Abwasserkurven in österreischischen Bundesländern seit Jänner 2023, Stand 19.03.25

Im aktuellen Trend ist die Influenza glücklicherweise rückläufig, im näheren und weiteren Umfeld erkranken derzeit aber immer noch viele Menschen an Influenza A oder B. Zwischen beiden Genotypen besteht übrigens keine Kreuzimmunität. Wer am Beginn der Influenzasaison A hatte, kann sich jetzt noch mit B anstecken. Auch wer früh impfen kann, kann sich jetzt leichter anstecken, weil die Impfwirkung nach ein paar Monaten nachlässt. Humane Metapneumoviren, Rhinoviren und RSV sind sonst noch etwas aktiver, SARS-CoV2 wird in den Sentinelproben und auch im Abwasser weiterhin kaum nachgewiesen.

In den Abwasserdaten für Österreich ist der R-Wert knapp über 1, auch der Unsicherheitsbereich ist angestiegen, das heißt, eine Trendumkehr erscheint möglich. Das zeigen auch die Bundesländerdaten, wo die Talsohle aktuell erreicht zu sein scheint (siehe oben).

Der wahrscheinlichste Kandidat für eine kleinere Frühlingswelle scheint derzeit die Variante LP.8.1 (.1). Sie kann der Immunantwort etwas besser entkommen und hat wahrscheinlich eine deutlich stärkere ACE2-Bindung als bisherige Varianten – das heißt, sie ist infektiöser und kann sich dadurch einen Fitnessvorteil erarbeiten. Die gute Nachricht: LP.8.1. hat die sogenannten FLiRT-Mutationen – F456L und R346T, die auch im KP.2-Impfstoff von Pfizer enthalten sind – also ist das wahrscheinlich der passendste Impfstoff derzeit. Sollte man nur JN.1-Impfstoffe (Pfizer und Novavax) bekommen, ist das aber auch kein Fehler.

Was eine kleine Frühlingswelle stützt:

  • nachlassende Interferenz durch Influenza
  • nachlassende Immunität durch die allgemein geringere Viruszirkulation seit der großen JN.1-Welle im Herbst 2023
  • saisonale Effekte – in den kommenden Wochen wird es wiederholt Kaltlufteinbrüche geben, der Frühlingsmotor stottert noch
  • viele Influenza-geschädigte, deren Immunsystem jetzt anfälliger für Folgeinfekte sein kann

Was gegen eine große Welle spricht:

  • LP.8.1. hat nur etwas mehr Immun Escape, wer gegen JN.1 geimpft ist oder sich die letzten 1-2 Jahre mit JN.1-Varianten infiziert hat, besitzt eine gewisse T-Zellen-Immunität gegen neue Varianten
  • keine neue Variante in Sicht, die auf absehbare Zeit große Welle auslösen könnte. Zwar wurde vor kurzem BA.3.2 entdeckt, das 57 Mutationen aufweist, aber es kann sich offenbar noch nicht gut in der Bevölkerung verbreiten und es ist fraglich, ob und wann das passiert

Eine gute Einschätzung gibt es im kürzlichen Blogtext von Christina Pagel

Zusammenstellung von Epidemiologe Robert Zangerle

Die wachsende Impfskepsis mahnt jedenfalls zur Wachsamkeit, nicht nur bei Covid und Grippe. Ich kann es nicht nachvollziehen, warum sich so viele Menschen nicht gegen beides impfen lassen, auch die jährliche Grippeimpfung wird ausgelassen – obwohl es mancherorts auch Aktionen in den Betrieben gibt. Regelmäßig liegen ganze Familien, die halbe Schulklasse flach. Ja, die Impfung kann auch zu einem Tag Krankenstand führen, ja, man kann trotz Impfung erkranken, aber man muss das immer in Relation zum möglichen Krankheitsverlauf sehen, den man durch die Impfung verhindern kann. Long Influenza existiert, Influenza kann die Herzmuskeln ebenso schädigen wie die Insulinproduktion beeinflussen (Diabetes-Risiko). Nach der Influenza ist man anfälliger für Folgeinfekte wie bei (fast) jedem Virusinfekt. Dieses Risiko kann man sich durch eine allgemein gut verträgliche Impfung ersparen, die es für Kinder sogar als Nasenspray gibt! Keine Spritzen!