„Bei der mRNA des Impfstoffs ist einer der vier Bausteine der RNA durch eine chemisch veränderte Variante ersetzt worden. Neben den normalen Bausteinen Cytosin (C), Guanin (G) und Adenin (A) enthält es statt Uracil (U) den Baustein 1-Methylpseudouracil. Dadurch löst die mRNA einerseits eine weniger starke angeborene Immunreaktion aus – die sich nach der Impfung durch Symptome ähnlich wie ein Infekt äußert –, und andererseits wird aus ihr mehr Protein gebildet.“ (Chemiker und Wissenschaftsjournalist Lars Fischer, 06.12.23)
Durch das chemische Protein 1-Methylpseudouracil wird die RNA langsamer ausgelesen (ribosomal frameshifting). Dadurch entstehen „nutzlose Proteine“ als Nebenprodukte. Das passiert aber auch beim Coronavirus und in menschlichen Zellen. Der Körper reagiert mit einer stärkeren Immunreaktion auf diese unerwünschten Proteine, das kann theoretisch Autoimmunreaktionen auslösen, nachgewiesen wurden sie bisher aber nicht.
Eine frühe Übersichtsarbeit zeigte nur sehr seltene Nebenwirkungen der Impfstoffe (Liu et al. 2021), die EMA konstatierte ein sehr gutes Sicherheitsprofil für alle Altersgruppen, einschließlich Kinder und vorerkrankten Personen, immunsupprimierten Patienten und schwangeren Frauen (07/2023).
Bei Autopsien an 20 geimpften und 5 ungeimpften Patienten wurde die Impfstoff mRNA nach 30 Tagen nicht mehr im Körper gefunden, ebenso nicht in Lungenflügel (mediastinale Lymphknoten), Leber und Milz, keine Herzmuskelentzündung, keine Todesfälle, die auf die Impfung zurückzuführen waren, bei 3 Geimpften wurde mRNA (kein Spike-Protein) im vorgeschädigten Herzmuskelgewebe gefunden – im Rahmen von Abbauvorgängen nach Herzinfarkten könnten Makrophagen den Impfstoff aufnehmen. (Krauson et al. 09/2023), das ist also kein Beleg für einen Impfschaden.
Impfreaktionen sind kurzlebig und verschwinden in der Regel innerhalb weniger Tage. Echte Nebenwirkungen sind selten, aber bei millionenfacher Verabreichung der Impfung kommen natürlich nenneswerte Zahlen an Betroffenen zustande. Dennoch: Das Risiko einer extrem seltenen Sinusvenenthrombose nach einer SARS-CoV2-Infektion war viel höher als nach der AstraZeneca-Impfung (Dt. Ärzteblatt 2021).
Die Impfung schützt vor schwerwiegenden Herzkreislauferkrankungen, bei jungen Männern kommen Herzmuskelentzündungen häufiger vor, wenn auch seltener als nach einer Covid19-Infektion (Ahktar et al. 2023). Die Ursache für die zumeist milden Herzmuskelentzündungen nach der Impfung hat man auch schon gefunden: Autoantikörper arbeiten gegen körpereigene Entzündungshemmer (Thurner et al. 2022) und natürliche Killerzellen lösen vermehrt Entzündungen aus, häufiger bei Männern und nach der 2. Impfung (Tsang et al. 2024).
Im Unterschied zum Spike-Protein des Virus ist das der Impfung nicht in der Lage, Herzzellen zu verschmelzen und zu beschädigen (Li et al. 2024 preprint).
Mythos Übersterblichkeit durch Impfung
Es gibt keine Übersterblichkeit durch die Einführung der Impfstoffe – weder
- in den Niederlanden (Slurink et al. 2024 preprint)
- in Norwegen (Dahl et al. 2024 preprint)
- in den USA (McConeghy et al. 2024)
mRNA-Impfstoffe gegen Corona:Wie DNA hineinkommen kann und was das bedeutet (15.01.24)
Mythos Impfschäden nach Astra Zeneca
Anfang Mai 2024 gab es eine Meldung, wonach die Zulassung des Impfstoffs Astra Zeneca (AZ) zurückgezogen wurde. Impfgegner fassten dies als Schuldeingeständnis auf, wegen angeblicher Impfschäden. Tatsächlich handelte es sich bei AZ um einen der ersten und billigsten Impfstoffe, der weltweit Millionen Menschen das Leben gerettet hat, vor allem in Ländern mit niedrigem und mittleren Einkommen.
Seitdem gab es längst bessere Impfstoffe, die an neue Varianten angepasst sind. AZ war nicht nur leichter erschwinglich, sondern ließ sich auch leichter verabreichen, da er keine extremen Minusgrade zur Lagerung gebraucht hat. In den meisten Ländern wurde er zuerst älteren Menschen gegeben. Bei jüngeren Menschen beobachtete man eine sehr seltene Nebenwirkung, die tödliche Blutgerinnsel verursachen konnte. Diese wurden rasch erkannt und studiert (Whiteley et al. 2022). Die EMA meldete 169 mögliche Fälle von CVST (Hirnvenensinusthrombose) und 53 mögliche Fälle von Bauchvenenthrombose von 34 Millionen (!) Empfängern (Hippisley-Cox et al. 2021).
In vielen Ländern wurde darauf etwa Mitte 2021 der Empfängerkreis auf ältere Menschen begrenzt, solang es Zugang zu anderen Impfstoffen (Pfizer, Moderna) gab. Der AZ-Impfstoff blieb dennoch *viel* sicherer als eine Infektion, selbst mit der geringfügig erhöhten Wahrscheinlichkeit für Blutgerinnsel. (190x riskanter, die Infektion zu bekommen als eine Venenthrombose). AZ hat schwere Verläufe um 90% reduziert (Reynolds et al. 2023).
Bis zum Jahresende 2021 rettete der AZ-Impfstoff über 6 Millionen Menschen das Leben. Um Impfstoffe auf neue Varianten anzupassen, ist der Vektorimpfstoff von AZ ungeeignet, weil es zu lange dauert und schwieriger ist als mit mRNA-Impfstoffen. AZ wird drei Jahre nach der Zulassung nicht mehr benötigt.
Echte Impfschäden
In seltenen Fällen können nach einer Impfung LongCOVID-artige Symptome auftreten (Couzin-Frankel and Vogel 2022). Das kann u.a. an der Reaktivierung von Herpes-Viren liegen (Barda et al. 2021). Was heißt selten? Bei millionenfacher Verimpfung sind das einige Tausend Fälle weltweit, aber verglichen mit der Anzahl der Todesopfer, schweren Verläufe und Spätfolgen durch die Krankheit selbst deutlich weniger.
Mehr als die Hälfte der weltweiten Fälle von (angeblichem) „Post-Vac-Syndrom“ wurde in Deutschland registriert. In der Mehrzahl der Fälle wurden angebliche Impfschäden als unbegründet entlarvt. In vielen Fällen steckt eine unerkannte oder ignorierte Infektion dahinter (= Long COVID).
Bayrisches Ärzteblatt: Post-Vac-Syndrom – langfristig Krank nach COVID-19-Impfung (04.09.24)
Post-Vac-Studie von Bhattacharjee et al. 2025
Die Preprint-Studie bekam viel Aufmerksamkeit in den Medien. Zwei Einschätzungen hierzu:
Edward Nirenberg kritisiert die verwendeten Methoden mit einer einzelnen Probe zu einem bestimmten Zeitpunkt. Es fehlen Daten vor der Impfung, außerdem können in der Kontrollgruppe Infektionen übersehen worden sein. (ganzer thread dazu).
Alex Crits-Christoph weist daraufhin, dass viele aus der PostVac-Gruppe bereits eine Infektion hätten und zwar etwas näher am Zeitpunkt der Proben-Entnahme. Die EBV-Raten sind generell höher, daher ist die Behauptung, das sei auf die Impfung zurückzuführen, seiner Ansicht nach nicht korrekt. Eher haben auch PostVac-Patienten wegen der Infektion erhöhte EBV-Raten. Dann die Hypothese, dass das Spike-Protein für Monate oder länger im Plasma zirkuliert und das eine Gesundheitsgefährdung sei – bei Impfgegnern eine häufige Behauptung. Erneut sieht man die stärkeren Spike-Protein-Signale bei jenen PostVac-Patienten, die auch natürlich infiziert waren. Nur drei Patienten hatten nachweisbares Spike-Protein, das von der Impfung kommen könnte. Nur einer von diesen drei hatte nachweisbares Spike-Protein 709 Tage nach der Impfung.
Er kritisiert auch die Auswahl der Studienteilnehmer:
Die PostVac-Kohorte hat sich freiwillig lange nach der Impfung gemeldet. Es gibt keinen direkten Nachweis in dieser Arbeit, dass irgendeine der beobachteten Unterschiede in dieser Kohorte auf die Impfung zurückzuführen sind. Sie könnten bereits EBV-Reaktivierung oder andere Immunauffälligkeiten aufgewiesen haben, die nicht damit in Zusammenhang stehen, oder eine ungewöhnliche Reaktion auf die Infektion, die alle ihre Symptome verursacht hat.
Zwei der Studienautoren sind Aktivisten in der Welt der „Impfschäden“, eine hat ein Buch (Brianne Dressen), der andere hat gegen Astra Zeneca geklagt. In der „Conflict of Interests“-Sektion des Preprints wird das nicht erwähnt.