Inzidenzen über den Verlauf der Pandemie nach Altersgruppe von Statistiker Erich Neuwirth

Wie man einen Rückblick auf die Kinder und Jugendlichen leider nie gestaltet:

„Wieviele Menschenleben wurden durch Schulschließungen gerettet?“

„Es gab weniger Suizide unter Jugendlichen, weil es mit geschlossenen Schulen weniger Mobbing gab.“

„Warum wurde auf Empfehlungen, Schulen und Kindergärten temporär mit Luftfiltern auszustatten, bis mechanische Luftfilter überall vorhanden sind, nicht reagiert?“

„Grippe und RSV sorgen bei Kindern für deutlich mehr schwere Verläufe, doch SARS-CoV2 sorgt bei symptomatisch erkrankten Kindern immer noch für rund 1% Spätfolgen. Warum investiert man nicht generell in mehr Infektionsschutz, digitales Lernen (Fernunterricht bei Bedarf) und verringerten Leistungsdruck, um Präsentismus zu verringern?“

Abstract:

Der Inzidenzverlauf über die Zeit der Pandemie zeigt klar, dass sich Kindern aufgrund der Schutzmaßnahmen (Kontaktbeschränkungen) anfangs nicht infiziert haben. Daraus lässt sich aber nicht ableiten, dass sie keine Rolle in der Pandemie gespielt haben. Weitere Wellen zeigten klar die zahlreichen Ansteckungen durch in die Haushalte getragenen Infektionen, wie bei allen anderen respiratorischen Viren auch, vor allem Influenza, saisonale Coronaviren oder RSV. Es bestand keinerlei Grund zur Annahme, dass Kinder bei SARS-CoV2 eine Ausnahme machen würden. Die Kontaktbeschränkungen waren daher gerechtfertigt. Zudem war anfangs unklar, wie gefährlich das Virus für Kinder sein würde. Später gab es tausende Fälle des Multientzündungssyndroms MISC durch Wildtyp bis Delta. Es sind auch Kinder wegen Covid verstorben sowie an Langzeitfolgen erkrankt, wodurch viele gesunde Lebensjahrzehnte verloren gehen können.

Die psychischen Auswirkungen hat es gegeben, überwiegen aber nicht den gesundheitlichen Folgen durch die Pandemie selbst. Kinder können sich selbst nicht aus dem Infektionsgeschehen nehmen, sie können nichts dafür, wenn sie ihre Eltern oder Großeltern anstecken, und diese daran versterben oder dauerhaft schwer erkranken. Es wäre aber auch falsch gewesen, zu ihrem seelischen Schutz gar keine Maßnahmen zu ergreifen. Behauptungen zu steigenden Suizidfällen in der Pandemie erwiesen sich als falsch. Überhaupt verloren die Parteien nach der Pandemie wieder ihr Interesse an der prekären Situation in den Schulen und dem Wohlergehen der Kinder. Schulen dienen vor allem als Aufbewahrungsanstalten, damit die Eltern arbeiten können. Darüber sollte mehr gesprochen werden, und der Mythos der Immunschuld stärker bekämpft werden. Kinder brauchen keine Virusinfektionen, um ihr Immunsystem zu trainieren. Je weniger Infektionen in der Kindheit, desto geringer das Risiko neu auftretender Autoimmunerkrankungen im Erwachsenenalter. Daher sollte man über Prävention reden und auch die dadurch gesparten volkswirtschaftlichen Kosten in Milliardenhöhe. Prävention rettet das Bildungs- und Gesundheitssystem gleichermaßen.

Ausführliche Beiträge hierzu:

Faktencheck zur ORF-Report-Sendung vom 15.11.2022

Ausführliche differenzierte Recherche zu Pandemiefolgen bei Kinder und Jugendlichen

Peter Klimek:

Die Zahl der Kontakte von Mensch zu Mensch musste verringert werden, um die Verbreitung des damals völlig neuen Erregers hintanzuhalten. „Wo dann etwas geschah, ob im Handel oder in den Schulen, das wurde politisch ausgemacht.“ (18.3.25)

Spiegel-Interview:

Klimek: Vor allem die Schließungen von Schulen, Kindergärten und Unis sind sehr wirksam, haben unsere Rechenmodelle ergeben (03.08.20)

SPIEGEL: Die Schulschließungen ab März könnten in den USA die Infektionsraten anfangs extrem stark abgesenkt haben, stellt eine Analyse  fest (Auger et al. 2020). Die Schulschließungen haben demnach in den USA mehr als 40.000 Menschen das Leben gerettet und über 1,3 Millionen Ansteckungen verhindert. Finden Sie derartige Schätzungen plausibel? 

Klimek: Man kann natürlich nicht ausschließen, dass auch andere Maßnahmen als nur die Schulschließungen eine Rolle gespielt haben, wie in dieser Jama-Studie selbst ja auch angemerkt wird. Nichtsdestotrotz kann diese Schätzung sehr wohl zumindest ein Gefühl für die mögliche Größenordnung dieser Zahlen vermitteln.