Wie ich in den letzten Monaten immer häufiger zum Ausdruck gebracht habe, schließe ich mich der Sichtweise der WHO nicht an und betrachte die Pandemie als beendet. SARS-CoV2 ist ein endemisches Virus geworden, dass bi-saisonal zirkuliert. Im Gegensatz zu anderen saisonalen Viren gibt es keinen regelmäßigen „peaking month“ und somit herrscht ganzjährig Viruszirkulation mit immer neuen Varianten vor. Auch darin unterscheidet sich SARS-CoV2 von anderen Viren, deren Genotypen regelmäßig wiederkehren. Die Pandemie wird damit nie zu Ende gehen, je nachdem wie man die Definition ansetzt, doch nachdem alle in der Öffentlichkeit davon sprechen, dass die Pandemie vorbei sei, ist sie wohl gesellschaftlich längst beendet worden. Der Übergang zur Endemie ist womöglich schon mit XBB.1.5 passiert, oder erst nach der großen JN.1-Welle im Herbst 2023. SARS-CoV2 wird sich nun dauerhaft mit erhöhten Krankenständen bemerkbar machen, hinzu kommen die postviralen Folgen, die nicht nur für viele Betroffene, sondern auch für die Gesellschaft anhaltende Folgen bringen wird.

Wie kann ein Rückblick auf die Pandemie also aussehen, wenn über den Zeitpunkt ihres Ende Unklarheit herrscht? Indem ich mich auf die Phase beschränke, wo das Spotlight auf die Wissenschaft und Ärzte gerichtet war, die regelmäßige Updates zur aktuellen Lage zum Besten gaben. In Österreich äußerten sich zahlreiche prominente Wissenschaftler regelmäßig in Interviews oder wirkten aktiv im Beraterstab der Regierung mit. Die Bevölkerung hat ihre Aussagen weitgehend nie hinterfragt und mit dem aktuellen Kenntnisstand der Wissenschaft verglichen. Ich schon – und daher versuche ich ein möglichst differenziertes Bild zu zeichnen von jenen, die da im Mittelpunkt standen. Ungeschönt, aber fair – soweit ich es recherchieren konnte. Über manche Hintergründe von Aussagen werde ich nur spekulieren können, und das auch kennzeichnen.

(Zib- und Report-Transkripte wurden vollständig mit dem Relaunch der ORF-Mediathek gelöscht – danke für nichts)

Den Beginn meiner neuen Serie macht Prim. Univ.-Doz Dr. Christoph Wenisch, 4. Med. Abt. mit Infektiologie, SMZ-Süd (KFJ-Spital der Stadt Wien), und Intensivmediziner, sowie Mitglied der Österreichischen Gesellschaft für Infektiologie (OEGIT).

2020

Meine erste Erwähnung im Blog war ein ZiB2-Interview vom 12. April 2020, wo Wenisch Hoffnung auf ein wirksames Medikament für schwere Verläufe machte.

„Es gibt auch seit kurzem „eine Publikation, wo wir auch einen Anteil hatten daran, mit einem neuen Virusmittel, das für Ebola-Patienten auch getestet worden ist und das hat ein wirklich vielversprechenden Ergebnis in dieser ersten Hypothesen-generierenden Studie geliefert“. Die Frage, ob es etwa schon bis zum Sommer eine erfolgversprechende Therapie gegen Covid-19 geben könnte, bejahte der Mediziner. „Von dem gehen ich heute aus. Aber ich bin ein Optimist. Ja. Also ich hoffe, ich täusche mich da nicht“. Aber das Ergebnis das man mit dem neuen Virusmittel gemacht habe, deute darauf hin.“

Die Rede war vermutlich von Remdesivir (Grein et al. 2020, Pardo et al. 2020). Frühzeitig eingesetzt stellte sich Remdesivir in der Tat als sehr wirkungsvoll bei hospitalisierten Patienten mit und ohne zusätzlichen Sauerstoffbedarf heraus (Godwin et al. 2024), insbesondere wurde die Sterblichkeit damit deutlich reduziert (Veronese et al. 2024, Mozaffari et al. 2024).

19. April

Einen normalen Alltag gibt erst nach Covid. Das wird frühestens im 2022er, 2023er-Jahr sein, wenn die Impfung da ist. Alles andere wäre verfrüht zu sagen

Damals hat mich diese Aussage sehr verstört, da ich im strengen Lockdown zuhause saß und dachte, diesen Zustand nun für Jahre ertragen zu müssen. Ich betonte all jene negative Folgen, die die Pandemierevisionisten heute anführen, um nie wieder Lockdowns verhängen zu müssen. Heute ergibt sich ein zwiespältiges Urteil: Für viele Menschen haben sich 2022 die Sozialkontakte wieder normalisiert, Urlaube wurden geplant und durchgeführt, Handel, Verkehr und Gastronomie normalisierten sich. Aber: 2022 war das Jahr von Omicron, es gab ähnlich viele Tote wie 2020 in Österreich, und weiterhin zahlreiche neue Betroffene von Long Covid (und später MECFS). Es gab hohe Krankenstandszahlen und einen Kollaps der Normalstationen, sowohl wegen Patientenzahl (Omicron war ansteckender als Delta) als auch wegen erkranktem Gesundheitspersonal (offene Schulen). Von Normalität konnte daher keine Rede sein, auch wenn Intensivmediziner keine Ausnahmesituation mehr erlebten. Und „nach Covid“ haben wir nicht erreicht, weil keine sterile Immunität und damit Eradikation von SARS-CoV2 möglich ist.

25. Mai

Wenisch plädierte im Puls24-Interview für die komplette Öffnung der Schulen, weil Kinder für die Übertragung vermutlich nur eine geringe Bedeutung hätten. Sie seien kaum betroffen und man solle die Freiheitsgrade Richtung Normalität erhöhen.

Eine Studie unter Beteiligung von Virologe Drosten zeigte hingegen, dass Kinder zwischen Februar 2020 und März 2021 ähnlich hohe Viruslasten aufwiesen wie Erwachsene (Jones et al. 2021).

Im „Wien Heute“-Gespräch berichtete Wenisch von einer aktuellen Studie (Bunyavanich et al. 2020 – Samples von 2015-2018, SARS-CoV2 wurde hier nicht untersucht!), wonach Kinder unter 10 Jahren deutlich weniger ACE2-Rezeptoren hätten als Erwachsene über 25. Deshalb könnten sie weniger leicht angesteckt werden und auch weniger Viren verbreiten. Beide seien aber gleich infektiös.

„Wenisch spricht sich dafür aus, Kindern nur dort Masken aufzusetzen, wo es auch Sinn hat. Das sei für ihn sicher nicht in der Klasse, wo ja sowieso eine hohe Infektionsgefahr bestehe, weil man ja längere Zeit drinnen sei. Anders aber am Gang oder beim Anstellen zum Essen, da könnten Masken bei Kindern Sinn haben.“

Das ist unlogisch.

27. August

Im Gespräch mit „Wien heute“ äußerte sich Wenisch zu den steigenden Zahlen auf seiner Station durch die Reisetätigkeit im Sommer.

„Für den Herbst zeigte sich Wenisch optimistisch. Die Urlaubszeit sei dann vorbei.“

Rückblickend betrachtet falsch, ebenso seine Aussage im Mittagjournal, man müsse sich nicht vor einer zweiten Welle fürchten und die kontinuierliche Belastung sei durch die Reisetätigkeit bedingt.

Rückblickend betrachtet ist Wenisch auf das Präventionsparadoxon hereingefallen, im Speziellen hat er wie viele Pandemierevisionisten später die Altersstruktur bei den Neuinfektionen ignoriert:

Inzidenzen (PCR getestet!) nach Altersgruppen ab Beginn bis Ende der Meldepflicht in Österreich, Quelle: Erich Neuwirth, Statistiker

In der ersten Welle waren Kinder und Jugendliche de facto kaum betroffen, weil Kindergärten und Schulen bereits ab Mitte März geschlossen wurden. Infiziert haben sich vor allem Skiurlauber im Westen von Österreich. In der zweiten und dritten Welle waren schon mehr Kinder infiziert, mit den offenen Schulen bei Delta gab es einen deutlichen Sprung nach oben und mit dem Wegfall der Schutzmaßnahmen mit den Omicron-Varianten wurden Kinder rapide durchseucht.

Kindergärtnerinnen bekamen doppelt so häufig Covid wie andere Berufsgruppen, der Abschlussbericht der deutschen KITA-Studie schreibt auf Seite 7, dass Kinder wie Beschäftigte Kontaktpersonen in ihrer Kita-Gruppe anstecken können. Entscheidend bei Kindergärten ist die Hintergrundinzidenz. Ist diese niedrig, sind Kindergärten keine Infektionstreiber (Hoehl et al. 2020).

In Ö1 behauptete Wenisch am gleichen Tag, dass das wesentliche Problem in der Schule die Grippe sei, nicht Corona, und man daher Kinder gegen Grippe impfen lassen sollte.

06. September

Bei „Frühstück bei mir“ (Ö3) wiederholte Wenisch seine Aussagen, u.a. mit dem Titelzitat, und sagte sinngemäß, dass er sich mehr Sorgen wegen dem Straßenverkehr am Schulweg macht als wegen dem Virus, wohingegen Virologin Eckerle am 05. September folgendes sagte:

„Wir wissen, dass Kinder meist nur mild erkranken, häufig haben sie gar keine Symptome. Aber Kinder sind in den bisherigen Studien kaum erfasst worden. Während des Lockdown waren sie zu Hause. Sie gingen nicht einkaufen, sie gingen nicht arbeiten. Kein Wunder, waren es die Erwachsenen, die den Erreger in die Familie trugen und die Kinder ansteckten. Aber diese Situation spiegelt nicht unser normales Leben wider.“

und

„In den USA steigen die Infektionen bei den Kindern viel stärker an als in der allgemeinen Bevölkerung. Am Anfang der Pandemie gab es zwei gute Nachrichten, nämlich dass Schwangere und Kinder keine Risikogruppen sind. Das war vielleicht ein Strohhalm, an den wir uns alle festgeklammert haben. Aber sie stimmen nicht. Wenn Kinder infiziert sind, haben sie eine genauso hohe Viruslast wie Erwachsene. Es kann sein, dass sie etwas weniger ansteckend sind, weil sie weniger husten und die Aerosole aufgrund ihrer Grösse etwas niedriger in den Raum abgegeben werden. Aber es gibt eigentlich keine Erkältungsviren, bei deren Verbreitung Kinder keine Rolle spielen.“

Daher waren Wenischs Aussagen ohne Fundament, von einem ruhigen Herbst auszugehen und dass man die Volksschulen ruhig öffnen können würde.

28. Oktober

In der ZiB2 zu möglichen Schulschließungen: „Kinder sind die Zukunft. Ich schließe ja auch keine Spitäler im Lockdown.“

09. November

Im Puls24-Interview

„Betten-Allokation heißt das, Triage ist im Krieg, den haben wir nicht. So Dinge wie Kriegsmedizin, zu dem wird es niemals kommen können bei uns.“

Hingegen anonym Ärzte und Krankenpfleger:

“Die Wahrheit ist: Wir sind seit Wochen in der vollen Triage, und es wird jeden
Tag enger. Jeder kann sich das selbst ausrechnen: Ein Drittel der Intensivbetten
im Land sind nun mit Covid-Patienten belegt. Intensivbetten sind auch sonst zu
bis zu 80 Prozent ausgelastet. Jeder kann erkennen, dass sich das nicht ausgeht.
Trotzdem wird da draußen gesprochen, als wären wir gerade erst am Limit, und
nicht schon lange darüber hinaus.“

Puls24 brachte ein ungewöhnliches Sendeformat, bei dem Schauspieler anonyme Berichte aus den Krankenhäusern vortrugen. Die vom ORF beschönigt formulierten “Triage-Gerüchte im Klinikum Klagenfurt” kann man daher getrost als wahr betrachten.

Ich weiß, dass sich Kinder auch anstecken können und auch von Lehrern angesteckt werden können. Kinder sind Teil des sozialen Lebens und spielen natürlich da auch eine Rolle. Aber Kinder verdienen unseren besonderen Schutz. Bei den Kindern geht es nicht nur um die Gesundheit, denn die sind kaum betroffen. Es geht hier um das ganze Leben. Es geht um die Bildungskarrieren, die ich in die Waagschale werfe und die ökonomische Entwicklung von einem Kind. Kinder haben, mit ganz wenigen Ausnahmen kein Covid – das ist keine Kinderkrankheit worauf man den Fokus legen muss. Die würden nur draufzahlen wenn man ihnen Bildung, Schule und soziales Leben wegnimmt ohne dabei persönlichen Nutzen zu haben.

(Quelle: APA-Aussendung)

10. November:

Jene, die ihre Geburtstagsfeiern mit 70 planen und sich ärgern, weil sie nicht ins Theater gehen können, haben das Wesen von Covid19 nicht erkannt. Dafür habe ich kein Verständnis. Und dass man auf Kinder quasi losgeht, die überhaupt keine Erkrankung haben, sondern nur eine Infektion, also einen milden Verlauf – das ist medizinischer Sicht überhaupt nicht nachvollziehbar (ORF Wien)

23. Dezember:

Das wird mein schönstes Weihnachtsgeschenk“ bezeichnete Wenisch die Nachricht, dass seine Station die ersten Corona-Impfungen erhalten würde.

27. Dezember:

Wenisch sagte nach seiner ersten Impfung, dass mit der zweiten Teilimpfung in drei Wochen für ihn persönlich die Pandemie beendet sei. Die Impfung sei kein Game Changer, sondern „Game Over für das Virus„.

Dann kam Delta.

Er rechnete mit einer Entlastung auf den Intensivstationen ab April, weil da schon eine gewisse Anzahl an Menschen geimpft sei und es zudem wärmer werde.

Dann kam die ansteckendere Alpha-Variante, während anfangs zu wenig Impfstoff zur Verfügung stand. Zu Ostern gab es den Lockdown im Osten von Österreich, weil dieses Mal in Wien die Spitäler kollabierten. Die Außentemperatur spielt für dieses Virus nur eine untergeordnete Rolle: Neue Varianten und nachlassende Immunität treiben neue Wellen an.

Zu den restriktiven Maßnahmen und Lockdowns sagt Wenisch: „Diese müssen wir ja rasch loswerden. Das ist ja für uns alle unerträglich. Ich denke, das ist schon ein recht motivierender Grund, sich diesen einen Stich geben zu lassen, der dann in der Folge dominoartig alles in die Situation setzt, wie wir es vor der Pandemie hatten.

Offenbar nicht motivierend genug und im Herbst gab es nicht nur wegen der geringen Impfrate, sondern auch wegen der pathogeneren Delta-Variante neuerlich einen Lockdown.  

2021

Die öfter angesprochene klinische Studie zu Coldamaris fand unter Leitung von Christoph Wenisch im SMZ-Süd beim Spitalspersonal statt. Davon hat man allerdings seit dem Jahreswechsel 2020/2021 nichts mehr gehört.

Mit seiner Impfung und der geballten Faust danach ging Wenisch um die Welt. Er hat auch gleich angekündigt, ein Videotagebuch über seine Nebenwirkungen zu führen. Ein Narkosepfleger kommentierte das so:

„Ich finde es ja auch seltsam: Bei der Studie wurden 21.000 Probanden geimpft und es traten keine ernsten NW auf. Aber die Leute brauchen ein Videotagebuch einer Einzelperson, dann fühlen sie sich wohler. Dieses fehlende Verständnis und Vertrauen in Wissenschaft …“

21. Jänner

Dr. Wenisch hielt einen Vortrag vor Ärzten im St. Josef-Krankenhaus, wo es vor allem ums Impfen ginge, um die Pandemie einzudömmen. Im Vortrag wurde die Rolle der ACE2-Rezeptoren gut erklärt, ebenso die Unterschiede bei den Impfstoffen.

Ist das ein harmloser Corona-Kinderschnupfen oder eine zum Tod führende, schwere Virusinfektion? Die Antwort ist inzwischen auch jedem klar, es ist beides. (ca. Min 01:19)

Jetzt bin ich Egoist, pass auf….Wenn ich mich schütze, dann kann
ichs nicht kriegen. Wenn ihr euch schützt, dann könnts es auch nicht
kriegen. Und wenn ihrs nicht kriegen könnt, alle mitanand, dann ist
mir die Übertragung wurscht. Dann sollen sies übertragen die Kinder,
sie sollen es übertragen in der Schule, es ist mir egal.
Wenn der
Lehrer geschützt ist, ich werd eh net krank. Tschuldigung. Die Kinder
sind mir so wurscht.
Die Lehrer müssen mir da schützen, dass sie das
nicht kriegen, und dann weiter, weiter…weil die können mit 20+, sag
ich, kann man da schon eine Krankheit kriegen, die auch wirklich
schirch ist, und deswegen muss man da jetzt impfen und schützen.
Aber die Kinder, die haben so wenig ACE2-Rezeptoren, gutes
Immunsystem, dass die das wegstecken wie ni
x.“

Wichtig war seine Warnung vor schweren Verläufen, womit aber nicht das klassische Post-Covid-Syndrom gemeint war:

Der Respekt von COVID kommt ja vor die Folgeerkrankungen,
der erhöht sich ja. Wenn ich weiß, ich bin drei Tage krank, das halte ich schon
aus, das ist so wie ein schlechtes Essen, des geht, aber immer schlechtes Essen,
das ist schon was anderes. Genauso ist es mit der Erkrankung, Myokarditis,
immer schwach, kognitive Störungen, nie wieder einen Vortrag halten, nie
wieder, du bist weg da, keine Luft kriegen, du kannst nimmer Ski fahren gehen,
laufen, nix mehr kannst, da wird richtig der Stecker aus dem Leben gezogen.
Und das ist das, was 50% der COVID-Patienten betrifft. Die nicht betreffenden
können eh, aber das ist ein Thema, das man mit dem Impfen auch weggekriegt,
das ist eine Bedeutung, die ein bissl unterschätzt wird.

05. Februar

Wenisch sprach sich bei Ö24 ebenso wie Virologin von Laer dafür aus, dass Tirol wegen der Beta-Variante isoliert werden muss.

11. März

In der Zib2 äußert sich Wenisch zu den steigenden Spitalseinweisungen durch die Alpha-Welle in Wien:

Ja, wenn man mehr Betten braucht, dann werden halt mehr aufgemacht.“

Das dieser Mehrbedarf aber zulasten der Regelversorgung ging, sagte er nicht dazu.

Zur zeitlichen Nähe von AstraZeneca (AZ)-Impfungen mit mehreren Fällen von Thrombosen und einem Todesfall befragt, hätte Wenisch den angedeuteten Zusammenhang einfach widerlegen können, etwa hätte er auf die Hintergrundmorbidität durch Thrombosen verweisen können (siehe Faktencheck). Wenisch beantwortete die Frage hingegen gar nicht, sondern zeigte sich enthusiastisch über Daten aus Israel, die zeigen würden, dass der Impfstoff 95% der Übertragungen verhindert – dabei ging es aber um Pfizer und nicht AZ! Lou-Lorenz Dittlbacher forderte ihn noch einmal auf, sich in die Gefühlslage der Bürger zu versetzen, die die beunruhigenden Meldungen zu AZ hören. Er sagt, er nehme es zur Kenntnis, was die Behörde entscheidet. Ein schwaches Argument für AZ.

Auch auf die Frage, ob er sich gedacht hätte, dass wir ein Jahr später bei 3000 Neuinfektionen stehen würden, antwortete Wenisch ausweichend. Die Mutationen, die Riegelimpfungen, die wunderbare Maske.

„Die Post-Covid-Betreuung wissen wir”

Damit meinte er die Betreuung nach einem schweren Verlauf, nicht aber Long Covid nach milden Verläufen.

“wir haben am Wochenende die große Diskussion gemacht mit LongCovid, ob man diese Patienten impfen sollen, weil die einen Defekt in der zellulären Abwehr haben, ja, also es ist wirklich alles, was auftritt, da wird wirklich konzentriert dagegen auch gearbeitet, um Lösungen zu finden. Und für sehr, sehr viele Menschen gibt es ja schon Lösungen.”

Das war im März 2021. Jetzt ist Jänner 2025 und viele Betroffene wurden von der Kasse ausgesteuert, die PVA verweigert ihnen Rehageld und Invaliditätspension.

Auf die Frage nach weiteren Öffnungen antwortet Wenisch wie die meisten Experten feig:

“Politisch kann ich es nicht beurteilen, aber ich denke, der Spielraum ist wahrscheinlich, wird relativ gering sein.”

Das ist so wie, wenn Lawinenwarnstufe 5 herrscht und der Lawinenexperte sagt: Also aus Sicht der Seilbahnbetreiber kann ich das nicht beurteilen, aber der Spielraum fürs Offenhalten der Skigebiete ist sehr klein.

“und das ist halt eine Frage jetzt von Wochen oder Monaten, bis halt die verletzliche Bevölkerung geimpft ist, und dann haben wir auch sehr viel Spielraum für Lockerungen”

Ein Konzept, was später unter „Great Barrington Declaration“ weltweiten Anklang finden sollte, in Österreich aber unbekannt blieb, obwohl es genauso umgesetzt wurde. Der große Spielraum für Lockerungen wurde durch Delta genutzt und führte in den vierten Lockdown im Herbst 2021.

14. September

Infektiologe Wenisch im ORF-Report:

[Meine Kinder] werden alle drei [unter 12 Jahren] geimpft, sobald es die Ursula [Wiedermann-Schmidt, Vakzinologin im Nationalen Impfgremium] freigibt.“

Warum ließ er sie impfen, wenn Covid nach mehrfacher Aussage keine Kinderkrankheit sein soll?

Karl Zwiauer, Kinderarzt und Mitglied des NIG, sah das übrigens anders:

„Keine der herkömmlichen und derzeit durch Impfungen bekämpfbaren
Kindererkrankungen hat eine so große Krankheitslast wie sie SARS-CoV2-
Infektion“.

Seiner Meinung nach dürfe man die Erkrankung nicht mit der bei Erwchsenen, sondern mit anderen Kinderkrankheiten vergleichen. (ORF Niederösterreich, 17.09.21)

Außerdem behauptete riet Wenisch Impfwilligen, „statt den Fernseher einzuschalten, sich mal hinzusetzen und 1,2 Studien zu Impfungen anzuschauen„. Das wäre so, wie wenn mich jemand fragt, wie das Wetter wird, und ich geb der Person einen Link zu ein paar Wettermodellen und sag, schau es dir doch selbst an. Experten und vor allem Wissenschaftskommunikatoren sind dafür da, der Bevölkerung möglichst leicht verständlich, aber korrekt zu erklären, wie Impfungen funktionieren.

31. Oktober

Ö3-„Frühstück bei mir“. Wenisch erzählt von einer israelischen Studie, bei der mit Beten bessere Ergebnisse erzielt worden wären. „Irgendwas wirds schon geben.“

Wahrscheinlich meinte er diese Studie: Leonard Leibovici (2001)

Dabei handelte es sich allerdings um „Joke Science“.

25. Dezember

Wenisch im Kurier mit seiner berühmten Ansage:

Omicron ist ein Weihnachtsgeschenk. Es wird uns rasch umdenken lassen und
Maßnahmen – etwa ob man mit Schnupfen in die Quarantäne muss – wird man neu bewerten müssen. Wenn man an die ersten Analysen am Beginn der Pandemie schaut: Damals hieß es, COVID-19 sei vom Schweregrad her zehn Mal so schwer wie Influenza. Ende des Jahres 2020 war Covid-19 dann nur noch dreimal so schwer wie Influenza. Wenn das Virus leichter übertragbar ist, wird es weniger virulent.

Die ersten Daten kamen aus Südafrika mit weniger Hospitalisierungen, allerdings mit einer Bevölkerung mit deutlich jüngerem Durchschnittsalter als westliche Staaten (mit höherer Lebenserwartung, muss man dazusagen).

The loss of virulence as viruses evolve is a common misconception“ (NERVTAG, 10.02.22)

Epidemiologe Zangerle: „Dass das Virus keinen Übertragungsvorteil hätte,
wenn es den Wirt töte, ist bei SARS-CoV-2 unzutreffend, vor allem weil die
meisten Übertragungen Tage bis Wochen, also relativ knapp vor dem Tod
passieren
.“ (16.02.22, Seuchenkolumne)

Molekularbiologe Elling: „Das Virus hat keinerlei „Interesse“ (=Selektionsvorteil) milder zu werden, denn Ansteckung passiert sowieso präsymptomatisch.“ (16.02.22, Twitter)

Das „Law of Declining Virulenz“ hatte Bakteriologe Theobald Smith in den späten 1800er Jahren aufgestellt (Méthot 2012). Das erwies sich jedoch als unzutreffend, wie man am Beispiel Masern, Influenza, RSV und zahlreichen anderen Viren, aber auch Bakterien erkennen kann.

Im Omicron-Jahr 2022 gab es fast so viele Todesfälle wie im ersten Pandemiejahr (Wildtyp) durch SARS-CoV2, Quelle: Statistik Austria

Virologe Florian Krammer, 06.02.24 (Twitter):

„Ich versteh auch nicht warum die Leute der Geschichte vom ‘milden’ Omicron aufsitzen. Was das ‘milde’ Omicron in Hong Kong in der ungeimpften alten Bevoelkerungsschicht angerichtet hat steht den anderen Varianten um nichts nach.”

(ausführlicher in meiner Kolumne vom 08. Februar 2024)

Wenisch: „Was mich aber am meisten stört, ist der staatliche Eingriff ins Privatleben„.

2022

26. März

Wenisch in „Wien heute“ rechtfertigt seinen Sager von damals:

Ich hab das mit Geschenk … es könnte sein, also es war mit einem könnte…., und
zwar war das damals mit dem Gedanken, dass so viele sich infizieren mit einem
milden Verlauf, also mit Schnupfen, dass dann eine Immunität entsteht, die eben
vor schwereren Verläufen schützt. Das war der Gedanke. Das heißt, dass wir
durch diese Durchseuchung mit diesem Omicron eine so gute Immunität in der
Gesellschaft aufbauen, dass eine weitere Welle mit einem anderen Virus
unwahrscheinlich ist, dass sich ganz arg davon unterscheidet, sondern wenn, dann
nur ganz wenig unterscheidet, das heißt, dass die ganze Covid-Pandemie in
Richtung Grippe entwickelt
.“

Nur war das nicht das, was passierte, wie die Statistik-Austria-Daten zur Todesstatistik zeigen, ebenso die zahlreichen Long Covid-Fälle die passiert als sind, als sich viele nach drei Wildtyp-Impfungen mit einer der Omicron-Varianten angesteckt haben. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis sind leider mehrere Betroffene aus dem Jahr 2022, die noch heute darunter leiden.


… durch diese Mischung aus Impfung und Ansteckung, dass die Evolution der
Viren gezwungen wird, nur noch in eine Richtung zu gehen, das heißt nicht mehr
bizarr sich ganz anders entwickeln, so wie es jetzt passiert ist, sondern sich so
vorstellen… da war das Ur-Virus, da ist Richtung Delta gegangen, und dann ist
Immunität aufgebaut worden, und dann ist aber nicht weiter Delta-Weg
gegangen, sondern plötzlich Omicron. Das ist in eine völlig andere Richtung
gegangen, deshalb hat es so viele erwischt. Wenn wir jetzt aber schauen, dass
aus dem Omicron nicht wieder was weiß ich was entsteht, wieder eine ganz
andere Abzweigung, sondern dass es da weiterbleibt,
dann könnte es sein, dass
die Immunität, die jetzt generiert ist durch viele Ansteckungen, Impfungen,
dass das einen Nutzen gemacht hat
.“

Nur: Wie will man dafür sorgen, dass Omicron keine falsche Abzweigung nimmt? Die Impfraten sind kontinuierlich gesunken. JN.1 war der nächste Sprung, der wieder sehr viele Menschen infiziert hat. Die Anzahl der Todesfälle durch Corona ist mir nicht bekannt, da die Meldepflicht Ende Juni 2023 abgeschafft wurde.

Seine Aussage war nicht ganz falsch, denn keine der Omicron-Varianten erreichte bisher die Pathogenität von Delta. Sie waren jedoch so schwerwiegend wie der Wildtyp, daher kann von harmlos keine Rede sein.

Am 29. März sprach sich Infektiologe Wenisch gegen die verkürzte Quarantäne aus.

23. Juni

Es gibt noch freie Betten. Und es werden auch wieder welche geschaffen werden.“

Aber es ist so, dass halt wirklich Stationen aus dem Nicht-Covid-Betrieb
jetzt wieder in den Covid-Betrieb gehen mussten, in der unmittelbaren
Vergangenheit
.“

Die generelle Maskenpflicht hätte uns aber ohnehin nicht vor der Sommerwelle
bewahrt, glaubt Wenisch: „Ich glaub, dass die Viren schlauer sind, insofern sie
leichter übertragbar sind. Und man ist da immer über weite Strecken ein
Trittbrettfahrer
.“ (Wien ORF, nicht mehr verfügbar)

Gesundheitsökonom Thomas Czypionka: „Da irrt er tatsächlich. Die Masken
wirken bei Omicron sogar besser. Die Größe der Tröpfchen korreliert mit dem
Durchmesser der Herkunft. Da Omicron mehr im oberen Respirationstrakt
repliziert, wird es durch größere, aber dadurch leichter filterbare Tröpfchen
übertragen.“ (Twitter)

05. September

„Nach zwei Herbst-Pandemie-Phasen muss ich für den dritten Herbst sagen, ich
bin da völlig überfragt. Man konnte es bisher auf der Basis von mathematischen
Berechnungen gut prognostizieren. Ich glaube aber, jetzt wird es immer
schwieriger, das vorauszusagen“. Der Experte meint jedoch, dass ein
Lockdown „obsolet“ wäre. Er hätte diese Maßnahme ohnehin nie verstanden,
mit Ausnahme des ersten, wo man noch nicht gewusst hätte, was auf uns
zukommt.
(Heute-Zeitung)

2023

14. Februar

„Pandemie mit Frühling vorbei“ (Wien ORF)

Mittlerweile spricht Wenisch von einer gewöhnlichen Infektions-Krankheit,
vergleichbar mit Influenza. „Also Corona alleine ist jetzt gar nicht mehr das
Thema, sondern zusätzlich eine zweite Krankheit, die den schweren Grad dann
bedingt und den Zustand so macht, dass im Krankenhaus behandelt werden muss
.“

Wenisch adressiert hier erneut nur Akutverläufe, nicht Long Covid.

Da freue ich mich, dass das jetzt wirklich vorbei
sein wird, weil die Durchseuchung so gut ist, dass nicht so viele Patienten auf
einmal wieder ins Spital reinkommen.

Durch die Durchseuchung sind bis dahin bereits über 18000 Menschen gestorben. Eine zynische Aussage.

„Zu tun gibt es aber laut Wenisch trotzdem noch genug rund um das
Pandemiegeschehen – nämlich mit der Behandlung von Long-Covid. Hier bestehe
Aufholbedarf. „Da müssen wir noch besser werden. Da müssen wir ein Rezept
finden, wie wir diese Personen behandeln können. Zum Beispiel eine Tablette
oder eine Infusion und dann geht das Ding weg.
Wir starten jetzt im April eine
Studie mit einem neuen Medikament, wo wir eben diese Antikörper, die gebildet
werden gegen den Herzmuskel, therapieren kannn.“

Dafür ist Long Covid leider zu vielschichtig und das hätte er zu diesem Zeitpunkt wissen müssen nach der Übersichtsarbeit von Davis et al. (2023). Unklar war wieder einmal, auf welche Studie sich Wenisch bezog und was daraus geworden ist.

19. März

Lang hielt das Frühlingserwachen nicht an, denn es kam die XBB.1.5-Welle:

Denn bis vor kurzem waren nur 10% der Patienten in meiner Station Corona-
Kranke, nun sind es 50%
“ (Krone)

20. September

Dok1-Sendung „Die verschwundene Seuche“ von Hanno Settele.

Faktencheck zur Sendung und zur Stellungnahme des Beschwerdeausschuss zu meinem Beschwerde.

Wenisch: „Ist vorbei ja. Seuche ist halt, es ist eine Pandemie, die vorbei ist. Es ist aber eine Krankheit, die wir jetzt aber mehr haben, die wir genauso wie Influenza oder Pneumokokkeninfektion oder Staphylokokkeninfektion in der Reihe, in der langen Liste der Erkrankungen, die wir zu behandeln haben.

Wenisch zu Schulschließungen: „Wo ich immer schon dagegen war, und wurde ja auch kritisiert. Ich find halt, dass man Kindergarten, Volksschule, Unterstufe nie schließen hätte dürfen. Zumal ja die Kinder ohnehin im Großen und Ganzen eher mildere Verläufe hatten. Im 20er Jahr war das noch ok, aber 2021 sicher nicht, 2022.“

Was er nicht dazu gesagt hat, waren die toten Kinder durch Covid, die MISC-Fälle, die schweren Verläufe bei Kindern und Jugendlichen. Nicht vergleichbar mit Erwachsenen, aber wie Zwiauer 2021 sagte, sollte man sie mit anderen Kinderkrankheiten vergleichen. Prävention war im Interview Fehlanzeige.

Aus der Stellungnahme wurde deutlich, dass Wenisch der WHO direkt widerspricht, welche die Pandemie nicht beendet hat. Wenn er die Pandemie als beendet sieht, hätte er das begründen müssen. Ebenso gibt es die erwähnten Therapieoptionen vor allem für schwere Akutverläufe, die auf seiner Station landen, nicht aber für Longcovid-Betroffene.

Stellungnahme Dr. Wenisch: Ich begründe meine Aussage zu den Schulschließungen sehr wohl – nämlich damit, dass Kinder von Beginn der Pandemie an sehr viel mildere Krankheitsverläufe gezeigt haben. Die wissenschaftliche Evidenz, auf die wir mittlerweile verweisen können, zeigt dies auch ganz klar. Im Übrigen habe ich bei vielen Gelegenheiten während der Pandemie öffentlich argumentiert, weshalb die antipandemischen Maßnahmen im Bereich von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen überschießend waren.

Es gab zwar nur 10 Todesfälle bei den unter 14 jährigen, aber natürlich bis ins Jahr 2024 tausende Hospitalisierungen – etwas, was man unbedingt vermeiden sollte.

Hinzu kommt die hohe Dunkelziffer an LC-Betroffenen.

23. September

In einem Interview „Bei Budgen“ erwähnt Wenisch Long Covid mit keinem Wort. Nach Anlaufstellen für LC-Expertise wurde damals aber auf die Infektiologie der Klinik Favoriten verwiesen, deren Leiter er ist.

23. September

Er habe zwar schon gesagt, dass die Impfung „keine sterilisierende Immunität
macht, dass diese Krankheitsübertragung damit nicht geblockt werden kann“, Deshalb sei die Impfung „kein guter Kandidat“ für eine Verpflichtung gewesen.

Die Begründung der Impfpflicht war nicht die verhinderte Weitergabe der
Infektion, sondern die Verhinderung der Überlastung der Spitäler. Die
Impfpflicht wurde wegen Omicron ausgesetzt, weil Überlastung (angeblich)
nicht mehr gedroht hat. In Portugal gab es mit hoher Durchimpfungsrate (über
90%) erheblich weniger Intensivpatienten während Delta als in Österreich mit
65%. Als die Impfpflicht beschlossen wurde, haben sogar drei Impfdosen noch einen guten Übertragungsschutz erzeugt – gut genug, um hohe Infektionswellen zu verhindern. Erst mit Omicron ist der Übertragungsschutz unterlaufen wurden,
aber selbst da war auf Bevölkerungsebene noch eine Reduktion der
Verbreitung möglich.

Seine Sorgen, was den CoV-Herbst in Bezug in Wien betrifft, seien „total klein
im Vergleich zu dem, was gewesen ist. Wir erwarten, dass es eigentlich so normal
weitergeht, wie es in der Vergangenheit gewesen ist“

Im gleichen Herbst gab es im Abwasser die bisher größte Covid-Welle und eine Vielzahl von Krankenständen inklusive deutlicher Übersterblichkeit.

„Wenn man von einer überstandenen Infektion bereits wisse, dass man nur mit
einem Halskratzen reagiere, könne man sich die Impfung schenken.“

Das ist der hemdsärmelige Wenisch, wie man ihn von Beginn an kannte – Schnellschüsse bei den Aussagen ohne Fundament. Eine milde Erstinfektion war keineswegs ein Garant dafür, dass es beim nächsten Mal genauso mild bleiben würde.

2024

28. November

Faktencheck zur Ö1-Sendung über „Winterinfektionen“

Wenisch auf die Frage, ob man in öffentlichen Verkehrsmitteln auf längeren Reisen eine Maske tragen soll:

Das hält man acht Stunden lang kaum aus. Es würde ein Allerweltsmittel geben: Händedesinfektion. Das würde alle Infektionen um 11% reduzieren, hätte eine Studie gezeigt – er nennt aber keine Quellen (aus Infektiologenkreisen ist zu hören, dass es sich um eine Online-Fortbildung handelt). Bei Maske in Alltagssituationen sei das nicht gezeigt wurden, wunderbar gezeigt in Hochrisikosituationen.

Das ist natürlich ein Blödsinn, natürlich hält man das acht Stunden aus – von welchen Flügen und Zugfahrten reden wir hier? Innerhalb von Österreich wohl kaum und sonst betrifft es wenige Langstreckenflüge pro Jahr oder Jahrzehnt je nach Geldbörserl. Vernunftgesteuertes und aufgeklärtes Gesundheitspersonal hält es täglich so lange aus, eine Maske im Umgang mit Patienten aufzusetzen. Außerdem – was sind schon 11% Reduktion? Und warum sollte Hände waschen und desinfizieren effektiv gegen airborne Übertragung helfen?!

Wenn wir von Alltagssituationen sprechen, meinen wir in der Regel überschaubare Zeiträume: Einkaufen, öffentliche Verkehrsmittel in der Stadt, Arztbesuche.

Wenisch erwähnt wieder eine *wunderbare* Studie, die zeigen soll, dass im Winter über sieben Stunden geschlafen wird, wir hätten Strom und es sei immer hell, und können viel arbeiten, und das würde uns empfänglicher machen. [ich wäre froh, wenn es sieben Stunden wären, aber es sind selten mehr als fünf Stunden vor dem Dienst, und das ganzjährig]. Auch hier wäre die Quelle wieder interessant, warum man im Winter weniger schläft als im Sommer. Im Sommer ist es wegen der Sommerzeit abends länger hell, man geht eher später ins Bett, aber Dienstbeginn bleibt ja gleich. Ganz logisch erscheint mir die Argumentation nicht.

Wenisch verweist auf eine weitere Studie, dass regelmäßige Achtsamkeitsübungen (!) pro Woche das Infektionsrisiko deutlich reduzieren würden. Das geht nun schon deutlich in Esoterik.

17. Dezember

Faktencheck zum Ö1-Früh- und Morgenjournal

Wenisch wiederholte im wesentlichen seine Aussagen vom 28. November, was vor allem daran lag, dass man Auszüge aus der damaligen Sendung erneut gesendet hat. Eine Quelle für die 11% Reduktion erhält man nicht – angeblich stammt sie aus einer internen Fortbildung.

„Zinktabletten zu lutschen oder regelmäßig in die Sauna zu gehen kann ebenfalls dazu beitragen, das Immunsystem zu unterstützen.“

Wenisch am 28.11: „Zinktabletten lutschen, das ist bei uns nicht so beliebt, aber anderswo, das ist sinnlos, für die Therapie als auch für die Prävention.

Die Ö1-Redaktion schlug hier sogar das Gegenteil von dem vor, was Wenisch gesagt hat!

Hintergrund

Wenisch äußerte sich in Summe vehement gegen Schulschließungen, aber auch Masken, zitierte gerne Studien, ohne eine Quelle zu nennen (in einem Live-Interview könnte man den Lead-Autor nennen als Anfang) und wollte möglichst wenig Eingriffe ins Privatleben. Woher kommt seine kategorische Ablehnung der Maßnahmen? Das wird nachvollziehbarer, wenn man den Steckbrief über ihn in der Zeitschrift NEWS (27.01.22) liest:

„Dass er einmal Arzt werden möchte, war Christoph Wenisch schon als Kind
klar. 1973 erkrankte er an Scharlach und sei deshalb wochenlang im Spital
gewesen, wie er sich im Herbst 2020 bei Claudia Stöckl in „Frühstück bei
mir“ zurückerinnerte. Seine Eltern konnte der damals Sechsjährige bloß
durch eine Glaswand sehen. So etwas wollte er anderen in Zukunft
ersparen, dachte er sich. Es habe damals zwar bereits Antibiotika gegeben,
„nur der Amtsschimmel hat nicht vertraut und lieber noch Schulen zugesperrt“,
meinte Wenisch gegenüber der „Wiener Zeitung“. Er hingegen „wollte immer, das
alles am besten mit Medikamenten weggeht“

Wenisch erlebte damals seinen persönlichen Lockdown und behielt daraus offenbar ein Trauma. Nur: Damals gab es Antibiotika gegen Streptokokken, während Anfang Jänner 2022 erst ein Bruchteil der Kinder und Jugendlichen gegen SARS-CoV2 geimpft war. Medikamente gab und gibt es für Kinder keine. Deswegen lässt sich die Situation damals und heute nicht vergleichen und was ihm damals übertrieben schien, war in der Früh- und Akutphase der Pandemie notwendig, um einen Kollaps des Gesundheitssystems zu verhindern – um das zu erkennen, muss man allerdings über den Rand der eigenen Intensivstation hinausblicken können. Long Covid besteht nicht nur aus Betroffenen mit schweren Verläufen auf der Intensivstation, die das Post-Intensive Care Syndrom (PICS) entwickeln. Viele Intensivmediziner waren im Spätwinter 2022 sehr schnell damit, die Pandemie für überstanden zu erklären, als die Zahl der schweren Verläufe durch die Impfung abgenommen hat. Wenisch machte da keine Ausnahme.

In Summe bleibt also ein äußerst zwiespältiges Resümee zu seiner Rolle in der Pandemie. Er hat wie fast alle Ärzte die Impfung beworben, aber gleichzeitig die Rolle der Kinder in der Pandemie verharmlost, sowohl ihr Beitrag zum Infektionsgeschehen, ihr Erkrankungsrisiko als auch Long Covid. Wahrscheinlich hat er kaum bis nie Kinder auf seiner Station zu Gesicht bekommen – alleine bis Anfang 2021 wurden 350 Kinder hospitalisiert, 20 waren wegen MISC auf einer Intensivstation. Wo blieb die Solidarität mit vulnerablen Kindern, etwa mit Herzfehlern oder dem Down-Syndrom? Warum hat man keine Kinderimpfkampagne angestrebt, um die vulnerablen Kinder im Bildungswesen durch „Herdenimmunität“ zu schützen. Die Impfung hätte das Übertragungsrisiko reduziert, selbst ohne Luftreinigungsmaßnahmen oder Masken. Prävention war bei Wenisch – bis auf die Impfung und Handhygiene – leider immer Fehlanzeige.