Aufenthalt bei schlechter Luftqualität (beeinflussbar!)
- neue Mutationen entstehen v.a. in chronisch immungeschwächten Patienten, die monatelang positiv bleiben (-> „Schutz vulnerabler Personen“ funktioniert nicht)
vii) Diagnostik
- irreführende Aussagekraft der Schnelltests als „Eintrittstest“, dabei sind nur AG+ aussagekäftig, AG- kein Ausschluss einer Infektion
- keine klare Kommunikation, wie man Tests korrekt abnimmt und wo
- parteitaktisches Ausspielen der Schnelltests gegen die PCR-Gurgelaktion in Wien (tatsächlich: beides sinnvoll)
- irreführende Kommunikation, dass negative Testergebnisse äquivalent sind zu „geimpft“ und keine Maske notwendig sein würde
- einzelne Tests wenig aussagekräftig (nur konsekutiv 2-3 Tests)
- Kinder vom Testen ausnehmen bei Gasthausbesuchen oder sonstigen Settings
viii) Überträger
- Kinder: Rolle heruntergespielt, internationale Studien ignoriert
- Dauer Isolation: ignoriert, dass 20-25% auch nach 5 tagen noch infektiös sind, Arbeiten bei hohem Ct-Wert
- Übertragungsorte: Kindergärten, Schulen, Gasthäuser, crowded places generell, Wartezimmer und Behandlungsräume – mangelnde Kommunikation
- Geimpfte ab Delta-Welle zunehmend Überträger, ab erste Omicron-Varianten auch durch hohes Reinfektionspotential, Lockdown nur für Ungeimpfte sinnfrei
- „Maske tragen nur bei Symptomen“ (als Strafe konnotiert oder Freiheitsbeschränkung)
ix) soziale Maßnahmen
- kein erhöhter Kündigungsschutz im Krankenstand
- keine Gefahrenzulage für „Systemerhalter“ oder Gratis-FFP2-Masken
- keine finanziellen Mittel oder technischen Hilfen wie Laptop/Tablets für Homeschooling/Distance Learning, was überproportional Migranten und Alleinerziehende betraf
- keine nachhaltigen Lösungen im Bildungsbereich: Luftreiniger, kleinere Klassen, große Veranstaltungen auf warme Jahreszeit verlegen, Leistungsdruck veringern, dass SuS nicht krank in Unterricht kommen müssen, Pflegefreistellungstage erhöhen, damit kranke Kinder betreut werden können
- niederschwelliges Testangebot aufrecht erhalten, damit besonders Gefährdete besser geschützt werden/rechtzeitig an Medikamente kommen
- völlige Isolation von Alten/Schwerkranken unnötig, wenn FFP2-Maskenpflicht durchgesetzt wird
- in Schulen klassenweise Distance Learning weiterhin sinnvoll, um Ausbreitung zu stoppen, statt falsche Dichotomie „Schulen auf/zu“
x) Information und Desinformation
- anfangs gut: mehrsprachige Angebote in Wien
- sonst zu wenig zielgruppenorientierte Aufklärung/Angebote (Problem: wegen Kompetenzwirrwarr keine Datenverknüpfung möglich, z.B. Berufsgruppen mit erhöhtem Infektions/Erkrankungsrisiko)
- keine Daten auf Gemeinde/Bezirksebene zu Infektionszahlen, Eltern nicht immer informiert bei neuen Fällen in Kindergärten/Schulen, seit Juli 2023 keine C+Todesfälle mehr
- Impfkampagne im Sommer 2021 im Kanzleramt liegen geblieben, keine Impfkampagne für Kinder, keine Impfkampagne mehr ab Herbst 2023/2024
- falsche Narrative: „Pandemie für Geimpfte vorbei“, „Vorbereitung auf den Herbst 2022“ inmitten der starken Frühlings/Sommerwelle 2022, „Omicron ist harmlos“ mit BA.2/BA.5 als Rechtfertigung, keine erneute Maskenpflicht im Herbst 2022 einzuführen
- Desinformation: steigende Suizidzahlen durch Lockdowns (widerlegt, siehe Statistik Austria), uneinholbare Bildungsverluste (widerlegt, siehe Pisa), freie Betten (widerlegt: Covid-Betten gehen zulasten von Nichtcovidbetten), „Haushaltscluster“ (widerlegt: Quelle Schule und Folgeansteckung im Haushalt zählen als Ansteckung im Haushalt), falsch angegebene Sensitivität der AG in Volksschulen, die im Jänner 2021 eingeführt wurden, „mangelnder Bedarf an LC-Ambulanzen“ (widerlegt: massive Überlastung)
- Reframing: „Schulschließungen waren ein Fehler“, „weitere Lockdowns wären nicht notwendig gewesen“, „zu wissenschaftshörig“, „andere Interessen zu wenig berücksichtigt“, „Gräben verursacht“, „Versöhnungsprozess“
Weitere Fehler (teilweise Wiederholung), die Pandemieleugnern in die Hände spielten und selbst jene Menschen vor den Kopf stießen, die Maßnahmen immer mitgetragen haben (ohne zu wissen, warum)
- Mangelnde Unterscheidung zwischen „Schutz vor schweren akuten Verläufen“ und „Schutz vor der Ansteckung“ im Zuge der Impfkampagne – dabei wurde außerdem vergessen, dass es einen Unterschied zwischen der medizinischen Definition von „mildem Verlauf“ und der tatsächlich empfundenen Krankheitsschwere gibt
- fiktive freie Betten, für die es aber kein Personal gab, so konnte Zeitpunkt des Eintritts einer Überlastung der Spitäler nach oben nivelliert werden
- mangelnde Aufklärung über richtiges Verhalten nach der Impfung, mindestens 2-3 Wochen notwendig, ehe der volle Schutz da ist, hat die Impfwirksamkeit diskrediert, vermeintliche Impfschäden, die auf Infektion nach der Impfung zurückzuführen waren
- ab Delta: 2 Impfungen wurden irreführend als ausreichend deklariert, sodass Pandemie für Geimpfte vorbei sein würde
- ab Omicron: 3 Impfungen („Grundimmunisierung“) wurden irreführend als ausreichend deklariert, um nicht mehr Teil des Infektionsgeschehens zu sein
- Lockdown für Ungeimpfte: Fehler, zum Zeitpunkt von Delta/Omicron noch zu behaupten, es würde einen Unterschied machen, ob geimpft oder ungeimpft sei. Für Mitigation ja (Impfung verhindert weiterhin schwere Verläufe/Tod), für Verbreitung zu gering bei der niedrigen Impfrate
- „Pandemie der Ungeimpften“: Regierung aus der Verantwortung entlassen, Lufthygienestandards anzupassen „wir gaben euch die Impfung, damit hat der Staat seine Aufgabe erfüllt“
- Omicron sei mild: Wieder irreführende Darstellung von mild und mangelndes Verständnis von Statistik (viel mehr Infizierte mit Omicron, dadurch hohe absolute Zahlen von Schwerbetroffenen)
- Maske tragen nur, um Überlastung der Spitäler zu verhindern – Individualschutz nie betont, oder Schutz der anderen im direkten Umfeld
- Infektionen durch Hybrid-Immunität schöngeredet, nicht dazu gesagt, dass Immunsystem vorübergehend geschwächt wird ähnlich zu Influenza und anfälliger für alle möglichen Pathogene.
- Narrativ, dass nurmehr Alte/Vulnerable impfen/auffrischen müssen wie bei der Grippe, auch jüngere von schweren Verläufen betroffen, zudem verringert Impfung LC-Risiko
- allgemeine Verharmlosung und dadurch dramatisch niedrige Impfrate, ähnlich niedrig wie bei der Grippe
- Parks, Outdoor-Sportarten und Kinderspielplätze hätten nie geschlossen werden müssen (wohl eher ein rechtliches Dilemma, Staat musste sich juristisch absichern)
- falsches Narrativ zu Masken, weil es einen Mangel gab, nicht nur aerosolgenerierende OP-Prozeduren
- Geschäfte vmtl. geschlossen, um Verdienstausfall über Coronahilfen abzuwickeln und Masseninsolvenzen zu vermeiden, Infektionsrisiko gering bei kurzen Kontakten und guter Lüftung
Was ist gut gelaufen?
- telefonische Krankmeldung
- Home-Office erleichtert
- Risikogruppen-Verordnung (Freistellung, aber: keine Perspektive für danach)
- Gratis-PCR-Angebote, gratis AG-Angebote
- (kurzzeitig): Gratis-FFP2-Masken an Haushalte abgegeben
- FFP2-Maskenpflicht im Unterricht (Oberstufen), Luftreiniger in manchen Gemeinden
- „schau auf dich, schau auf mich“-Kampagne zu Beginn
- Impf- und Teststraßen (niederschwelliger Zugang)