SARS-CoV2 kann wie viele andere Viruserkrankungen in der Schwangerschaft Komplikationen auslösen. Das Risiko für schwere Verläufe ist höher als bei nichtschwangeren Frauen, auch Frühgeburten können vermehrt auftreten. Zu diesem Schluss kam eine Übersichtsarbeit vom September 2020 (Allotey et al. 2020).

Trotzdem behauptete AGES-Public-Health-Chef Allerberger am 25.10.2020 beim Ö3-“Frühstück bei mir”-Interview, dass Schwangere kein erhöhtes Risiko hätten.

wir sehen regelmäßig riesige Probleme bei Schwangeren bei der Grippe, und das haben wir bei Covid nicht.”

Säuglinge haben allgemein ein höheres Risiko bei Atemwegsinfekten, die zudem erstmals mit dem Virus Kontakt haben.

Während der Schwangerschaft

Komplikationen treten insgesamt nur selten auf, können aber Folgen für das Kind und die Mutter haben.

  • in den ersten Schwangerschaftswochen können – zwar weiterhin selten, aber gehäuft – Fälle von fetalem Situs inversus (Organe liegen falsch herum im Körper) auftreten (Wang et al. 2023)
  • Lungenentwicklung kann auch bei milder Infektion soweit beeinträchtigt werden, dass das Lungenvolumen reduziert ist (Stoecklein et al. 2022)
  • Im Trimester erhöht eine Infektion das Risiko von Frühgeburten (Fallach et al. 2022)
  • Anomalien bei vorgeburtlichen Föten unabhängig der Varianten feststellbar, aber bei Varianten vor Omicron deutlichere Schädigungen wie Thromben oder Blutungen, Plazenta weniger geschädigt (Kienast et al. 2024, Aussendung)
  • die Plazenta kann sich kurz vor der Geburt entzünden (Sichitiu et al. 2022).
  • Für die Mutter bestehen außerdem erhöhte Risiken für Lungenentzündungen, Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie) und Embolien (Smith et al. 2023)

Säuglinge und Kleinkinder (unter 5 Jahren)

Im Verlauf der Pandemie ging zwar die Zahl der Kinder auf der Intensivstation bei allen Altersgruppen zurück, nicht aber bei den unter 5jährigen hinsichtlich Beatmung und Sauerstoffunterstützung (Zhu et al. 2023).

  • Säuglinge infizierter Mütter waren eher beatmungspflichtig, untergewichtig oder zu früh geboren (Smith et al. 2023)
  • Verglichen mit der Delta-Variante gab es mit BA.1 weniger schwere Verläufe bei Kleinkindern – allerdings waren 1/5 aller toten Kinder in den USA bis dahin auf BA.1 zurückzuführen, weil die Variante so ansteckend war (Wang et al. 2022)
  • Mit den Omicron-Varianten hat die Inzidenz hospitalisierter ungeimpfter Kinder zugenommen – bei Säuglingen war ihr Anteil am höchsten. Komplikationen mit Beatmungspflicht trafen allerdings eher bei impfbaren Kindern im höheren Alter auf (Doenhardt et al. 2024, Zerbo et al. 2024)
  • Mit der Variante JN.1 wurden ebenfalls vermehrt schwere Verläufe bei Säuglingen beobachtet, die damit sogar vulnerabler als Menschen über 90 Jahre sind. Die Sterblichkeit ist zwar gering, doch sind Spitalsaufnahmen nie erstrebenswert (Aziz et al. 2024 preprint)

In Österreich waren von KW 41/2023 bis KW41/2024 insgesamt 990 Kinder mit Covid19, 2618 Kinder mit RSV und 424 Kinder mit Influenza in der Altersgruppe 0-4 Jahre hospitalisiert (Quelle: SARI-Dashboard).

Spätfolgen

  • Infizierte Säuglinge können signifikante psychomotorische Beeinträchtigungen beeinträchtigen und leicht verzögerte Entwicklung in der entscheidenden 18-24 Monate Entwicklungsphase tritt gehäuft auf (Ergon et al. 2024)
  • Bei Säuglingen mit akuter Infektion wurden erhöhte Troponin-Werte gefunden, diese deuten auf Herzmuskelverletzungen hin. Bei allen Patienten normalisierten sich die Werte innerhalb eines Jahres wieder, die Langzeitfolgen sind jedoch unbekannt (Vecchio et al. 2023)
  • Neugeborene von Schwangeren mit Covid-Infektion zeigen vermehrt kongenitale Herzerkrankungen (Ren et al. 2024 – Herzultraschallabweichungen)
  • Kinder von infizierten Müttern in der Schwangerschaft haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Entwicklungsverzögerungen, nach 1 Jahr erhalten noch 20-25% der exponierten Kinder eine entsprechende Diagnose (Santos et al. 2023, Kienast et al. 2023), ebenso gibt es ein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen und Diabetes (Ockene et al. 2023)
  • Entwicklungsverzögerungen können bei Kindern auftreten, die sich im Mutterleib infiziert haben (Fajardo-Martinez et al. 2024, Duan et al. 2024)
  • Bei Kleinkindern werden vermehrt bakterielle Infektionen beobachtet (Burstein et al. 2023, Singer et al. 2024).

Die Impfung schützt

Impfplan für Schwangere (03.12.24, guter Beitrag in Science ORF)

Die japanische Gesellschaft für Pädiatrie empfiehlt allen Kindern ab 6 Monaten regelmäßig gegen SARS-CoV2 zu impfen (Original auf japanisch, 27.10.24)

Das Phänomen der vermehrten Frühgeburten aus den ersten zwei Pandemiejahren ist nahezu vollständig verschwunden. In Regionen mit hoher Impfrate verschwand es schon nach einem Jahr, was nahelegt, dass die Impfungen tausende Frühgeburten verhindert haben (Torche and Nobles 2023).

Säuglinge von Müttern, die sich in der Schwangerschaft infiziert haben, hatten ein drei Mal so hohes Risiko für Atemnot wie von gesunden Müttern, selbst wenn sich die Säuglinge selbst nicht infiziert haben. Waren die Mütter geimpft, war das Risiko deutlich geringer – selbst eine Impfung reduzierte das Risiko erheblich (Man et al. 2024).

In England machten Säuglinge 43% der Hospitalisierungen aller Kinder unter 18 Jahre bis August 2023 aus. Etwa die Hälfte der Kinder über 1 Jahre hatte eine Vorerkrankung, doch nur 10% der Kleinkinder. Die meisten Kleinkinder waren nur kurzzeitig im Krankenhaus (etwa zwei Tage), doch alleine im letzten Jahr brauchten 5% Beatmung und 8 Babies starben. Das Risiko ist bei ethnischen Minderheiten und Armutsbetroffenen erhöht.

Es gibt eine sichere und wirksame Impfung für Kinder ab 6 Monate. In Ländern wie Irland oder (vor Trump) USA gehört sie zur Routine-Impfung im Kindesalter. Problematischer ist es für Kinder unter 6 Monate. In den USA ist die Zahl der Hospitalisierungen bei Säuglingen unter 6 Monaten höher als bei jeder Altersgruppe abgesehen von den 75+. Rund 20% kommen auf die Intensivstation. Am effektivsten wäre eine Impfung der Mütter während der Schwangerschaft (idealerweise im dritten Trimester), Schwangere Frauen können ihre Neugeborenen durch Impfung gegen alle schwere Atemwegsviren schützen: Influenza, Keuchhusten und jetzt RSV. Leider nehmen die Impfraten weiter ab, was zu höheren Infektionsraten führt. (Wilde et al. 2024)

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